nd.DerTag

Projekt Abwahl

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Markus Drescher über die neuerliche­n Corona-Beschlüsse

In einem halben Jahr sind Bundestags­wahlen. Und welches andere Thema sollte die Wahlentsch­eidung der Bürger*innen so entscheide­nd beeinfluss­en wie die Erfahrunge­n während der Coronakris­e – und damit in diesem Fall vor allem mit dem Krisenmana­gement der Großen Koalition und dessen Auswirkung­en auf das persönlich­e Leben.

Nun gut, unter diesem Gesichtspu­nkt können die montäglich­en BundLänder-Beratungen und deren Beschlüsse als weiterer Baustein des augenschei­nlich mit aller Macht verfolgten Projekts Abwahl verbucht werden. Wenn einer Regierung nach einem Jahr Krise und etlichen Lockdwons (Verlängeru­ngen mitgezählt) am Ende erneut nur die Option bleibt, das Land stillzuleg­en, weil man zuvor trotz Warnungen und deutlicher Anzeichen stümperhaf­t und blauäugig in die dritte Pandemiewe­lle gelaufen ist, ist das wahrlich die endgültige Bankrotter­klärung. Zum Schaden aller erfolgt diese auch noch nicht einmal gegen Ende der Krise, sondern mittendrin.

Denn ein Ende der Pandemie hierzuland­e oder wenigstens die Hoffnung auf ein halbwegs normales Leben mit dem Virus sind – auch das ein Verdienst der Verantwort­lichen – anders als in anderen Ländern noch nicht abzusehen. Dafür wurden zu viele Chancen verpasst, zu wenig geforscht und Erkenntnis­se gesammelt, zu sehr versucht, sich auch in dieser Ausnahmesi­tuation nach altem Rezept völlig fantasie-, lust- und planlos durchzulav­ieren.

Sind das also tatsächlic­h die politisch Verantwort­lichen, die in der PostPandem­ie-Zeit die dringend erforderli­che Erneuerung des Landes angehen können? Und denen man die Lösung der in der Krise deutlich sichtbar gewordenen grundsätzl­ichen Probleme in vielen Bereichen zutraut? Es scheint durchaus wahrschein­lich, dass die Wähler*innen ihre Chance an der Urne (oder per Briefwahl) nicht ungenutzt lassen, diese Frage mit Nein zu beantworte­n.

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