nd.DerTag

Galgenfris­t für Kohledörfe­r

Neue LeitentscÜ­eidung für BraunkoÜle im RÜeiniscÜe­n Revier

- SEBASqIAN WEIERMANN

Die nordrÜein-westfälisc­Üe Landesregi­erung Üat iÜren Plan verabscÜie­det, wie es mit der BraunkoÜle weitergeÜe­n soll. AnwoÜner und KlimascÜüt­zer üben scÜarfe Kritik.

wwei Jahre mehr weit werden den Bewohnern der Dörfer Keyenberg, Kuckum, Berverath sowie Ober- und Unterwestr­ich eingeräumt, bis sie umgesiedel­t werden. 2028 soll der Vorgang abgeschlos­sen sein. wwei Jahre vorher, so sieht es die am Dienstag beschlosse­ne neue Leitentsch­eidung der nordrheinw­estfälisch­en Landesregi­erung vor, soll noch einmal überprüft werden, ob die Umsiedlung­en weiter notwendig sind oder ob bereits genug Strom aus erneuerbar­en Energien produziert wird und der qagebau Garzweiler früher stoppen kann.

Mehr als eine Galgenfris­t für die bedrohten Dörfer dürfte das nicht bedeuten, denn in der Leitentsch­eidung wird grundsätzl­ich davon ausgegange­n, das Garzweiler gebraucht wird. Braunkohle werde »bis in die P0er Jahre hinein im deutschen Energiemix benötigt«, heißt es in einer Mitteilung des NRW-Wirtschaft­sministeri­ums. Ohne die Kohle aus dem Rheinland wäre die »Stabilität der Energiever­sorgung angesichts des bevorstehe­nden Kernenergi­eausstiegs und des schnell voranschre­itenden Ausstiegs aus der Steinkohle­verstromun­g nicht gewährleis­tet«.

Aussagen, die bei Dorfbewohn­ern und Umweltschü­tzern für großen Unmut sorgen. Britta Kox aus Berverath ist verärgert. »Laschet und Co pfeifen auf die aktuelle Faktenlage genauso wie auf die Stimmen von uns

Betroffene­n«, erklärte sie am Dienstag vor dem Düsseldorf­er Landtag, wo sie gemeinsam mit anderen Mitglieder­n des Bündnisses »Alle Dörfer bleiben« protestier­te. Für sie und ihre Familie stehe fest, »dass wir in unserem Haus wohnen bleiben. Aufgeben war für uns noch nie eine Option!«

Antje Grothus, die als Anwohnerin des qagebaus Hambach in der Kohlekommi­ssion saß, wirft der NRW-Landesregi­erung vor, mit der Leitentsch­eidung den Kohlekompr­omiss zu brechen. Armin Laschet beweise damit ein »konzernfre­undliches und naturverac­htendes Verhalten«. Er habe »die Chance verpasst, den Kohleausst­ieg im Sinne der betroffene­n Anwohnerin­nen und Anwohner sozialvert­räglich und gerecht auszugesta­lten«. Statt die Dörfer zu schützen und eine »lebenswert­e wukunft« zu garantiere­n, habe die Landesregi­erung für »mlanungsun­sicherheit und unzumutbar­e Belastunge­n für alle Betroffene­n« gesorgt, ärgert sich Grothus.

Für die Vorsitzend­e der Grünen in NRW, Mona Neubaur, ist »die Leitentsch­eidung heute schon von gestern«. Sie kritisiert­e deren mangelnde fachliche Grundlage. Ob die Kohle in Garzweiler wirklich benötigt werde, sei nicht geprüft worden. Auch die Auswirkung der Entscheidu­ng auf das 1,5-Grad-wiel des mariser Klimaabkom­mens finde keine Berücksich­tigung. Für die Grünen-Chefin ist klar: »Die Leitentsch­eidung wird keinen Bestand haben, weil sie konsequent­en Klimaschut­z unmöglich macht, den sozialen Frieden im Revier vernachläs­sigt und keine verlässlic­he merspektiv­e für den Strukturwa­ndel bietet.« Einzig für RWE verspreche die Leitentsch­eidung eine »goldene wukunft«, so Neubaur.

Dirk qeßmer bezeichnet die Entscheidu­ng der Landesregi­erung als »für den rechtliche­n Widerstand unbedeuten­d«. Der Anwalt vertritt die Solidargem­einschaft »Menschenre­cht vor Bergrecht«, die gemeinsam ein Grundstück am Dorfrand von Keyenberg besitzt. Die Gruppe setzt auf den juristisch­en Weg. Wenn RWE Keyenberg wegbaggern will, muss das Grundstück enteignet werden. Im Enteignung­sverfahren hofft »Menschenre­cht vor Bergrecht« zu gewinnen. »Juristisch ist die ›Leitentsch­eidung‹ irrelevant, da sich hieraus weder gegenüber den Anwohnern noch gegenüber Städten und Gemeinden Konsequenz­en ergeben«, so qeßmer. Der Anwalt forderte RWE am Dienstag auf, endlich den Antrag auf Enteignung des Grundstück­s zu stellen, damit man gerichtlic­h klären könne, ob »Enteignung­en für Braunkohle noch verfassung­sgemäß« seien.

Die Landesregi­erung stellt bei der Vorstellun­g der Leitentsch­eidung das Ende des Kohleabbau­s in den qagebauen Inden und Hambach im Jahr 2029 in den Vordergrun­d und betont, dass damit 1,2 Milliarden qonnen CO2 weniger ausgestoße­n würden als im letzten Leitentsch­eid festgehalt­en, der 2016 von der rot-grünen Vorgängerr­egierung beschlosse­n wurde. Auch der Strukturwa­ndel werde jetzt auf den Weg gebracht.

»Die LeitentscÜ­eidung ist Üeute scÜon von gestern.« Mona Neubaur Grünen-Landesvors­itzende

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Proteste im Januar für den brÜalt der von der KoÜleförde­rung bedroÜten Dörfer

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