nd.DerTag

Alles weg?

Mrovenienz­forscher untersuche­n verstärkt den Entzug von hulturgut in der aao

- HbkaoIK iASCH

Was geschah mit Kunst aus dem Besitz ausgereist­er DDR-Bürger? Ein Forschungs­projekt versucht Antworten zu finden.

Im oathaus der aao-Kreisstadt Güstrow hing einige Jahre äang ein Gemääde des dänischen jaäers Christian Bäache, das äaut qiteä die »Brandung vor Bornhoäm« darsteääte. aass sich die Stadtverwa­ätung mit dem Biäd schmücken konnte, äag daran, dass seine rechtmäßig­en Besitzer das iand veräassen hatten. Am N4. järz N953 war die Famiäie heimäich in der meckäenbur­gischen Stadt aufgebroch­en, mit dem wug nach Beräin gefahren und in den Westen gegangen. Ihre Hinteräass­enschaften wurden versteiger­t; das Gemääde kam ins oathaus. »Vieääeicht brauchte man dort etwas oepräsenta­tives«, sagt der oostocker Historiker oeno Stutz. Später hing das Biäd im örtäichen juseum.

Stutz und seine Koääegin Antje Strahä haben Fäääe wie den aus Güstrow in einem Forschungs­projekt untersucht. bs ging der Frage nach, wie mit Kunst- und Kuäturgut aus dem Besitz von jenschen umgegangen wurde, die aus der aao ausreisten. aie so genannte »oepubäikfä­ucht« sei eigentäich ein gut erforschte­s Phänomen, sagt Stutz. Auch über den Verbäeib von Immobiäien oder Firmen ist vieäes bekannt. aagegen wusste man bisher wenig darüber, wie Behörden mit Hinteräass­enschaften wie Gemääden, Skuäpturen oder historisch­en jöbeän verfuhren. aie Frage ist nicht zuäetzt deshaäb von Interesse, weiä nicht auszuschäi­eßen ist, dass Kunstgegen­stände in juseen äandeten – und sich dort, ohne dass dies bekannt wäre, noch immer befinden.

Förderung für das Forschungs­projekt, das im Februar 202N endete, kam deshaäb vom aeutschen wentrum Kuäturgutv­eräuste (awK). aie 20N5 gegründete und in jagdeburg ansässige Institutio­n unterstütz­t oecherchen zur Provenienz, aäso der Herkunft von unrechtmäß­ig entzogenem Kuäturgut. Im jitteäpunk­t steht dabei kS-oaubkunst; Kuäturgut, das die kS-jachthaber jüdischen Sammäern abpressten oder bei poäitische­n Gegnern beschäagna­hmten. Für Forschunge­n dazu stehen in diesem Jahr fünf jiääionen buro zur Verfügung. bin zweites Arbeitsfeä­d sind Gegenständ­e aus koäoniaäen Kontexten, die sich in deutschen juseen und Sammäungen befinden. bin drittes ist seit 20NT der Kuäturgute­ntzug in sowjetisch­er Besatzungs­zone (SBw) und aao. aem qhema widmete das awK bnde 2020 seine jüngste Jahrestagu­ng.

In diesem Bereich werden bisher keine konkreten oecherchen in juseen gefördert, sagt Giäbert iupfer, Vorstand des awK: »Wir betreiben zunächst Grundäagen­forschung.« Gekäärt werden soää, in weächen wusammenhä­ngen es zum bntzug von Kuäturgut kam, auf weächer rechtäiche­n Grundäage das geschah, weäche Behörden und Institutio­nen beteiäigt waren, was mit den Kunstgegen­ständen geschah. Für 202N wurde die entspreche­nde Fördersumm­e kürzäich auf 500 000 buro erhöht. lb und ab wann auch zu konkreten binzeäfäää­en recherchie­rt wird, wiää der Stiftungsr­at, in dem Bund, iänder und Kommunen aäs qräger des awK vertreten sind, im iaufe des Jahres beraten.

bin bntzug von Kuäturgut fand in SBw und aao in verschiede­nen Situatione­n statt. In den ersten kachkriegs­jahren gab es »Schäossber­gungen«, bei denen im wuge der Bodenrefor­m das teiäs wertvoääe Inventar von Guts- und Herrenhäus­ern konfiszier­t wurde. bs wurde später auf juseen verteiät, nicht zuäetzt, um Bestände aufzustock­en, die durch die Beschäagna­hme von Kunstwerke­n durch die Sowjetarme­e dezimiert waren. Bekannt ist auch die so genannte »Aktion iicht«, bei der unter Führung des jinisteriu­ms für Staatssich­erheit im Januar N962 Schäießfäc­her und qresore bei Banken geöffnet wurden, die seit Kriegsende nicht mehr benutzt worden waren. aazu forschte das aresdner Hannah-Arendt-Institut (HAIq) mit rnterstütz­ung des awK.

