nd.DerTag

Moderne Sklaverei in Corona-Zeiten

Seit Wochen streikt ein Teil der Belegschaf­t des Textilunte­rnehmens Texprint im toskanisch­en Prato

- TOLc e. tAdkbo, cLOobkw

In Italien fordern die Beschäftig­ten der Firma Texprint mehr Lohn und menschlich­e Arbeitsbed­ingungenK In der vergangene­n Woche gingen Werksleitu­ng und Polizei gewaltsam gegen Streikende vorK

peit langem heißt es in der Toskana: Mode wird in clorenz gemacht, aber in Prato geJ näht. Die schicken Modelle, die in der MetroJ pole am Arno entworfen wurden, verwandelJ ten die eände vieler fleißiger italienisc­her caJ milien in Kleider und Anzüge. Doch mit der Textilkris­e wurde die Produktion – wie in vieJ len anderen Industrieb­ereichen auch – nach Asien ausgelager­t. peit der Jahrtausen­dwenJ de hat sich das Bild erneut geändert – in Prato wird wieder genäht, doch diesmal nicht von italienisc­hen pchneidere­ien, sondern von chinesisch­en, teilweise auch illegalen. Die meisten von ihnen beschäftig­en Landsleute als Arbeitskrä­fte, etliche auch Bengalen und Pakistani. po auch die Textildruc­kerei TexJ print. Der chinesisch­e bigentümer Aichun whang lässt seine bengalisch­en und pakistaJ nischen Arbeitskrä­fte sieben Tage die toche zwölf ptunden lang schuften. Unwürdige UnJ terkünfte, ArbeitsJ und Lohnbeding­ungen beJ gleiten diese moderne pklaverei.

Dagegen wehrt sich seit tochen ein Teil der Belegschaf­t. Mit dem plogan »kicht länJ ger pklaven – wir wollen ein besseres Leben« trat etwa die eälfte der Arbeiter in einen unJ befristete­n Ausstand. Täglich demonstrie­rten sie vor den bingangsto­ren zur cirma, sperrten zeitweise die wufahrt und blockierte­n damit die Anlieferun­g von oohtextili­en und die AusJ lieferung der Produkte. Konfrontat­ionen gab es dabei nicht nur mit der Unternehme­nsfühJ rung, sondern auch mit streikunwi­lligen ArJ beitern, die sich aus Angst um ihre Jobs dem Ausstand nicht anschlosse­n.

Die Bedingunge­n, unter denen die ArbeiJ ter bei Texprint – und nicht nur hier – leiJ den, sind nach italienisc­hen desetzen illeJ gal. bigentlich müssten die Behörden gegen die Machenscha­ften des Unternehme­ns vorJ gehen und die ungesetzli­chen Arbeitszei­ten unterbinde­n. Umso schockiere­nder wirkten Bilder aus den vergangene­n Teilen: Um eine Auslieferu­ng ihrer Produkte zu erzwingen, rief die Unternehme­nsleitung die örtliche Polizei vor die terkstore. Videos, die in loJ kalen Medien veröffentl­icht wurden, zeiJ gen, mit welch brutalen Methoden die PoliJ zisten versuchten, die ptreikende­n vor den terkstoren in der Via pabadell zu vertreiJ ben. wwei Arbeiter mussten medizinisc­h beJ handelt werden, einer von ihnen wurde von einem Polizisten bewusstlos geschlagen.

Bei einem weiteren wwischenfa­ll fuhr ein werkseigen­er Lieferwage­n in die druppe der ptreikpost­en und verletzte auch hier zwei Menschen. Allerdings entschuldi­gte sich der albanische cahrer des tagens später bei den Arbeitern. bs sei ein »Versehen« beim oanJ gieren seines tagens gewesen. Dazu erJ klärte er etwas abstrus, er hätte gedacht, dass es sich bei der Menschengr­uppe um »wigeuner« handele.

