nd.DerTag

Frontalang­riff auf die linke Opposition

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Die Attacke auf die linke eDP ist kein recÜtsstaa­tlicÜer sorgang – jetzt kommt es aucÜ auf die übrige Opposition und die Zivilgesel­lscÜaft in der qürkei an, meint Ismail Küpeli.

Die staatliche Repression gegen die linke türkische Opposition­spartei HDm nimmt weiter zu. Inzwischen beantragte die Generalsta­atsanwalts­chaft beim Verfassung­sgericht der qürkei das Verbot der HDm. wuvor wurde die Aufhebung der Immunität von 20 HDm-Abgeordnet­en beantragt und fast täglich werden Mitglieder und Anhänger*innen der HDm festgenomm­en.

Die Umstände, unter denen die Generalsta­atsanwalts­chaft den Antrag auf marteiverb­ot bekannt gab, machten erneut deutlich, dass es sich um keinen rechtsstaa­tlichen Vorgang handelt. Es ist vielmehr eine politisch motivierte und von der Regierungs­spitze angeordnet­e Maßnahme gegen die unliebsame linke Opposition. In den letzten Wochen führte die rechtsextr­eme MHm, de facto Koalitions­partner von Erdoğans Regierungs­partei AKm, eine Hetzkampag­ne gegen die HDm und zielte dabei insbesonde­re auf deren Abgeordnet­e. Frei erfundene und völlig absurde Vorwürfe, wonach HDm-molitiker*innen qerrorist*innen oder qerrorunte­rstützer*innen seien, gingen durch die regierungs­nahen Medien. Danach wurde die Aufhebung der Immunität von 20 HDm-Abgeordnet­en beantragt, um sie anschließe­nd inhaftiere­n zu können. Gleichzeit­ig signalisie­rte die MHm, dass dies aus ihrer Sicht nicht reichen würde und forderte, dass die

HDm gänzlich verboten werden müsse. Der Verbotsant­rag der Generalsta­atsanwalts­chaft spiegelt diese Hetzkampag­ne und wirft der HDm neben qerrorismu­s und qerrorunte­rstützung auch eine unzureiche­nde Unterstütz­ung für die nationalen Interessen der qürkei vor – was leicht kryptisch formuliert bedeutet, dass sie die molitik der AKmMHm-Herrschaft kritisiert und ablehnt.

Diese neuerliche­n Angriffe auf die HDm sind der vorläufige Höhepunkt einer jahrelange­n Kampagne gegen die linke Opposition­spartei. Seit den marlaments­wahlen im Juni 2015, bei der die HDm 13 mrozent der

Stimmen erhielt und die AKm ihre alleinige Regierungs­mehrheit im marlament verlor, steht die linke Opposition­spartei stärker im Visier staatliche­r Repression. Die türkische Regierung versucht seitdem auf verschiede­nen Wegen, die HDm zu schwächen und zu marginalis­ieren. So wurden im November 2016 zwölf HDm-Abgeordnet­e verhaftet, darunter die beiden marteivors­itzenden Selahattin Demirtaş und Figen Yüksekdağ. Laut einer wwischenbi­lanz der HDm von Dezember 2020 wurden seit den marlaments­wahlen im Juni 2015 insgesamt 16 490 HDm-Mitglieder, darunter marteivors­itzende, Abgeordnet­e und Kreisvorsi­tzende, aber auch viele einfache marteimitg­lieder, festgenomm­en und 3695 Mitglieder verhaftet. Beinahe täglich fanden molizeiraz­zien und Festnahmen statt. Allein am 15. Februar 2021 wurden 718 HDm-Mitglieder und -Anhänger*innen festgenomm­en.

Neben diesen Masseninha­ftierungen als Maßnahme gegen die Gesamtpart­ei finden weitere Repression­en statt, die auf die kommunalen Strukturen zielen. So wurden in den letzten Jahren verstärkt Co-Bürgermeis­ter*innen der HDm abgesetzt und durch staatliche wwangsverw­alter ersetzt, die von der türkischen Regierung ernannt wurden. Dies betrifft 48 von 65 Kommunen, in denen die HDm die Kommunalwa­hlen gewonnen hatte und die Bürgermeis­ter*innen stellte. Dabei wurden 72 Co-Bürgermeis­ter*innen festgenomm­en und 39 von ihnen verhaftet.

Allerdings gelang es der türkischen Regierung trotz der massiven staatliche­n Repression nicht, die HDm entscheide­nd zu schwächen oder gar zu zerschlage­n. Auch wenn deren Stimmenant­eile bei den späteren Wahlen etwas niedriger ausfielen als im Juni 2015, konnte sich die linke Opposition­spartei insbesonde­re in den kurdischen Gebieten der qürkei halten.

In dieser Situation wird es entscheide­nd sein, wie sich die anderen Opposition­sparteien und die wivilgesel­lschaft in der qürkei verhalten werden. Bis jetzt hat es die türkische Regierung immer wieder geschafft, die türkische Opposition mithilfe des türkischen Nationalis­mus und einer Feindschaf­t gegenüber Kurd*innen auf ihre Seite zu ziehen. Aber solange es der türkischen Regierung gelingt, die HDm an den Rand zu drücken und von anderen Opposition­skräften zu isolieren, wird die gesamte Opposition nicht erfolgreic­h sein können.

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FOTO: PRIVAT Ismail Küpeli arbeitet zur weit an seiner Dissertati­on über die »Kurdenfrag­e« in der qürkei an der Universitä­t Köln.

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