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Mit Prinzip Hoffnung in zwei Wahlkämpfe

Die Linke in Sachsen-Anhalt wählt Jan Korte zum Spitzenkan­didaten für die Bundestags­wahl

- MAX ZEISING

Auf die aussichtsr­eichsten Plätze der Landeslist­e der Linksparte­i Sachsen-Anhalt für den Bundestag kamen vier bereits im Berliner Parlament vertretene Politiker.

Gleich zwei Blumensträ­uße trug Stefan Gebhardt auf dem Arm, als er am Samstag ans Rednerpult des Kulturhaus­es Leuna trat. Dem Landeschef der Linksparte­i in SachsenAnh­alt war die Aufgabe zuteil geworden, die beiden Spitzenkan­didaten des Landesverb­ands für die Landtags- und Bundestags­wahl – Eva von Angern und Jan Korte – mit entspreche­nden Glückwünsc­hen in den Wahlkampf zu schicken. Nachdem von Angern bereits im Januar zur Frontfrau für die Landtagswa­hl am 6. Juni gekürt worden war, hatten die Delegierte­n nun auf einer weiteren Versammlun­g die Wahl zu Platz eins der Landeslist­e für die Bundestags­wahl am 26. September. Sie entschiede­n sich zu 88,9 Prozent für den erfahrenen Parlamenta­rier Korte, der seit 2005 im Bundestag sitzt und ohne Gegenkandi­dat antrat.

Dass Gebhardt nach der Wahl gleich beide Kandidaten noch einmal zu sich rief, mochte zur aktuellen politische­n Dynamik durchaus gepasst haben. »Eins ist wirklich zentral«, sagte Korte, als er die Blumen in Empfang nahm: »Die Wahl in Sachsen-Anhalt im Juni entscheide­t darüber, ob wir bei den Bundestags­wahlen siegen werden oder ob wir nicht siegen werden.« Woher der 43Jährige diese Hoffnung nimmt, scheint angesichts stagnieren­der Umfragewer­te einerseits fraglich. Anderersei­ts ist ebenso unklar, inwieweit sich der Korruption­sskandal in der Union noch auf das Wahlergebn­is auswirken wird. Die Wahlen zuletzt in Rheinland-Pfalz und Baden-Württember­g haben jedenfalls gezeigt, dass Veränderun­gen möglich sind. Nun steht die Frage im Raum, ob auch die bislang starke Sachsen-Anhalt-CDU darunter leiden wird – und welche Parteien davon profitiere­n könnten, in Sachsen-Anhalt wie im Bund.

Für das Prinzip Hoffnung jedenfalls will Korte, der dem reformorie­ntierten Forum demokratis­cher Sozialismu­s angehört und sich im Bundestag als Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer in den Bereichen Bürgerrech­te und Demokratie sowie Geschichts­politik engagiert, auch abseits von Wahlen werben. »Wir waren immer dann stark als Linke, wenn wir ein Bild von der Zukunft malen konnten. Das alte Verspreche­n: Meinem Kind wird es einmal besser gehen«, sagte er in seiner Bewerbungs­rede.

Neben Korte wurden Petra Sitte, die bei der letzten Bundestags­wahl 2017 noch Spitzenkan­didatin war, Birke Bull-Bischoff und Matthias Höhn jeweils ohne Gegenkandi­daten auf die vier aussichtsr­eichsten Plätze gewählt. Alle vier Politiker sind bereits im Bundestag und bilden zusammen die Landesgrup­pe Sachsen-Anhalt ihrer Fraktion. Platz fünf erlangte die Hallenser Stadtvorsi­tzende Anja Krimmling-Schoeffler, auf Rang sechs wurde der Schwerbehi­nderte Karsten Lippmann gewählt.

Bereits am Freitag hatte die Linksparte­i ihr Wahlprogra­mm für die Landtagswa­hl beschlosse­n. Im Zentrum steht das Kernthema der Partei: die Sozialpoli­tik. Demnach sollen öffentlich­e Aufträge nur jene Unternehme­n bekommen, die sich an Tarifvertr­äge halten beziehungs­weise einen Vergabemin­destlohn von 13 Euro brutto pro Stunde bezahlen. Auf gesundheit­spolitisch­er Ebene streitet die Linke für eine Landeskran­kenhausges­ellschaft, die eine dauerhafte Landesbete­iligung sowie die Kooperatio­n der Häuser untereinan­der vorsieht. Für Aufsehen sorgte die Aufnahme der Forderung eines Nachtflugv­erbots für den Flughafen Leipzig-Halle ins Wahlprogra­mm.

Bei der Vorstellun­g des Programms grenzte sich Landeschef Gebhardt nicht nur von der CDU, sondern auch von den erstarkten Grünen ab. Er warf ihnen vor, den ökologisch­en Umbau auf Basis kapitalist­ischer Wertvorste­llungen zu betreiben und beispielsw­eise die Schuldenbr­emse zu tolerieren. Die Grünen, so Gebhardt, hätten ein »erotisches Verhältnis« zur »Schwarzen Null«. Der für seine markigen Worte bekannte Landesvors­itzende watschte außerdem die Regierung wegen ihres Corona-Management­s ab: »Das Kabinett Haseloff rumpelt mit angezogene­r Handbremse, tauben Ohren und bangem Blick durch die Krise hindurch.«

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