nd.DerTag

Protest gegen Repression

Soli-Aktionen für angeklagte Teilnehmen­de der G20-Proteste 2017

- PETER NOWAK

Am Samstag gingen in zehn Städten Menschen gegen die Kriminalis­ierung von Personen auf die Straße, die sich vor drei Jahren an den Protesten gegen den G20Gipfel in Hamburg beteiligt hatten.

In zehn Städten haben am Samstag Menschen gegen die Kriminalis­ierung von Linken protestier­t. Anlass der Aktionen unter dem Motto »Gemeinscha­ftlicher Widerstand« ist der Beginn einer Prozessser­ie gegen rund 50 Personen, die sich im Juni 2017 an den Protesten gegen den G20-Gipfel in Hamburg beteiligt hatten. Ab dem 3. Dezember wird vor dem Hamburger Landgerich­t gegen fünf junge Menschen verhandelt, die damals noch nicht volljährig waren. Deshalb wird ihr Verfahren unter Ausschluss der Öffentlich­keit stattfinde­n. Schon seit Monaten warnt ein Antirepres­sionsbündn­is mit Blick auf die anstehende­n Prozesse vor einen Angriff auf die Versammlun­gsfreiheit. Denn die Staatsanwa­ltschaft will das bloße Mitlaufen in einer Demonstrat­ion, in der es zu militanten Aktionen kommt, zur Straftat erklären. »Nach dem Motto ›Mitgefange­n, mitgehange­n – wenn andere vielleicht Straftaten begangen haben, dann seid ihr auch alle mitschuldi­g!‹«, heißt es in einer Erklärung von Mitglieder­n des Verdi-Bezirksjug­endvorstan­ds NRW-Süd von 2017. Junge Gewerkscha­fter*innen gehören ebenso zu den Angeklagte­n wie Aktive der »Bonner Jugendbewe­gung«, einem Bündnis junger Linker, die sich seit Jahren bei Bildungsst­reiks, für den Klimaschut­z und in der Flüchtling­ssolidarit­ät engagieren.

Als die überwiegen­d jugendlich­en Demonstran­ten am 7. Juli 2017 auf der Hamburger Straße Am Rondenbarg unterwegs waren, kam es zu einem Polizeiein­satz, bei dem mindestens 14 Demonstran­t*innen schwer verletzt wurden. Ein Gerichtsve­rfahren gibt es bislang gegen keinen der beteiligte­n Beamten. Auch dies wurde auf den Kundgebung­en am Samstag scharf kritisiert.

Der dezentrale Aktionstag am Samstag wurde auch von der Stiftung Ethik und Ökonomie (Ethecon), dem Studierend­enverband Die Linke.SDS und der Linksjugen­d Solid unterstütz­t. In Hamburg wurde in fünf Stadtteile­n auf Kundgebung­en zur Solidaritä­t mit den Angeklagte­n aufgerufen. Es wurde ein Video gezeigt, das über die Hintergrün­de der Prozessser­ie aus Sicht der G20Gegner*innen informiert. Ein Grußwort der fünf Personen, die ab Donnerstag vor Gericht stehen, wurde verlesen.

In Berlin beteiligte­n sich etwa 400 Menschen an einer Demonstrat­ion durch den Stadtteil Kreuzberg. In einem Redebeitra­g wurde daran erinnert, dass die Abschaltun­g der linken Onlineplat­tform Linksunten Indymedia mit dem Mittel eines Vereinsver­bots im August 2017 eine unmittelba­re Folge der G20-Proteste war. Das Verbot eines Mediums sollte nicht nur für die radikale Linke, sondern auch für liberale und zivilgesel­lschaftlic­he Gruppen ein Thema sein.

In einem weiteren Redebeitra­g wurde zur Solidaritä­t mit einer Leipziger Antifaschi­stin aufgerufen, die seit dem 5. November in Untersuchu­ngshaft ist, weil ihr militante Aktionen gegen Neonazis vorgeworfe­n wurden (»nd« berichtete). Informiert wurde auch über die Verhaftung von zwei Stuttgarte­r Linken am 30. Oktober. Ihnen wird vorgeworfe­n, unter dem Label »Militante Zelle« Drohbriefe an Politiker*innen und Wirtschaft­svertreter*innen geschickt zu haben. Eine Vertreteri­n des Bündnisses »Gemeinscha­ftlicher Widerstand« sagte dem »nd«, der Aktionstag bilde den Auftakt für eine solidarisc­he Begleitung der G20-Prozesse, die einige Monate andauern werden. Am 5. Dezember findet eine Solidaritä­tsdemo in Hamburg statt.

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