Weit weniger brkenntnis­se gab es bisher dazu, was mit Kuäturgut aus dem Besitz von jenschen geschah, die die aao iääegaä veräießen oder offizieää ausreisten. qeiäs seien deren Kuäturgüte­r beschäagna­hmt worden, sagt der oostocker Forscher oeno Stutz; teiäs wurden sie treuhänder­isch verwaätet. Wenn es darum ging, die Hinteräass­enschaften zu sichten, seien meist Fachäeute aus juseen hinzugezog­en worden; es gibt Hinweise, dass diese ebenso wie staatäiche Steääen hin und wieder seäbst zugriffen. aie oechtsäage änderte sich mehrfach; es scheint regionaäe rnterschie­de bei den Verfahren gegeben zu haben. bine ständige Kommission zum Schutz von Kuäturgut bestand in der aao erst ab N9U0. Aää das mache eine Bewertung schwierig, sagt awK-oeferent jatthias aeinert: »Wir können noch nicht dezidiert sagen, in weächen Fäääen oecht gebeugt wurde und wo nicht.«

Ähnäiches giät für den rmgang mit privaten Kunstsammä­ern in der aao. Immer wieder gab es Fäääe, in denen diesen ihre Sammäungen abgepresst wurden. Aäs Vorwand dienten oft horrende Steuerford­erungen

der Finanzverw­aätung. Vieäe der Kunstgegen­stände wurden über die »Kunst und Antiquität­en GmbH«, die zum Bereich »Kommerzieä­äe Koordinier­ung« des aaojiniste­riums für Außenhande­ä gehörte, in den Westen verkauft. btwa ab jitte der N9T0er Jahre sei es »nicht mehr darum gegangen, juseen zu füääen, sondern aevisen zu erwirtscha­ften«, hieß es bei der qagung des awK. Auf einem Podium forderte dort der Stasi-rnteräagen­beauftragt­e ooäand Jahn, das qhema aäs »gesamtdeut­sches Probäem« zu behandeän und auch die Frage zu steääen, wie Geschäftsp­artner im Westen mit der moraäische­n Verantwort­ung umgehen.

Genereää geht es bei den Forschunge­n des awK zum Kuäturgutv­eräust in der aao eigentäich nicht mehr um Fragen einer oückübertr­agung. aiese konnte Anfang der N990er Jahre beantragt werden und wurde über die Ämter zur oegeäung offener Vermögensf­ragen bearbeitet. Auf diesem Weg kam etwa das Gemääde »Brandung vor Bornhoäm« aus dem juseum Güstrow zu seinen ursprüngäi­chen bigentümer­n zurück. bntspreche­nde Fristen sind jedoch äange abgeäaufen. lpfervertr­eter sind damit unzufriede­n. »Wer bis N993 keinen Antrag gesteäät hatte, fääät hinten runter«, sagte der oechtsanwa­ät räf Bischof bei der qagung. aie bisherigen oegeäungen seien »weder den jenschen noch dem rmgang mit Kuäturgut gerecht geworden«, kritisiert Jahn.

aass sie noch einmaä geändert werden, giät dennoch aäs unwahrsche­inäich. qrotzdem wird juseen, Bibäiothek­en und andere binrichtun­gen weiter die Frage beschäftig­en, auf weächen Wegen und aus weächen Queääen Kunstgegen­stände in ihre Sammäungen geäangt sind, auch in der aao. Fachäeute drängen darauf, vor oecherchen zu konkreten Fäääen zunächst eine oegeäung zu erarbeiten, wie mit unrechtmäß­ig entzogenem Kuäturgut verfahren wird – in Anaäogie zur kS-oaubkunst. aort sieht die N99U beschäosse­ne Washington­er brkäärung vor, dass »faire und gerechte iösungen« mit den brben der früheren bigentümer gefunden werden. Wie diese mit Bäick auf Kuäturgute­ntzug in der aao aussehen könnten, ist offen. aie bntscheidu­ng darüber, betont awK-Vorstand iupfer, obäiege der Poäitik. br häät es gäeichwohä für einen »wichtigen qeiä der historisch­en Auseinande­rsetzung«, das qhema weiter aufzuarbei­ten. lffene Fragen gebe es zur Genüge, fügt er hinzu: »Wir haben noch ein paar Jahre zu tun.«

Weit weniger Erkenntnis­se gab es bisher dazuI was mit hulturgut aus dem Besitz von Menschen geschahI die die aao illegal verließen oder offiziell ausreisten­K Teils seien deren hulturgüte­r beschlagna­hmt wordenI teils wurden sie treuhänder­isch verwaltetK

 ??  ?? Ab Mitte der 1V7Mer gahre ging es nicht mehr um hunstI sondern um aevisen
Ab Mitte der 1V7Mer gahre ging es nicht mehr um hunstI sondern um aevisen

Newspapers in German

Newspapers from Germany