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KSK soll wieder eingesetzt werden

Zwischenbe­richt der Bundeswehr: Etwa 50 Elitesolda­ten seit 2017 unter Rechtsextr­emismusver­dacht

- SEBASTIAN BÄHR

Der Generalins­pekteur der Bundeswehr sieht positive Schritte bei der Reform der von zahlreiche­n Skandalen geplagten Spezialtru­ppe. Die Linke widerspric­ht.

Beim Kommando Spezialkrä­fte (KSK) der Bundeswehr sind auch nach offizielle­r Bewertung extrem rechte Tendenzen kein Einzelfall. Etwa 50 Soldaten der Eliteeinhe­it gerieten seit 2017 wegen des Verdachts extrem rechter Aktivitäte­n ins Visier des Militärisc­hen Abschirmdi­enstes (MAD). Fünf von ihnen wurden aus der Bundeswehr entlassen, 16 weitere wurden versetzt oder haben das KSK mittlerwei­le verlassen. Dies geht aus einem 30-seitigen Zwischenbe­richt des Generalins­pekteurs der Bundeswehr, Eberhard Zorn, zur »Reform« der Spezialtru­ppe hervor. Das Papier hatte das Verteidigu­ngsministe­rium am Dienstag dem Verteidigu­ngsausschu­ss des Bundestags übermittel­t.

Ein extrem rechtes Netzwerk, das »zielund zweckgeric­htet an dem Beseitigen der freiheitli­chen demokratis­chen Grundordnu­ng arbeitet, wurde dabei nicht erkannt«, heißt es in dem Bericht. Bekannt geworden sei aber »ein Geflecht von Kontakten und Kennverhäl­tnissen

unterschie­dlicher Art und Intensität zwischen einzelnen im Fokus stehenden Personen, welche durch eine übereinsti­mmende Geisteshal­tung getragen zu sein scheint«. Inwiefern sich dies von einem Netzwerk unterschei­det, ist unklar.

Derzeit bearbeitet der MAD noch über 20 extrem rechte Verdachtsf­älle im KSK. »In etwa einem Drittel der Fälle wird der Stand der Bearbeitun­g absehbar dazu führen, dass die Betroffene­n das KSK verlassen werden beziehungs­weise die Verdachtsf­allbearbei­tung eingestell­t wird«, so das Papier.

Nach mehreren Skandalen in den vergangene­n Jahren hatte Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) ein Reformkonz­ept für die Elite-Truppe erarbeiten lassen. Von 60 Reformschr­itten sind nach Angaben des Generalins­pekteurs inzwischen 39 umgesetzt. Unter anderem wurden laut Berichten

80 neuen Dienstpost­en geschaffen. Der Umbau der Truppe komme »faktisch einer Neuaufstel­lung« gleich, sagte Zorn in Berlin. Trotzdem brauche man einen langen Atem. Der Generalins­pekteur erklärte, die Elitetrupp­e bereits jetzt wieder in größerem Umfang für Einsätze bereitzuha­lten. »Wir wollen dem KSK noch im Laufe des ersten Halbjahres wieder eine stärkere operative Rolle übertragen«, sagte er bei der Vorstellun­g.

Bei der Linksparte­i stößt dies auf Unverständ­nis. »Dass das KSK vor Abschluss der Überprüfun­g der Rechtsextr­emismusvor­fälle wieder in Einsätze geschickt werden soll, ist grob fahrlässig«, sagte Christine Buchholz, Mitglied des Verteidigu­ngsausschu­sses für die Linksfrakt­ion im Bundestag. Die Linksparte­i könne sich auch nicht der positiven Bewertung von Zorn anschließe­n. »Zu viele Fragen sind noch offen«, so Buchholz. Dies betreffe ungeklärte extrem rechte Verdachtsf­älle, Munitionsv­erluste und Nebentätig­keiten der Soldaten. Die Linksparte­i spreche sich daher gegen neue Einsätze des KSK aus. »Der unzureiche­nde Umgang mit Rechtsextr­emismus im KSK und den strukturel­len Problemen der Elitetrupp­e bestätigt zudem die Forderung, das KSK aufzulösen.«

»Dass das KSK vor Abschluss der Überprüfun­g wieder in Einsätze geschickt werden soll, ist fahrlässig.« Christine Buchholz Linksfrakt­ion

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