Biden nennt Putin »Mörder«
Spannungen wegen angeblicher Einmischung in US-Wahlkampf
Der Ton zwischen den Staatschefs in Washington und Moskau wird rauer. Dabei geht es auch um mutmaßliche Angriffe aus Russland auf die Wahl-Infrastruktur der US-Präsidentschaftswahl.
Washington. US-Präsident Joe Biden hält den russischen Staatschef Wladimir Putin für einen »Mörder«. In einem am Mittwoch ausgestrahlten Interview mit dem Sender ABC News sagte Biden auch, Putin werde dafür »bezahlen«, dass er seine Präsidentschaftskandidatur 2020 zu untergraben versucht habe. Biden war in dem Interview gefragt worden, ob er der Ansicht sei, dass Putin »ein Mörder ist« – der neue US-Präsident antwortete: »Das tue ich.« Biden nannte keine weiteren Einzelheiten und machte nicht deutlich, ob er sich damit womöglich auf den Fall der versuchten Vergiftung des Oppositionellen Alexej Nawalny bezog.
Moskau reagierte sofort und scharf auf Bidens Aussagen. »Putin ist unser Präsident und ein Angriff auf ihn ist ein Angriff auf unser Land«, schrieb der Präsident des russischen Unterhauses, Wjatscheslaw Wolodin, im Onlinedienst Telegram. Der einflussreiche Putin-Vertraute fügte mit Blick auf die Biden-Äußerungen hinzu: »Das ist Hysterie aufgrund von Machtlosigkeit.«
Am Dienstag hatten die US-Behörden einen neuen Bericht veröffentlicht, demzufolge sich Russland in die US-Präsidentschaftswahl 2020 eingemischt hat – und nicht nur in die Wahl 2016 zugunsten des abgewählten Präsidenten Donald Trump.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow wies den Bericht zur US-Wahl am Mittwoch als »völlig gegenstandslos und unbegründet« zurück. »Wir betrachten diesen Bericht als falsch«, sagte Peskow. Der Kreml bedauere die Veröffentlichung des Berichts, dieser solle als »Entschuldigung« für mögliche neue Sanktionen gegen Moskau gelten.
Die US-Ministerien für Heimatschutz und Justiz hatten zuvor mitgeteilt, Russland und der Iran hätten nach Erkenntnissen der USBehörden die Wahl-Infrastruktur der USPräsidentschaftswahl am 3. November angegriffen. Dabei sei es den Angreifern gelungen, die »Sicherheit mehrerer Netzwerke zu beeinträchtigen, die einige Wahlfunktionen verwalteten«. Den ausländischen Akteuren sei es aber nicht gelungen, das Wahlergebnis zu beeinflussen.
Der russische Vize-Außenminister Sergej Riabkow bezeichnete den Bericht aus den USA ebenfalls als »unbegründet«. Er sagte der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti, »feindliche Schritte gegen Russland« seien in Washington »Normalität« geworden.