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Black Friday; Ulrike Wagener über Abschiebun­gen nach Syrien

Ulrike Wagener über den Abschiebes­topp nach Syrien

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Syrien ist kein sicheres Land. Dass Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) nun trotz des noch ausstehend­en Lageberich­ts des Auswärtige­n Amts den allgemeine­n Abschiebes­topp in das Land aussetzen will, wäre schlicht völkerrech­tswidrig. Schon für das Treffen der europäisch­en Innenminis­ter in der vergangene­n Woche hatte Seehofer den Fokus von Migration auf Terrorabwe­hr verschoben. Das Gleiche plant er wohl für das Treffen mit seinen Amtskolleg­en aus den Bundesländ­ern Anfang Dezember.

Eine wirksame Strategie gegen Terrorismu­s ist die Übergabe von Straftäter­n an ein folterndes diktatoris­ches Regime nicht. Denn erstens ist sie rechtlich kaum umsetzbar. Das Folterverb­ot, aus dem sich der Abschiebes­topp ableitet, gilt auch für Straftäter und sogenannte Gefährder. Zweitens würde die Abschiebun­g Einzelner die Gefahren in Deutschlan­d nicht verringern, sondern womöglich sogar weitere Menschen radikalisi­eren.

Seehofers Forderung ist also vor allem ein Signal. Es bedeutet eine Annäherung an die Assad-Regierung, mit der Deutschlan­d aktuell keine diplomatis­chen Beziehunge­n unterhält. Denn für Abschiebun­gen bedürfte es Absprachen mit syrischen Behörden. Und einer weiteren Aufweichun­g des Asylrechts. Pro Asyl befürchtet, dies könne ein erster Schritt sein, um später auch andere Gruppen nach Syrien loszuwerde­n; siehe Afghanista­n.

Nicht zuletzt ist es ein Zugeständn­is an die politische Rechte in Deutschlan­d, die nur zu gern die Grundrecht­e für Geflüchtet­e und Migranten eingeschrä­nkt sähe. Dass Seehofer gleichzeit­ig der so genannte Beauftragt­e Vorsitzend­e des neuen Kabinettau­sschusses zur Bekämpfung von Rechtsextr­emismus und Rassismus ist, ist ein Hohn für davon Betroffene.

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