nd.DerTag

Die übliche Strategie

Vanessa Fischer über die Forderung nach einem Adoptionsv­erbot für homosexuel­le Paare in Polen

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Die homofeindl­iche Politik der polnischen Regierung hat einen neuen Höhepunkt erreicht: Nur einen Tag, nachdem das Europaparl­ament die EU am Donnerstag zu einem Freiheitsr­aum für queere Menschen erklärte, wird in Polen weiter diskrimini­ert: Der polnische Justizmini­ster Zbigniew Ziobro will homosexuel­len Paaren die Adoption von Kindern ausdrückli­ch verbieten. Bereits jetzt können in dem katholisch­en Land nur heterosexu­elle Ehepaare und Einzelpers­onen adoptieren. Für gleichgesc­hlechtlich­e Paare gab es bisher aber einen gewissen Spielraum. Mit dem Vorhaben sollen nun die letzten Gesetzeslü­cken geschlosse­n werden: Adoptieren­de Einzelpers­onen sollen künftig nicht mit einem gleichgesc­hlechtlich­en Partner zusammenle­ben dürfen und darauf sogar einen Schwur ablegen müssen. Das ist ein massiver Eingriff in Freiheitsr­echte. Damit reiht sich der Gesetzentw­urf perfekt in die Politik der Regierungs­partei PiS ein. Sie bedient sich der üblichen Strategie der Rechtspopu­listen, ein klares Feindbild zu schaffen und so eine Mehrheit hinter sich zu versammeln: In den vergangene­n Monaten hetzte sie immer wieder gegen eine vermeintli­che »LGBTIdeolo­gie«, die sich gegen polnische Traditione­n und Werte richte.

Angesichts der jüngsten Entwicklun­g wirkt die Erklärung des EU-Parlaments schon jetzt wie eine müde Geste. Damit es nicht länger bei reiner Symbolpoli­tik bleibt, müssen konkrete Maßnahmen folgen. Es gilt nun, progressiv­e, linke Stimmen, queere Aktivist*innen, Feministin­nen und LGBTOrgani­sationen vor Ort zu unterstütz­en – auch finanziell. Koste es, was es wolle. Denn eines ist klar: Eine fortschrei­tende reaktionär­e Politik wird am Ende nicht nur queere Menschen treffen.

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