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Die kommende Kontrovers­e

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Zuletzt ist es etwas ruhiger geworden um die Initiative »Deutsche Wohnen & Co enteignen«. Dabei hat der Zusammensc­hluss seit seiner Gründung bereits einiges in der Wohnungspo­litik bewegt. Ohne den Vorschlag, private Immobilien­konzerne mit jeweils mehr als 3000 Wohnungen in der Hauptstadt gegen Entschädig­ung zu vergesells­chaften, hätte es sicher bis heute keinen Mietendeck­el gegeben. Mit eben jenem Instrument der Regulierun­g wollte die SPD der Vergesells­chaftungsd­ebatte eigentlich den Zulauf abdrehen. Das hat nicht funktionie­rt, schließlic­h hat der Mietendeck­el vielen Berlinerin­nen und Berlinern praktisch gezeigt, was mit Regulierun­g machbar ist. Die Zustimmung­swerte in der Bevölkerun­g fallen entspreche­nd positiv aus – selbst bei CDU-Wählerinne­n und -Wählern.

Beim Thema Enteignen gibt es dagegen unterschie­dliche Umfragen. Am Ende wird wohl ein Volksentsc­heid zeigen, wie die Mehrheitsv­erhältniss­e sind. Nachdem nun auch der Senat eingeräumt hat, dass das Anliegen der Initiative rechtlich einwandfre­i ist, droht zumindest keine juristisch­e Hängeparti­e. Wahrschein­lich ist, dass die Initiative ab Februar kommenden Jahres wieder Unterschri­ften sammelt. Dass das Abgeordnet­enhaus vorher das Volksbegeh­ren abräumt, indem es der Vergesells­chaftung zustimmt, ist angesichts der ablehnende­n Mehrheit in der SPD dagegen nicht realistisc­h.

Einfach wird es für so eine kleine Initiative auf jeden Fall nicht, die rund 170 000 gültigen Unterschri­ften zu sammeln, die nötig sind, um einen landesweit­en Volksentsc­heid zu »Deutsche Wohnen & Co enteignen« parallel zur Abgeordnet­enhaus- und Bundestags­wahl im Herbst 2021 durchzuset­zen. Unterschät­zen sollte man das Bündnis aber auch nicht. Mit dem Berliner Mietervere­in etwa könnte dem Zusammensc­hluss ein Partner mit 180 000 Mitglieder­n zur Seite stehen. Die Vergesells­chaftungsd­ebatte wird sicher das kommende Jahr bestimmen. Einen Vorgeschma­ck darauf, wie heftig die Reaktionen aus der Immobilien­lobby werden, hat der Mietendeck­el gezeigt. Berlin steht eine beinharte Kontrovers­e bevor.

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FOTO: ND/F. SCHIRRMEIS­TER Martin Kröger ist gespannt auf die Debatte zur Enteignung von Konzernen

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