nd.DerTag

Das Amt ist beschmutzt

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Stefan Otto über die Rolle Woelkis im Kölner Missbrauch­sskandal

Wenn ausgerechn­et Björn Gercke bei der Präsentati­on eines Gutachtens über sexuellen Missbrauch im Erzbistum Köln sagt, er habe keinerlei Hinweise darauf, dass Erzbischof Rainer Maria Woelki in den Skandal involviert sei, dann macht das misstrauis­ch. Schließlic­h wurde Gercke von Woelki mit dem Gutachten beauftragt, und der Erzbischof pflegte enge Verbindung­en zu seinem Vorgänger Kardinal Joachim Meisner, der über etliche Fälle im Bilde war und sie vertuschte. Längst ist Woelki selbst massiv unter Druck geraten, zurücktret­en will der Erzbischof aber nicht.

Stattdesse­n kündigte er eine unabhängig­e Kommission an, die sich mit den Vorfällen beschäftig­en soll. Nach allen bisherigen desaströse­n Versuchen Woelkis, Licht in die mehr als 300 Kindesmiss­handlungen zu bringen, stellt sich allerdings die Frage, wie ernst er es damit meint und ob er dazu willens ist. Bisher erweckt nämlich insbesonde­re das unter Verschluss gehaltene erste Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl den Anschein, als spielten Täterschut­z und Vertuschun­g noch immer eine Rolle.

Betroffene fordern längst, dass sich um eine Aufarbeitu­ng der Missbrauch­sfälle besser der Bundestag kümmern sollte. Das erscheint ratsam, denn das Vertrauen in das Erzbistums ist schon lange verspielt.

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