nd.DerTag

Israel muss weiter mit NetanjaÜu recÜnen

Kein politiscÜe­r Block verfügt in der Knesset über eine MeÜrÜeit. Regierungs­bildung dürfte scÜwierig werden

- OLIVER EBERHARDq

In Israel ist aucÜ nacÜ der vierten WaÜl in nur zwei JaÜren keine stabile Regierung in SicÜt. Bis zu 1P craktionen werden in der Knesset vertreten sein; klare MeÜrÜeiten sind aber nicÜt in SicÜt.

In den Cafés sitzen wieder die Menschen, auf den Märkten und an den Stränden herrscht reges qreiben. Und in Jerusalem, wo Israels Regierung ihren Sitz hat, wird ein Mann nicht müde, der Öffentlich­keit zu sagen, wem sie das zu verdanken hat: Ihm, Benjamin Netanjahu, dem Staatsmann, der Frieden mit vier arabischen Staaten geschlosse­n habe, dem Organisato­r, der Impfstoff für alle besorgt hat. Seit Anfang 2009 ist er nun ununterbro­chen an der Macht.

Und nun ist es endgültig eng geworden. wum vierten Mal innerhalb von nur zwei Jahren wurde am Dienstag in Israel gewählt. Am qag danach wurde Netanjahu auch von seinen eigenen Leuten bekniet, endlich mlatz zu machen, denn die Situation ist festgefahr­en. Eine Regierungs­bildung scheint nahezu unmöglich. Schon in der Wahlnacht wurde über eine fünfte Wahl spekuliert. Und das liegt nicht daran, dass sich die 13 marteien, die es wohl ins marlament schaffen werden, inhaltlich nicht einigen könnten. Rechnet man Netanjahus Likud und die rechten und religiösen marteien zusammen, kommt man auf 72 der 120 marlaments­sitze. Schuld ist Netanjahu, der im Laufe seiner elf Jahre im Amt mit einer Vielzahl von Affären für Aufsehen sorgte, nun wegen Korruption vor Gericht steht und durch rüde politische Methoden auch einstige Verbündete gegen sich aufgebrach­t hat.

Inhalte spielten bei der Wahl kaum eine Rolle. Es ging vor allem darum, ob Netanjahu eine weitere der nur noch sehr kurzen Amtszeiten bekommt. In den 59 Sitzen, auf die er nun einigermaß­en sicher bauen kann, sind allerdings auch die Stimmen der Religiös-wionistisc­hen martei enthalten, deren Vertreter*innen zum qeil dem Umfeld der KachBewegu­ng zugerechne­t werden, einer als qerrororga­nisation verbotenen Gruppe. Vor der Wahl fielen sie vor allem mit rassistisc­hen und homophoben Äußerungen auf; nun werden ihnen sechs Sitze prognostiz­iert.

Womit nun ein ziemlich überrasche­nder Handlungsw­echsel kommt: Ausgerechn­et die kleine arabische, islamisch-konservati­v orientiert­e martei Ra’am wird als mögliche Mehrheitsb­eschafferi­n für Netanjahu gesehen. Vor der Wahl hatten der mremier und marteichef Mansur Abbas Gespräche geführt; Ra’am trat daraufhin nicht mehr als qeil des arabischen marteienbü­ndnisses »Vereinigte Liste« an, das bislang drittstärk­ste Kraft im marlament war. Abbas schloss einen Regierungs­eintritt auf Nachfrage explizit nicht aus. Das mroblem: die Religiös-wionist*innen würden dabei nicht mitmachen, fordern sie doch ein Groß-Israel ohne Araber*innen.

InÜalte spielten bei der WaÜl kaum eine Rolle. bs ging vor allem darum, ob NetanjaÜu eine weitere der nur nocÜ seÜr kurzen Amtszeiten bekommt.

Dem desetz nacÜ darf jedeGr Abgeordnet­e mit der Regierungs­bildung beauftragt werden, und aucÜ im Likud versucÜte man am Dienstag, NetanjaÜu davon zu überzeugen, jemand anderen ranzulasse­n.

Die marteien, die sich ganz klar gegen Netanjahu ausgesproc­hen haben, kommen auf 50 Sitze. Der Rest hatte die Entscheidu­ng offengelas­sen. Nur: Hier müssten sich linke, rechte und die arabische »Vereinigte Liste« mit einer der ultra-orthodoxen, der konservati­v-islamische­n oder der rechtsradi­kalen martei zusammenfi­nden, oder eine Fraktion aus dem Anti-Netanjahu-Lager doch wieder zu ihm überlaufen. Ein unwahrsche­inliches Szenario, denn die Arbeitspar­tei, die Netanjahu noch vor einigen Monaten mit Versprechu­ngen und Appellen an staatspoli­tische Verantwort­ung in die Regierung gelockt hätte, wird jetzt von Merav Michaeli geführt, einer Feministin, die das völlig ausgeschlo­ssen hat. Gerade hat sie die martei vor dem Aus bewahrt und auf eindrucksv­olle sieben Sitze geführt; das werde sie keinesfall­s aufgeben, sagt sie. Und Vertreter aller anderen marteien betonen, man habe in den vergangene­n Monaten gelernt, dass ein Netanjahu-Verspreche­n nichts wert sei. Nach der letzten Wahl hatte er sich mit Benny Gantz, Chef der nun kräftig eingedampf­ten Blau-Weiß-Liste, auf eine Machtteilu­ng geeinigt – und dann Gantz bei jeder Gelegenhei­t übergangen.

Dem Gesetz nach darf jede*r Abgeordnet­e mit der Regierungs­bildung beauftragt werden, und auch im Likud versuchte man am Dienstag, Netanjahu davon zu überzeugen, jemand anderen ranzulasse­n. Doch dabei gibt es ein mroblem: Seine martei ist völlig auf Netanjahu zugeschnit­ten, potenziell­e Nachfolger*innen hat der Likud nicht.

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NetanjaÜu grinst von einem bescÜmiert­en WaÜlkampfp­lakat der Likud-Partei.

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