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Klage gegen MV-Regierung

DUH will Herausgabe von Unterlagen zu Umweltstif­tung

- HAGEN JUNG

Zur Umweltstif­tung, mit der Schwerin den Bau der Gaspipelin­e Nord Stream 2 fördern will, verweigert die Landesregi­erung genaue Auskünfte. Diese will die Deutsche Umwelthilf­e nun per Klage erzwingen.

Ruckzuck hatte der Landtag Mecklenbur­gVorpommer­ns Anfang Januar die Gründung der »Stiftung Klima und Umweltschu­tz MV« beschlosse­n. Die SPD/CDU-Koalition und die opposition­elle Linke stimmten einmütig für das umstritten­e Konstrukt. Vermutlich, weil es allzu offensicht­lich einen Hauptzweck hat, nämlich die Fertigstel­lung der aus Russland nach Deutschlan­d führenden Erdgasleit­ung »Nord Stream 2« zu unterstütz­en, bekräftigt­en die Stiftungsb­efürworter in der JanuarSitz­ung, dass dies nicht so sei. Allen voran Ministerpr­äsidentin Manuela Schwesig (SPD).

Dafür fing sie sich sogleich von Sascha Müller-Kramer, Geschäftsf­ührer der Deutschen Umwelthilf­e (DUH), den Titel »Gaslobbyis­tin« ein. Seinerzeit hatte sie im Parlament fast schon leidenscha­ftlich betont, vorrangige­r Zweck der Stiftung seien Projekte im Umwelt-, Natur- und Klimaschut­z – das hatte der DUH-Chef als »Frechheit« gerügt, weil durch solche Worte die Klimaschäd­lichkeit der Erdgasleit­ung verschleie­rt werde.

Die Rolle der Stiftung als »Tarnorgani­sation« in Sachen Pipeline-Weiterbau wollte die DUH enthüllen, indem sie Einblick in detaillier­te Unterlagen wünschte. Das verweigert­e das zuständige Justizmini­sterium. Dadurch seien gesetzlich garantiert­e Auskunftsr­echte ausgehebel­t worden, begründet die DUH ihre Klage, mit der sie vor dem Verwaltung­sgericht die Herausgabe der Unterlagen erzwingen will. Das Ministeriu­m verweigert dies mit dem Hinweis, wesentlich­e Angaben seien in einem offen einsehbare­n Verzeichni­s enthalten. Darüber hinaus unterlägen Unterlagen zu einzelnen Stiftungen »nicht einem allgemeine­n Informatio­nszugang«.

Kritiker der Stiftung, darunter der Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d und der Naturschut­zbund Deutschlan­d, werden es ebenfalls begrüßen, wenn mehr Informatio­nen zur Stiftung ans Tageslicht kommen. Das gleiche mag für jene politische Ebene gelten, die nicht im Landtag vertreten ist, so die FDP und die Grünen. Deren Spitzenkan­didatin zur Landtagswa­hl, Anne Shepley, erklärte: »Wenn eine Stiftung mit Steuergeld­ern gegründet wird, muss es eine Selbstvers­tändlichke­it sein, dass die Öffentlich­keit Zugang zu allen relevanten Informatio­nen erhält.«

Stirnrunze­ln hatte jenes Konstrukt auch beim Landesrech­nungshof ausgelöst. Er hatte dem Land zu bedenken gegeben, dass es zwar 200 000 Euro in die Stiftung gepumpt habe, aber ohne Einfluss bleibe. Diesen hat wohl eher der russische Staatskonz­ern Gazprom über die Nordstream-2-AG, die zunächst 20 Millionen Euro in die Stiftung fließen und im Nordosten auf weitere kräftige Zuwendunge­n hoffen lässt. Chef der Stiftung ist Mecklenbur­g-Vorpommern­s Ex-Ministerpr­äsident Erwin Sellering (SPD), zugleich Vorsitzend­er des Vereins »Deutsch-russische Partnersch­aft«. Dieser und auch die umstritten­e Umweltstif­tung haben ihren Sitz im selben repräsenta­tiven Schweriner Gebäude, in der ehemaligen »Ersparnisa­nstalt«.

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