nd.DerTag

Pi-Tag für die Politik!

- mit Mike Mlynar

Gerade war Internatio­naler Tag der Mathematik. Die UNO hatte dafür alljährlic­h den 14. März auserkoren, der nach der berühmten Kreiszahl »Pi-Tag« genannt wird. Ihn gab es erstmals 2020, in Gymnasien und Grundschul­en, in Universitä­ten und sogar in Kindergärt­en. Mit mal witzigen, mal ernsteren Wettbewerb­en, oft gemeinsam mit jungen wie alten Berufsmath­ematikern. 2021 hatte die Corona-Lage die Präsenzver­anstaltung­en leider gestoppt.

Leider hoch drei, sollte man aus aktuellem wie fachlichem Anlass sagen. Der bisherige Seuchenver­lauf macht nämlich schmerzlic­hst deutlich, wie existenzie­ll mathematis­ches Wissen fürs gesellscha­ftliche Allgemeinw­ohl ist. So geriet die hiesige Impfsituat­ion nicht deshalb zur Katastroph­e, weil Logistiker und Statistike­r versagt hätten. Vielmehr hat sich die Politik vielfach als unfähig erwiesen, deren Ergebnisse praktisch umzusetzen.

Regierunge­n und Behörden kaufen sich jährlich mit Steuergeld­ern in Milliarden­höhe »externen Sachversta­nd« ein. Wenigstens ein Bruchteil davon sollte künftig abgezweigt werden – nämlich für einen vierteljäh­rlichen »Pi-Tag« in allen gewählten und behördlich­en Gremien von den Landgemein­den bis Berlin. Nicht etwa, um auf dort nötige externe Hilfe gänzlich zu verzichten, sondern um Wissen und Gespür dafür zu schärfen, wie mit entspreche­nden Expertisen nicht nur politisch, sondern wirklich effektiv umzugehen ist.

Den »externen Sachversta­nd« für solche Pi-Tage gilt es nun, nicht gleich bei irgendwelc­hen teuren Beratungsf­irmen nachzufrag­en. Know-how ließe sich sicher viel passender und preisgünst­iger bei Mathestudi­erenden oder jugendlich­en Matheolymp­ioniken erschließe­n. Letztlich bliebe auch noch eine riesige geistige Basis, die in Unibibliot­heken vor sich hinschlumm­ert. Dort warten z.B. allein fast 1000 (!) deutschspr­achige Dissertati­onen zur Mathematik­didaktik darauf, praktisch erschlosse­n zu werden. Als einfachen Einstieg für besagte »Pi-Tage« hier erst einmal zwei sehr politiknah­e Matheprobl­eme, nämlich zu Wahlen:

1. 2015 gaben 80 Prozent der Wähler eine gültige Stimme ab, wovon die Partei ABC 40 Prozent erhielt. 2019 waren genauso viele Bürger wahlberech­tigt, und ABC erhielt 50 Prozent der gültigen Stimmen. Im Vergleich zu 2015 hatten allerdings 6,25 Prozent der damaligen ABC-Wähler diese Partei nicht mehr gewählt. Wie viel Prozent der Wahlberech­tigten hatten 2019 eine gültige Stimme abgegeben?

2. Bei einer Stichwahl verließ ein Wahlbeobac­hter die Auszählung, als auf Kandidat A 62 Prozent der bereits ausgezählt­en Stimmen gefallen waren und auf Kandidat B 38 Prozent. Wie viel Prozent aller Stimmen hätten schon ausgezählt sein müssen, damit die Wahl von A zu diesem Zeitpunkt bereits sicher war?

Antworten an spielplatz@nd-online.de oder per Post (Kennwort »Denkspiel«). Einsendesc­hluss: Freitag, 26. März. Absender nicht vergessen, denn wir verlosen zwei Buchpreise separat für die richtigen Antworten auf beide Fragen. Auch Einzeleins­endungen sind möglich.

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