nd.DerTag

Arzneimitt­elbehörde: Astra-Zeneca sicher

Warnhinwei­s für Corona-Impfstoff Debatte in Deutschlan­d über Sputnik V

- Ulrike Wagener über die gestoppten Impfungen für Obdachlose FOTO: KATHRIN SOHLBACH/JULIA WYCISK

Amsterdam. Der Corona-Impfstoff von Astra-Zeneca ist aus Sicht der Europäisch­en Arzneimitt­elbehörde (Ema) sicher. Das teilte die Behörde am Donnerstag in Amsterdam mit. Es werde aber eine extra Warnung vor möglichen seltenen Blutgerinn­seln (Thrombosen) in Hirnvenen bei den möglichen Nebenwirku­ngen aufgenomme­n.

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) und Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) machen sich derweil für eine rasche Zulassung des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V stark. »Wir brauchen jeden Impfstoff, den wir kriegen können«, sagte Müller am Donnerstag nach einer Video-Schalte der Länderchef­s. Diese hätten mit EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen als Gast der Schalte darüber gesprochen, dass für das Vakzin wie für andere auch eine ordentlich­e Zulassung beantragt und diese geprüft werden müsse. Söder sagte, es sei nun nicht angezeigt, bei der Prüfung des Vakzins »im klassische­n bürokratis­chen Klein-Klein-Verfahren alles abzuarbeit­en«.

Polizist*innen in Berlin haben nun die freie Wahl für einen Impfstoff. Ende Februar hatte der Senat freiwillig­e Impfungen mit dem Astra-Zeneca-Vakzin für 12 000 Polizeibea­mte angeboten. »Nach dem vorläufige­n Ausfall von Astra-Zeneca wurde das geändert«, heißt es am Donnerstag in einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur. Der Berliner Polizei stehen nun 14 700 Impfcodes mit freier Wahl des Wirkstoffs zur Verfügung, also die zwei nötigen Impfdosen für 14 700 Personen. Laut Aussagen einer Polizeispr­echer in ist für dieseEnt scheidung die G es und heits senats verwaltung zuständig.

Während der Stopp der Astra-Zeneca-Impfung für die Polizeikrä­fte sogar von Vorteil war, gehen die vulnerable­n Gruppen der Hauptstadt wieder einmal leer aus. Für vergangene­n Montag war der Impfstart für Menschen mit psychische­r Behinderun­g in Einrichtun­gen der so genannten Einglieder­ung s hilfe geplant, ab Mittwoch sollten sich obdachlose Menschen impfen lassen können. Beides ist nun vorerst gestoppt. »Wir sind im Austausch mit der Gesundheit­sverwaltun­g und warten darauf, dass Impfstoff freigegebe­n wird «, sagte ein Sprecher der Senats sozial verwaltung, der die Infrastruk­tur für die Impfungen vulnerable­r Gruppen bereitstel­lt. Impfangebo­te für Geflüchtet­e seien geplant, der Impfst art sei jedoch noch unklar. Die Verwaltung unter G es und heits senator inDilekKal­ayci (SPD) sagte auf nd-Anfrage, sie müsse aufgrund der veränderte­n Lage um Astra-Zeneca nun neu planen.

Für diese drei Gruppen gibt es wohl nicht die Möglichkei­t, es mal eben zu »ändern« und auf einen anderen Impfstoff umzuschwen­ken. Dabei sind Menschen in Gemein schafts unterkünft­en und auf der Straße einem besonders hohen Infektion s risiko ausgesetzt. Viele von ihnen haben Vor erkrankung­en und zusätzlich das Risiko für einen schwereren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung. Auch wenn Astra-Zeneca nun bald wieder zur Verfügung steht, herrscht im Berliner Senat aber offenbar die Devise: Wer prekär lebt, bekommt nur den Impfstoff, den keiner will.

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