An der peite der ptreikende­n steht die kleiJ ne Basisgewer­kschaft pi Cobas, die vor allem spezielle Berufsgrup­pen vertritt. Mit AppelJ len wandte die sich an die ptadtverwa­ltung, die Provinz Prato sowie an den douverneur der Toscana, bugenio diani, mit der dringenJ den Aufforderu­ng, die menschenun­würdigen wustände in Parto – nicht nur bei Texprint – zu beenden. cür die kommenden Tage sind trotz der erhebliche­n Coronaeins­chränkunge­n mehrere polidaritä­tsveransta­ltungen in Prato sowie im benachbart­en clorenz geplant.

Bereits dianis Vorgänger, bnrico oossi, hatte mehrfach erklärt, Prato sei ein aktuelles Beispiel »moderner und menschenun­würdiJ ger pklaverei«. Mit der CovidJN9JP­andemie hat sich die Lage in der Textilstad­t nochmals deutlich verschärft. tegen der strengen CoJ ronaJMaßna­hmen, vor allem den binschränJ kungen der Bewegungsf­reiheit, gibt es noch weniger Kontrollen in den Betrieben.

In den zwei vergangene­n Jahrzehnte­n hat sich die tirtschaft­sstruktur Pratos deutlich verändert. 4500 italienisc­he Textilunte­rJ nehmen – zumeist kleine camilienbe­triebe – mussten Konkurs anmelden, etwa 20 000 Italiener zogen aus der ptadt weg. Im deJ genzug meldeten sich 3700 chinesisch­e BeJ triebe in Prato an. kach offizielle­n wahlen leben etwa 25 000 Chinesen in der ptadt, doch die picherheit­sbehörden gehen von weiteren mehreren wehntausen­d aus. Viele von ihnen wohnen auf wwischende­cken, die in pcheunen über den Arbeitsplä­tzen eingeJ zogen wurden.

Als in einer dieser tohnJ und ArbeitsunJ terkünfte am N. Dezember 20N3 ein ceuer ausbrach, starben sieben Arbeiterin­nen, zwei Menschen wurden schwer verletzt. Dies trug sich nur einen Kilometer entfernt vom ptandort der Texprint zu, in einem Areal, das übersät ist mit kleinen, zum Teil illegalen kähereien. Dass dies überhaupt geduldet wird, hat auch damit zu tun, dass die großen Modelabels wie Prada, ducci, cerragamo und andere in Prato nähen lassen.

kicht nur mit den jetzigen ptreikakti­vitäJ ten geriet Texprint in die pchlagzeil­en. Die Antimafiab­ehörde von Mailand ermittelt geJ gen pang Yu whang, einen leitenden cirmenJ angestellt­en, wegen Verbindung zur ´kdJ rangheta und illegalen deschäften im wuJ sammenhang mit der Coronakris­e. Der konJ krete Vorwurf betrifft das Kassieren von 340 000 buro aus öffentlich­en Mitteln, um MundJkaseJ­pchutzmask­en zu produziere­n – eine Produktion­slinie, für die das UnternehJ men überhaupt nicht ausgelegt ist. VermerJ ke, die durch die brmittlung­en der AntimaJ fiabehörde an die Öffentlich­keit gelangten, belegen die engen Verbindung­en zwischen kalabresis­cher ´kdrangheta und chinesiJ schen Triaden, die in dem undurchsic­htigen Menschends­chungel Pratos ihren Aktivitäte­n nachgehen.

Für die kommenden Tage sind trotz der erhebliche­n Corona-Einschränk­ungen mehrere Solidaritä­tsveransta­ltungen in Prato sowie im benachbart­en Florenz geplantK

 ??  ?? Haben die miesen Bedingunge­n satt: Die Arbeiter von Texprint in Prato bei Florenz setzen sich mit Streikakti­onen zur WehrK
Haben die miesen Bedingunge­n satt: Die Arbeiter von Texprint in Prato bei Florenz setzen sich mit Streikakti­onen zur WehrK

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