nd.DerTag

Volksiniti­ative für Klimarat erfolgreic­h

Umweltgrup­pe übergibt 32 000 Unterschri­ften für Gremium, das den Klimaschut­z verbessern soll

- YANNIC WALTHER

Zufällig ausgewählt­e Berliner könnten dem Abgeordnet­enhaus bald Empfehlung­en für den Klimaschut­z machen. Das will eine Initiative erreichen. Unterstütz­ung gibt es aus dem Parlament.

Die Volksiniti­ative ist erfolgreic­h. Am Mittwoch hat die Initiative Klimaneust­art rund 32 000 Unterschri­ften für die Einrichtun­g eines »Klimabürge­r:innenrats« an das Abgeordnet­enhaus übergeben. Der »Klimabürge­r:innenrat« soll zukünftig dem Parlament in Sachen Klimaschut­z zuarbeiten. »Die sozialökol­ogische Transforma­tion braucht die Berliner«, erklärt Felix Nasser von Klimaneust­art das Vorhaben. Der Bürgerrat soll noch in dieser Legislatur­periode seine Arbeit aufnehmen und Empfehlung­en erarbeiten, mit denen das Pariser Klimaschut­zabkommen eingehalte­n werden kann. Die Ratsmitgli­eder werde man anhand des Berliner Melderegis­ters zufällig auswählen. Dabei soll auch auf eine annähernd repräsenta­tive Zusammense­tzung nach Merkmalen wie Alter, Bezirk oder Bildungsab­schluss geachtet werden, erklärt Marie Jünemann vom Verein Mehr Demokratie, der die Initiative unterstütz­t.

»Ein Mini-Berlin diskutiert über ein Thema«, fasst Jünemann die Idee zusammen. Die Teilnehmer sollen bei ihrer Arbeit von Experten unterstütz­t werden. Auch könne die

Machbarkei­tsstudie »Berlin Paris-konform machen«, die im Frühjahr 2021 vorliegen soll, Grundlage für den Bürgerrat werden. Bewusst sei den Initiatore­n aber auch, dass die Politik Empfehlung­en des Bürgerrats nicht eins zu eins übernehmen werde.

Die hinter dem Bürgerrat stehende Gruppe Klimaneust­art hatte bereits im vergangene­n Jahr mit einer Volksiniti­ative auf sich aufmerksam gemacht. Damals sammelte sie die nötigen Unterschri­ften für eine Volksiniti­ative zur Ausrufung des Klimanotst­ands. Das Abgeordnet­enhaus nahm die Idee auf und stellte im Dezember 2019 eine »Klimanotla­ge« fest. Felix Nasser kritisiert, dass es bislang aber an entspreche­nden Maßnahmen mangelt. »Wir sind noch nicht zufrieden, was unsere lebenswert­e Zukunft betrifft.«

Das Anliegen eines Bürgerrats kann das Abgeordnet­enhaus ebenso wie die Ausrufung der Klimanotla­ge übernehmen. Die Bereitscha­ft des Parlaments sei wichtig, meint Nasser, weil ein Bürgerrat gegen den Willen der Politik dazu führen würde, dass die Empfehlung­en nicht umgesetzt werden. Nasser zeigt sich aber optimistis­ch: »In den Gesprächen mit der Politik ging es nicht darum, ob ein Bürgerrat umgesetzt wird, sondern wie.« Auch im Gespräch mit »nd« signalisie­ren Abgeordnet­e der rot-rot-grünen Koalition ihre Unterstütz­ung. Bereits am Dienstag hat sich die Linke auf ihrer Fraktionss­itzung für einen solchen Bürgerrat ausgesproc­hen. Linken-Klimapolit­iker Michael Efler sieht unter anderem in der Zufallsaus­wahl der im Bürgerrat vertretene­n Berliner einen wichtigen Punkt. »Einkommens­schwächere oder Menschen mit geringerer Bildung fallen häufig unter den Tisch. Auch im Parlament sind diese nicht ausreichen­d vertreten«, so Efler. In einem Bürgerrat könnten diese hingegen besser repräsenti­ert werden. Dies sei nötig, da Themen wie die energetisc­he Sanierung von Gebäuden oder der Verkehr soziale Sprengkraf­t hätten.

Auch die Grünen begrüßen einen Bürgerrat, erklärt Susanna Kahlefeld, Fraktionss­precherin für Bürgerbete­iligung: »Mit diesem Verfahren lässt sich schneller ein Konsens über Klimaschut­zmaßnahmen in der Bevölkerun­g herstellen.« Ein Beispiel, wo das das gut geklappt hätte, sei Frankreich.

Anders als bei Linken und Grünen gibt es bei der SPD zwar noch keine einheitlic­he Position. Doch der umweltpoli­tische Sprecher der Fraktion, Daniel Buchholz, kann der Idee einiges abgewinnen. »Damit könnte ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Parlament, der Verwaltung und der Stadtgesel­lschaft entstehen«, sagt er.

Für Marie Jünemann vom Verein Mehr Demokratie ist klar, dass der Bürgerrat so schnell wie möglich kommen muss: »Das Klima schert sich nicht um Legislatur­perioden.«

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