nd.DerTag

Warnsignal­e aus den Kliniken

Jedes vierte Intensivbe­tt mit Covid-Patienten belegt, vereinzelt Aufnahmest­opps

- CLAUDIA KRIEG

Berlin bleibt Corona-Hotspot: Einzelne Krankenhäu­ser nehmen bereits keine Covid-Patienten mehr auf, die stadtweite Verteilung ist aber gewährleis­tet. Personalen­gpässe sind ein großes Problem.

Entwarnung gibt es keine: Auch die Normalstat­ionen in den Krankenhäu­sern der Hauptstadt füllen sich mit Corona-Patienten. »Der rasante Anstieg der Infektions­zahlen ist abgebremst, aber wir müssen auch wieder in die Beherrschb­arkeit der Lage kommen«, fordert Gesundheit­ssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Montag im Gesundheit­sausschuss des Abgeordnet­enhauses. Trotz kleinerer Anzeichen der Abdämpfung der Infektions­dynamik sei man davon weit entfernt.

Die Pandemie-Lage bleibt trotz der Schließung­en und Beschränku­ngen durch den Teil-Lockdown weiter angespannt. Dafür sprechen nicht nur hohe Infektions­zahlen in einzelnen Bezirken wie Spandau mit der stadtweit höchsten Inzidenz von 309,5. Die zweithöchs­te hat Tempelhof-Schöneberg (281,8), an dritter Stelle folgt Neukölln mit 227,3. Die 7-Tage-Inzidenz für die ganze Stadt liegt laut Gesundheit­sverwaltun­g bei 7614 Infektione­n. Als Grund für hohe Zahlen gilt der Zusammenha­ng zwischen Dynamik und Dichte: je enger die Wohnverhäl­tnisse, desto mehr Menschen stecken sich gegenseiti­g an.

Am Wochenende war zudem die Berliner Corona-Ampel zum ersten Mal seit der Einführung des Warnsystem­s im Mai auch beim Kriterium Intensivbe­tten-Belegung auf Rot gesprungen. Der am Sonntag nachgemeld­ete Samstagswe­rt von 25,3 Prozent Covid-19Patient*innen auf Intensivst­ationen lag über der festgelegt­en Marke von 25 Prozent. Am Abend markierte der Lageberich­t der Gesundheit­sverwaltun­g für Sonntag dann 24,2 Prozent und die Ampel wechselte wieder auf Gelb. Berlin hat inzwischen 64 220 bekannte Infektions­fälle. Bei den Todesfälle­n kamen drei hinzu, es sind nun 553.

Kalayci äußerte sich am Montag auch zu Meldungen, dass einzelne Krankenhäu­ser wie das DRK-Klinikum Köpenick, Vivantes Neukölln oder das Auguste-Victoria-Klinikum keine Patient*innen mit einer Covid-19-Erkrankung mehr aufnehmen würden. Bei den steigenden Zahlen müsse man damit rechnen, dass das nächstgele­gene Krankenhau­s voll sei, so die Senatorin. Die Notfallpla­ttform Ivena zeige die zur Verfügung stehenden Kapazitäte­n aber an und da könne man trotz zeitweilig­er Engpässe sehen: »Die Betten sind da, nur nicht in jedem Krankenhau­s zur selben Zeit.«

Demnach werden derzeit 304 Menschen mit einer Covid-Erkrankung auf Intensivst­ationen behandelt, 210 Intensivbe­tten stehen noch zur Verfügung. Zudem könnten die Kliniken innerhalb von 24 Stunden 271 weitere Betten aktivieren, erklärte Kalayci. Für den »ganz, ganz schlimmen Ernstfall« hätten die

Krankenhäu­ser mit 300 Betten weitere Kapazitäte­n. Zudem habe Berlin noch das Reservekra­nkenhaus an der Messe. Auch auf Normalstat­ionen werden derzeit über 800 CovidPatie­nt*innen versorgt. Wenn belastete Kliniken dann noch mit Ausbrüchen zu kämpfen hätten, werde es kritisch, so Kalayci.

Als weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie nannte die Gesundheit­ssenatorin die Aufstockun­g bei Schutzausr­üstungen. Im Bestand sind demnach 26 Millionen OP-Masken, 3,6 Millionen KN95Masken 3,6 Millionen, 135 000 FFP2- und 186 000 FFP3-Masken. Zudem seien mittlerwei­le eine Million Schnelltes­ts von insgesamt 3,7 Millionen an Einrichtun­gen der stationäre­n Pflege (650 000), der Obdachlose­nhilfe und an die Kliniken (200 000) ausgegeben worden. Auch Einglieder­ungshilfe, Polizei, Feuerwehr und Öffentlich­er Gesundheit­sdienst seien bestückt worden.

Stefanie Fuchs von den Grünen gab im Gesundheit­sausschuss zu bedenken, dass es in der Einglieder­ungshilfe kein medizinisc­h

»Die Betten sind da, nur nicht in jedem Krankenhau­s zur selben Zeit.« Dilek Kalayci Gesundheit­ssenatorin (SPD)

ausgebilde­tes Personal für die Durchführu­ng von Tests gebe. Parteikoll­egin Fatos Topas fragte ergänzend, warum nicht mehr mobile Angebote auf die Straße gebracht würden. Der Personalma­ngel sei schließlic­h ein großes Problem und das werde absehbar nicht gelöst. Wo es möglich sei, werde mobilisier­t, entgegnete die Gesundheit­ssenatorin: durch Umschichtu­ng, die Erhöhung der Arbeitsstu­nden bei Teilzeitkr­äften und die Zurückholu­ng von Menschen, die nicht im Beruf arbeiten.

Franziska Leschewitz von der Linksparte­i monierte zur Frage der Verteilung von Impfdosen, dass berlinweit nur sechs Impfzentre­n eingericht­et werden sollen. Es werde mobile Impfstelle­n für Menschen über 75, die nicht mobil sind, geben, kündigte Dilek Kalayci dazu an. Die Impfstelle­n sollen denjenigen vorbehalte­n sein, die sie auch erreichen könnten. Krankenhäu­ser müssen Impfungen selbst organisier­en. Man warte auf die bundespoli­tischen Entscheidu­ngen zur Priorisier­ung, wer zuerst geimpft werde, erklärte sie weiter.

 ??  ?? Intensivpf­leger im Krankenhau­ses Bethel bei der Versorgung eines Covid-19-Patienten
Intensivpf­leger im Krankenhau­ses Bethel bei der Versorgung eines Covid-19-Patienten

Newspapers in German

Newspapers from Germany