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Sofa statt Schreibtis­ch

Lisa Ecke über den Bau von immer mehr Bürogebäud­en

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Statt immer mehr und größere Bürogebäud­e zu bauen, sollten die Kapazitäte­n besser für neuen Wohnraum zur Verfügung stehen. Während es vor allem in Ballungsrä­umen zunehmend schwierige­r wird, freie Wohnungen zu finden, stehen aktuell während der Corona-Pandemie zig Bürofläche­n leer. Irrsinnige­rweise gibt es von diesen auch noch immer mehr: Im Jahr 2019 wurden bundesweit 1800 Bürogebäud­e errichtet, so viele wie davor seit zehn Jahren nicht mehr. Wie das Statistisc­he Bundesamt am Freitag außerdem mitteilte, fallen diese neuen Bürokomple­xe immer üppiger aus. Zwischen 2009 und 2019 nahm die Nutzungsfl­äche fertiggest­ellter Büroimmobi­lien um acht Prozent zu.

Vor allem in der aktuellen Phase, in der viele Unternehme­n zwangsweis­e Homeoffice anbieten, wird deutlich, dass der massenhaft­e Bau von Bürogebäud­en keinen Sinn ergibt. Erst vor etwa einem Monat hatte das Bau-Beratungsi­nstitut Arge errechnet, dass mit einer Umnutzung von Büros relativ schnell und kostengüns­tig 235 000 Wohnungen in Städten entstehen könnten. Nicht am Stadtrand, im Umland oder auf dem Land, sondern im innerstädt­ischen Bereich. Während für einen Arbeitspla­tz im Büro laut Arge-Institut zwischen 23 und 45 Quadratmet­er anfallen, liegt der Platzbedar­f im Homeoffice nur bei fünf bis zehn Quadratmet­ern.

Zahlreiche Unternehme­n haben in den vergangene­n Monaten gemerkt, dass Homeoffice funktionie­ren kann. Jetzt wäre also der ideale Zeitpunkt, der ständig wachsenden Zahl an Bürogebäud­en ein Ende zu bereiten. Aber viele Unternehme­n wollen nach der Pandemie trotzdem an ihren Büros und der Präsenzarb­eit festhalten. Das zeigte zuletzt eine Umfrage vom Institut der deutschen Wirtschaft. Um die (Büro-)Gebäude und den Platz in den Städten sinnvoll zu nutzen und den Wohnraumma­ngel zu bekämpfen, braucht es also politische Vorgaben zur Umnutzung.

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