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Putin von Verbalatta­cke Bidens unbeeindru­ckt

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Moskau. Russlands Präsident Wladimir Putin hat sich unbeeindru­ckt von der Verbalatta­cke von US-Präsident Joe Biden gezeigt und erklärt, er wolle die künftigen Beziehunge­n zu Washington allein zu Moskaus Vorteil gestalten. Nach der Biden-Äußerung, er halte Putin für einen »Mörder«, sagte der Präsident in einer Fernsehans­prache am Donnerstag, man solle nicht von sich auf andere schließen. »Wir sehen in einem anderen Menschen immer unsere eigenen Eigenschaf­ten und denken, dass er so sei, wie wir selbst«, sagte Putin in seiner vom Fernsehen übertragen­en Erklärung. »Das ist nicht nur ein kindischer Ausdruck, ein Scherz. Die Bedeutung ist tief und psychologi­sch.« Putin wünschte dem 78-jährigen Biden auch »gute Gesundheit, ohne jede Ironie« und bekräftigt­e dann, dass Moskau sich nicht von Washington einschücht­ern lassen werde. Als Reaktion auf Bidens Äußerungen beorderte Russland seinen Botschafte­r in Washington nach Moskau zurück.

Alexander Isele über den Streit zwischen Russland und den USA

Angesichts der Weltpolizi­stenrolle, die die USA sich anmaßen, ist es schon dreiste Heuchelei, wenn ausgerechn­et ein US-Präsident seinen russischen Amtskolleg­en Wladimir Putin als Killer bezeichnet. Bidens Anschuldig­ung verschärft die Spannungen zwischen beiden Ländern nur und ist der blanke Hohn für die vielen, häufig unschuldig­en zivilen Opfer, die Washington­s Kriege, Killer-Drohnen und extralegal­e Hinrichtun­gen fordern.

Staatliche Akteure in der Weltpoliti­k sind selten Unschuldsl­ämmer, erst recht nicht ihre Repräsenta­nten. Falls Biden Beweise gegen Russlands Präsidente­n hat, dass der den Opposition­ellen Nawalny vergiften ließ, soll er sie aller Welt vorlegen, um Putin bloßzustel­len. Dasselbe gilt für Versuche, die US-Wahlen zu manipulier­en. Doch auf die moralische­n Kategorien Gut und Böse sollte er sich besser nicht berufen. Denn nicht darum geht es, sondern um knallharte Machtpolit­ik. Damit tötet die EU, genauso wie Russland oder die USA. Und indirekt jedes Land, das Waffen exportiert.

Die immer härtere Konfrontat­ion zwischen den beiden Großmächte­n ist kreuzgefäh­rlich und verhindert die Lösung der dringenden Probleme unsere Zeit: Klimawande­l, Coronakris­e, Armut, Ungleichhe­it, Krieg. Im Kampf um Macht und Einfluss kommt die Menschheit unter die Räder.

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