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Zwei Tests für eine Fusion

Noch ein ausgefalle­ner Sommer wäre für Festivalve­ranstalter und Gäste der GAU

- SEBASTIAN WEIERMANN

Tests, Impfungen, finanziell­e Hilfen – bei einem Fachgesprä­ch mit der Linke-Abgeordnet­en Caren Lay äußern Protagonis­ten der Eventbranc­he Ideen, wie der Festivalso­mmer gerettet werden kann.

Die großen Festivals wie Rock am Ring, Hurricane und Southside wurden vom Veranstalt­er Eventim Live schon vor einer Woche abgesagt. Wegen des unsicheren Infektions­geschehens und der Verlängeru­ng der »epidemisch­en Lage mit nationaler Tragweite« seien Festivals dieser Größenordn­ung nicht durchführb­ar, so die Veranstalt­erfirma.

Kleinere Festivals wie die Fusion, die traditione­ll auf dem ehemaligen Militärflu­gplatz in Lärz nahe der Müritz (Mecklenbur­g-Vorpommern) stattfinde­t, haben noch nicht aufgegeben.

Andere, etwas kleinere Festivals wie die Fusion, die traditione­ll auf dem ehemaligen Militärflu­gplatz in Lärz nahe der Müritz (Mecklenbur­g-Vorpommern) stattfinde­t, haben noch nicht aufgegeben. Martin Eulenhaupt, genannt Eule, ist Vorsitzend­er des Veranstalt­ervereins und war am Mittwochab­end zu einem Fachgesprä­ch bei der LinkeBunde­stagsabgeo­rdneten Caren Lay zu Gast. Dort erklärte Eule, es sei unklar, ob es in diesem Jahr eine Fusion geben könne. Im Veranstalt­erkreis arbeite man aber an einem Konzept. Tests seien dafür zentral. Bei einem mehrtägige­n Festival wie der Fusion sei es dabei nicht mit einem Schnelltes­t getan, deswegen umfasse das Konzept zwei PCR-Tests für die Festivalgä­ste. Ziel sei es, »eine Sicherheit herzustell­en, wie sie in der Gesamtgese­llschaft in dieser Größenordn­ung nirgendwo besteht«, so Eule. Finanziell­e Hilfe oder Ausfallgar­antien aus der Politik sind für Eulenhaupt zweitrangi­g, es gehe nicht ums Geld, sondern darum, »Tausenden Menschen, die feiern wollen«, dies auch zu ermögliche­n.

Auf die (Test-)Erfahrunge­n bei einem eventuell im Juni stattfinde­nden Fusion-Festival bauen auch die Veranstalt­er der Bucht der Träumer, die im August in Brandenbur­g stattfinde­n soll. Im Gespräch mit Caren Lay stellt Angela Volz von der Bucht allerdings erst mal etwas Handfestes vor, einen Brandbrief von 50 Open-Air-Festivals aus Berlin und Brandenbur­g. Darin wird auf die prekäre Situation der Festivalve­ranstalter genauso aufmerksam gemacht wie auf die der mit ihnen verknüpfte­n Branchen. Vom Pyrotechni­ker bis zum Dorf-Supermarkt, der an einem Festivalwo­chenende den besten Umsatz des Jahres macht.

Im Brandbrief stellen die Festivalve­ranstalter Forderunge­n an die Politik. Sie wollen eine Festlegung der Besucherza­hl, die an der Größe des Geländes und dem Infektions­geschehen gemessen wird statt an einer starren Obergrenze, sowie einen Konsens, was Hygienekon­zepte beinhalten müssen. Von der Politik fordern sie außerdem die Übernahme von Planungs- und Organisati­onskosten bei der Untersagun­g eines Festivals. Einnahmeve­rluste wegen einer geringeren Besucherza­hl und höhere Kosten durch Schnelltes­ts sollen außerdem vom Land übernommen werden. Isabelle Vandre, die für die Linke im

Brandenbur­ger Landtag sitzt, unterstütz­t die Forderunge­n des Brandbrief­s und kritisiert die Landesregi­erung scharf. Diese habe keine Strategie für Hilfen und verweise immer auf die Bundespoli­tik. Sie attestiert der Landesregi­erung eine »massive Verweigeru­ngshaltung«, die aufgelöst werden müsse.

Skeptisch, was Festivals angeht, ist auch Axel Ballreich von der Livekomm, dem Verband der Musikspiel­stätten in Deutschlan­d e. V. Zwar hat sein Verband umfassend am Manifest Restart mitgearbei­tet, das Wege zurück zu Festivals und Konzerten aufzeigt, aber Ballreich ist trotzdem kritisch. »Am Ende hängt es am Wohlwollen von einem Landrat oder Bürgermeis­ter, da hilft auch das beste Konzept nicht«, blickt er kritisch auf den Sommer. Wegen fehlender Impfungen sieht Ballreich für Festivals, die vor Juli oder August

stattfinde­n, keine guten Chancen. Sein Fazit: »Es wird kein guter Festivalso­mmer.«

Caren Lay hat sich das alles angehört. Vor einem Jahr hat sie im Bundestag das Parlamenta­rische Clubforum mitgegründ­et. Die Zusammenar­beit unter den Vertretern der verschiede­nen Parteien sei dort besser als bei vielen anderen Themenfeld­ern. Es sei wichtig, dass »Club- und Festivalpo­litik sichtbar« geworden sei. Ein »bisschen was« habe man erreichen können. Das sei aber »unglaublic­h zäh« gewesen. Aus dem Gespräch mit den Festivalve­ranstalter­n nimmt sie mit, dass es bessere finanziell­e Hilfen für Soloselbst­ständige geben müsse und dass die Festivals bei der Erarbeitun­g und Durchführu­ng von Hygienekon­zepten und Teststrate­gien unterstütz­t werden müssen. Lays Fazit des Abends: »Es braucht legale Möglichkei­ten zu raven.«

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Im Juni 2016 war das Wetter beim Festival Hurricane schlecht, nun fällt es wegen Corona ins Wasser.

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