Arzneimittelbehörde: Astra-Zeneca sicher
Warnhinweis für Corona-Impfstoff Debatte in Deutschland über Sputnik V
Amsterdam. Der Corona-Impfstoff von Astra-Zeneca ist aus Sicht der Europäischen Arzneimittelbehörde (Ema) sicher. Das teilte die Behörde am Donnerstag in Amsterdam mit. Es werde aber eine extra Warnung vor möglichen seltenen Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen bei den möglichen Nebenwirkungen aufgenommen.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) machen sich derweil für eine rasche Zulassung des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V stark. »Wir brauchen jeden Impfstoff, den wir kriegen können«, sagte Müller am Donnerstag nach einer Video-Schalte der Länderchefs. Diese hätten mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen als Gast der Schalte darüber gesprochen, dass für das Vakzin wie für andere auch eine ordentliche Zulassung beantragt und diese geprüft werden müsse. Söder sagte, es sei nun nicht angezeigt, bei der Prüfung des Vakzins »im klassischen bürokratischen Klein-Klein-Verfahren alles abzuarbeiten«.
Polizist*innen in Berlin haben nun die freie Wahl für einen Impfstoff. Ende Februar hatte der Senat freiwillige Impfungen mit dem Astra-Zeneca-Vakzin für 12 000 Polizeibeamte angeboten. »Nach dem vorläufigen Ausfall von Astra-Zeneca wurde das geändert«, heißt es am Donnerstag in einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur. Der Berliner Polizei stehen nun 14 700 Impfcodes mit freier Wahl des Wirkstoffs zur Verfügung, also die zwei nötigen Impfdosen für 14 700 Personen. Laut Aussagen einer Polizeisprecher in ist für dieseEnt scheidung die G es und heits senats verwaltung zuständig.
Während der Stopp der Astra-Zeneca-Impfung für die Polizeikräfte sogar von Vorteil war, gehen die vulnerablen Gruppen der Hauptstadt wieder einmal leer aus. Für vergangenen Montag war der Impfstart für Menschen mit psychischer Behinderung in Einrichtungen der so genannten Eingliederung s hilfe geplant, ab Mittwoch sollten sich obdachlose Menschen impfen lassen können. Beides ist nun vorerst gestoppt. »Wir sind im Austausch mit der Gesundheitsverwaltung und warten darauf, dass Impfstoff freigegeben wird «, sagte ein Sprecher der Senats sozial verwaltung, der die Infrastruktur für die Impfungen vulnerabler Gruppen bereitstellt. Impfangebote für Geflüchtete seien geplant, der Impfst art sei jedoch noch unklar. Die Verwaltung unter G es und heits senator inDilekKalayci (SPD) sagte auf nd-Anfrage, sie müsse aufgrund der veränderten Lage um Astra-Zeneca nun neu planen.
Für diese drei Gruppen gibt es wohl nicht die Möglichkeit, es mal eben zu »ändern« und auf einen anderen Impfstoff umzuschwenken. Dabei sind Menschen in Gemein schafts unterkünften und auf der Straße einem besonders hohen Infektion s risiko ausgesetzt. Viele von ihnen haben Vor erkrankungen und zusätzlich das Risiko für einen schwereren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung. Auch wenn Astra-Zeneca nun bald wieder zur Verfügung steht, herrscht im Berliner Senat aber offenbar die Devise: Wer prekär lebt, bekommt nur den Impfstoff, den keiner will.