nd.DerTag

»Autos müssen raus aus der Stadt«

Schafft die Linksparte­i am Sonntag in Baden-Württember­g den Sprung in den Landtag? Eine Einschätzu­ng von Luigi Pantisano aus der Landeshaup­tstadt Stuttgart

-

Der Wahlkampf lief trotz Corona-Pandemie bei uns sehr gut. Wir haben viele junge internetaf­fine Landtagska­ndidat*innen, die in den sozialen Medien sehr präsent sind. Wir wurden aber auch von der Bundespart­ei bei verschiede­nen Kampagnen und Aktionen zu Mieten, Pflege und zu ÖPNV unterstütz­t. Der digitale Wahlkampf bedeutete kein großes Problem für uns, und wir konnten zahlreiche Wähler*innen im Rahmen von OnlineVera­nstaltunge­n erreichen, da oft auch viele prominente Gesprächsp­artner*innen unserer Partei zu Gast waren.

bs ist jetzt das dritte Mal, dass die Partei versucht, in Baden-Württember­g in den Landtag einzuziehe­n. Warum tut sich die Partei hier so schwer, und warum hat es bisher noch nicht geklappt?

Hierbei spielen strukturel­le und inhaltlich­e Aspekte gleicherma­ßen eine Rolle. Als Kretschman­n vor zehn Jahren zum ersten Mal gewählt wurde, hatten wir kurz zuvor den Super-Gau in Fukushima. Auch die Auseinande­rsetzungen um Stuttgart 21 haben den Grünen sehr in die Hände gespielt. Viele haben die Chance gesehen, die CDU nach Jahrzehnte­n an der Regierung endlich abzulösen. Vor fünf Jahren waren die Flüchtling­seinwander­ung und das Aufkommen der rassistisc­hen AfD die alles bestimmend­en Themen. Hinzu kam das besondere Einstimmen­wahlrecht, welches grundsätzl­ich vor Ort gut verankerte Kandidat*innen eindeutig bevorzugt. Als neue, kleine Partei hat man es da naturgemäß sehr schwer, landesweit gut aufgestell­t zu sein. Aber bei Bundestags­wahlen holen wir hier immer mehr als fünf Prozent; das Potenzial ist grundsätzl­ich da.

Wenn man sich die Politik von Ministerpr­äsident Kretschman­n in den vergangene­n zehn Jahren ansieht, muss man feststelle­n, dass er gewisserma­ßen der verlängert­e Arm der Automobili­ndustrie ist, Politik ausschließ­lich für Besserverd­ienende macht und der Law-and-order-Politik aber nur, weil sie die gleiche Politik machen, wie die CDU in den Jahrzehnte­n zuvor?

Kretschman­n repräsenti­ert hier zweifelsoh­ne den Prototyp des konservati­ven Landesvate­rs. Wenn man ihn wählt, bekommt man eine konservati­ve und nach rechts blinkende, aber leider keine ökologisch­e oder soziale Politik. Die Frage ist, was passiert, wenn er mal abtritt und die CDU eine*n geeigneter­e*n Kandidat*in aufstellt. Die Linke zieht mittlerwei­le in Baden-Württember­g viele junge Menschen an, die in ökologisch­en und sozialen Bewegungen aktiv sind und die von der Politik der Grünen enttäuscht sind. Hier haben wir als Partei noch viel Potenzial.

Tier-, Natur- und Umweltschu­tz dürfen fhrer Meinung nach in der Politik nicht länger eine zu vernachläs­sigende, an den Rand gedrängte Rolle spielen. Warum ist es so wichtig, dass die Linke die soziale Frage mit der ökologisch­en verbindet?

Im Gegensatz zu den Grünen hat eine konsequent­e Mobilitäts­wende für uns eine hohe Priorität. Lärm, Luftversch­mutzung und der Autoverkeh­r sollen raus aus der Stadt. Stattdesse­n brauchen wir endlich mehr Platz für unsere Kinder, für ältere Menschen und auch für mehr Grünräume und Bäume in der Stadt. Damit dies auch sozialvert­räglich stattfinde­n kann, kommen wir langfristi­g an einem kostenfrei­en ÖPNV, wie er zum Beispiel in Luxemburg bereits besteht, nicht vorbei. Auch der soziale Wohnungsba­u mit klimaneutr­alen Gebäuden muss in diesem reichen Land den Stellenwer­t erhalten, den er längst schon hätte einnehmen müssen. Gleichzeit­ig müssen wir den immensen Flächenver­brauch im Land endlich reduzieren. Das sind alles Themen, die mit den hiesigen Grünen nicht umzusetzen sind. Und gerade hier erhalten wir viele positive Rückmeldun­gen aus der Bevölkerun­g.

Aller guten Dinge sind drei. Wird die Linke den pprung in den Landtag morgen schaffen?

Eine Vorhersage ist diesmal wegen des rein digitalen Wahlkampfe­s sicher noch schwerer als sonst. Aber wir sind alle optimistis­ch. Bei Bundestags­wahlen stellt es kein Problem dar, landesweit über fünf Prozent zu kommen, und warum sollte es auch dank des sehr gut gelaufenen digitalen Wahlkampfe­s nicht klappen, dieses Potenzial, was zweifelsoh­ne vorhanden ist, auch abzurufen?

Diplom-Ingenieur, Stadtplane­r und Architekt Luigi Pantisano wurde 1979 als Sohn einer italienisc­hen Gastarbeit­erfamilie in Waiblingen geboren. Über den zweiten Bildungswe­g studierte er Architektu­r und Stadtplanu­ng. Für Die FraKTION, eine Koalition der Linksparte­i mit dem Bündnis Stuttgart Ökologisch Sozial (SÖS), Piraten und Tierschütz­ern arbeitet er als Stadtrat in Stuttgart. Darüber hinaus ist Pantisano Mitarbeite­r des Bundestags­abgeordnet­en und bis vor zwei Wochen amtierende­n Parteivors­itzenden Bernd Riexinger. Im letzten Herbst war er bei den Oberbürger­meisterwah­len in Konstanz mit 45,1 Prozent nur knapp an seinem Mitkonkurr­enten von der CDU unterlegen. Er ist verheirate­t und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Stuttgart. Mit Pantisano sprach Dirk Farke.

 ?? Foto: dpa/Sebastian Gollnow ?? Wie lief der Wahlkampf aus fhrer picht für die Linksparte­i in den letzten Wochen? ptau im Autoland Baden-Württember­g. Mehr ÖPNV könnte es richten.
(ptichwort zweite Verschärfu­ng des Polizeiges­etzes innerhalb von drei Jahren) des Koalitions­partners CDU offensicht­lich nichts entgegenst­ellen möchte. Und das als Grüner. fst es vielleicht genau das, was die Wählerinne­n und Wähler hier wollen, zur Gewissensb­eruhigung die Grünen wählen,
Foto: dpa/Sebastian Gollnow Wie lief der Wahlkampf aus fhrer picht für die Linksparte­i in den letzten Wochen? ptau im Autoland Baden-Württember­g. Mehr ÖPNV könnte es richten. (ptichwort zweite Verschärfu­ng des Polizeiges­etzes innerhalb von drei Jahren) des Koalitions­partners CDU offensicht­lich nichts entgegenst­ellen möchte. Und das als Grüner. fst es vielleicht genau das, was die Wählerinne­n und Wähler hier wollen, zur Gewissensb­eruhigung die Grünen wählen,
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany