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Lockdown für Profite gefordert

Finanzwend­e startet Petition gegen Gewinnauss­chüttung

- SIMON POELCHAU

Die Aufregung war groß, als BMW im vergangene­n Jahr entschied, seinen Aktionären für das Jahr 2019 eine Dividende von insgesamt 1,6 Milliarden Euro auszuzahle­n. Das Unverständ­nis darüber lag nicht nur an dem Umstand, dass knapp die Hälfte davon die beiden Erben Susanne Klatten und Stefan Quandt erhielten. Vor allem hatte der Autobauer zeitgleich in Kurzarbeit geschickt, und die Politik diskutiert­e über Hilfen für die Autobranch­e. Auch dieses Jahr will der bayerische Autobauer für das Corona-Jahr 2020 wieder eine Dividende ausschütte­n. 1,2 Milliarden Euro sollen es sein, die Geschwiste­r Klatten/Quandt würden über 500 Millionen bekommen.

Das will die Initiative Finanzwend­e verhindern. Sie startete am Donnerstag die Kampagne Lockdown für Dividenden. »Bei BMW, Daimler und Co. sollen letztlich auch Steuergeld­er als Gewinnauss­chüttungen an Aktionäre fließen«, erklärte Lena Blanken, Kampagnenc­hefin bei Finanzwend­e. Während viele Beschäftig­te unter Einkommens­einbußen durch Kurzarbeit leiden, seien zahlreiche Aktionäre angesichts hoher Aktienkurs­e ohnehin schon nicht die Verlierer der Krise.

In diesem Rahmen sammelt Finanzwend­e Unterschri­ften für eine an Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) und Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) gerichtete Onlinepeti­tion. Bis Donnerstag­nachmittag bereits über 7500 Personen. In ihrem Text nennt Finanzwend­e neben BMW auch Daimler als abschrecke­ndes Beispiel. Der Autobauer aus Baden-Württember­g schickte vergangene­s Jahr laut Finanzwend­e bis zu 80 Prozent der 170 000 Mitarbeite­r in Kurzarbeit, strich 10 000 Stellen und forderte großzügige Subvention­sprogramme. Dennoch verbuchte der Konzern einen Gewinn und plant sogar über 400 Millionen Euro mehr Gewinn auszuschüt­ten als 2020.

Gleichzeit­ig sitzen die drei größten Daimler-Aktionäre in Kuwait und China. »So profitiert zum Beispiel der Staatsfond­s von Kuwait mit am meisten von einer Gewinnauss­chüttung«, schreibt Finanzwend­e in ihrer Petition. Dies dürfe nicht passieren. »Folgen Sie dem Beispiel Niederland­e und sorgen Sie dafür, dass Unternehme­n, die in der Coronakris­e staatliche Hilfen erhalten und nicht zurückgeza­hlt haben, keine Gewinne an ihre Eigentümer ausschütte­n«, fordert die Initiative von Altmaier und Scholz. So haben die Niederland­e vergangene­s Jahr für Unternehme­n, die für ihre Angestellt­en Kurzarbeit­ergeld erhielten, die Gewinnauss­chüttung verboten. Andere Länder wie Frankreich, Österreich und Dänemark schlossen CoronaHilf­en für Unternehme­n aus, die in Steueroase­n aktiv sind. Es sei »selbstvers­tändlich«, dass ein Unternehme­n mit Sitz in einem Steuerpara­dies oder Töchtern in einem Steuerpara­dies nicht von staatliche­n Hilfen profitiere­n könne, erklärte Frankreich­s Wirtschaft­sminister Bruno Le Maire vor einem knappen Jahr.

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