Erste Präsidentin
Samia Suluhu Hassan war nicht nur die erste Vizepräsidentin Tansanias, jetzt ist sie auch die erste Präsidentin. Sie folgt in dem Amt auf ihren verstorbenen Vorgänger John Magufuli. Den Eid legte sie am Freitag in Hijab und mit Koran in der Hand ab. Am Mittwochabend hatte sie Magufulis Tod im Fernsehen bekannt gegeben: Er sei an einer Herzkrankheit gestorben. Einige vermuten allerdings, dass Magufuli, der die Coronapandemie letztes Jahr nach einem dreitägigen Gebet für beendet erklärt hatte, an Covid-19 erkrankt und auch gestorben ist.
Samia Suluhu Hassan ist erst die zweite Staatschefin Tansanias, die nicht vom Festland, sondern von der Inselgruppe Sansibar stammt. Vor ihrer Zeit als Vizepräsidentin war sie als Staatsministerin für Unionsangelegenheiten zwischen dem Festland und den Inseln verantwortlich. Ihre Karriere begann sie als Angestellte des Ministeriums für Planung und Entwicklung. Ab 1983 studierte sie Öffentliche Verwaltung an der Universität von Mzumbe und arbeitete anschließend für das
Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen. Die nächsten Jahre war sie für die Regierung tätig. 1999 wurde sie für ein Jahr Geschäftsführerin des NGO-Verbands auf Sansibar und wandte sich dann der Politik zu.
Der tansanischen Zeitung »Daily News« sagte Hassan 2014: »Ich bin der Ansicht, dass die soziale Ordnung der Sansibaris keinen Raum für eine Frau in der höchsten Position lässt, aber wenn mich die Leute fragen, würde ich nicht zögern, ihnen zu dienen.« Ihre Position habe sie durch Kompetenz und nicht durch Gefälligkeiten erhalten. »Ich fordere junge Frauen und Mädchen auf, fleißig zu lernen und sowohl religiöse, als auch herkömmliche Bildung wahrzunehmen.« Anfangs musste sie sich gegen ihre männlichen Kollegen durchsetzen, doch »letzten Endes haben sie meine Beiträge geschätzt«. Nun sind alle Augen darauf gerichtet, ob Hassan die in den Augen der WHO fahrlässige Gesundheitspolitik ihres Vorgängers fortsetzen und ob sie das angespannte Verhältnis zur Opposition verbessern wird.