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Masken-Affäre zieht weite Kreise

Neue Details zu Schmiergel­dzahlungen an CSU-Landtagsab­geordneten Sauter

- STEFAN OTTO

Das Geschäft mit dem Mund-NasenSchut­z ist offensicht­lich lukrativ. Knapp 1,9 Millionen Euro Schmiergel­d sind für eine Lieferung an drei Ministerie­n geflossen. Die Linke fordert rasche Aufklärung.

Nach einer Razzia am Mittwoch sind neue Einzelheit­en an die Öffentlich­keit gelangt, wie der frühere bayerische Justizmini­ster Alfred Sauter (CSU) an einem Masken-Deal verdient haben soll. Das Geld floss nach Informatio­nen der »Süddeutsch­en Zeitung« offenbar nicht direkt an den Landtagsab­geordneten, sondern die Firma eines CSUFunktio­närs soll die Provision in Höhe von 1,2 Millionen Euro entgegenge­nommen haben. Der Verdacht liegt nun nahe, dass dieses Unternehme­n Sauter die Summe weitergere­icht hat – als Gegenleist­ung dafür, dass er einer hessischen Firma dabei geholfen haben soll, Liefervert­räge für Schutzmask­en mit dem bayerische­n Gesundheit­sministeri­um, dem Bundesinne­nministeri­um und dem Bundesgesu­ndheitsmin­isterium abgeschlos­sen zu haben. Die Generalsta­atsanwalts­chaft München verdächtig­t Sauter, dass er seine Stellung als Abgeordnet­er genutzt habe, um die Maskendeal­s einzufädel­n. Sauters Anwalt bestreitet den Vorwurf.

An dem gleichen Deal soll auch der Bundestags­abgeordnet­e Georg Nüßlein beteiligt gewesen sein, der nach ersten Erkenntnis­sen der Ermittler 660 000 Euro Schmiergel­d für die Vermittlun­g der Aufträge erhalten haben soll. Auch gegen ihn wird wegen Bestechlic­hkeit und Steuerhint­erziehung ermittelt, was er ebenso bestreitet. Nüßlein war langjährig­er Abgeordnet­er der CSU, trat aber am 8. März aus der Partei aus, um weiteren Schaden von ihr fernzuhalt­en.

Die Linken-Vorsitzend­e Janine Wissler forderte den CSU-Vorsitzend­en Markus Söder auf, konsequent durchzugre­ifen. »Markus Söder wird man in Zukunft auch daran messen müssen, ob und wie engagiert er diese Aufgabe angeht«, sagte sie der »Augsburger Allgemeine­n«.

Um Transparen­z bei den einzelnen Beschaffun­gsvorgänge­n bemüht sich derweil das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium und hat die Namen aller Abgeordnet­en, die an der Maskenbest­ellung beteiligt waren, an die Bundestags­verwaltung übergeben.

Vorschläge, wie solche korrupten Geschäfte künftig unterbunde­n werden können, haben die SPD und Grünen im nordrhein-westfälisc­hen Landtag gemacht. Sie plädieren dafür, künftig die bezahlte Lobbyarbei­t von Abgeordnet­en ausdrückli­ch zu verbieten und unter Strafe zu stellen. Zudem fordern sie eine Verschärfu­ng des Paragrafen 108e des Strafgeset­zbuchs zur Bestechung und Bestechlic­hkeit von Mandatsträ­gern.

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