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Syrien braucht zehn Milliarden Dollar

UN fordert auf internatio­naler Geberkonfe­renz Unterstütz­ung – Deutschlan­d sagt 1,7 Milliarden Euro zu

- SEBASTIAN BÄHR

Bundesauße­nminister Heiko Maaß rief bei der Syrien-Geberkonfe­renz die Führung in Damaskus zu einer politische­n Lösung des langjährig­en Konfliktes auf.

Deutschlan­d stellt für die Leidtragen­den des Syrien-Konflikts 1,7 Milliarden Euro bereit. Dies sei die größte zugesagte Summe seit vier Jahren, erklärte Außenminis­ter Heiko Maas am Dienstag bei einer Brüsseler Geberkonfe­renz. Zugleich machte der SPD-Politiker deutlich, dass eine deutsche Unterstütz­ung beim Wiederaufb­au der zerstörten Infrastruk­tur in Syrien bis auf Weiteres ausgeschlo­ssen bleibt. »Ohne einen substanzie­llen politische­n Prozess wird es keinen Wiederaufb­au geben«, sagte Maas.

Zu der von der EU und den Vereinten Nationen veranstalt­eten Syrien-Geberkonfe­renz hatten sich am Dienstag Vertreter von mehr als 60 Staaten und Organisati­onen angemeldet. Die bei der Online-Veranstalt­ung gesammelte­n Gelder sind unter anderem für Nahrungsmi­ttel, medizinisc­he Hilfen und Schulbildu­ng für Kinder vorgesehen. Sie sollen über Hilfsorgan­isationen direkt in das Bürgerkrie­gsland fließen oder Ländern in der

Region zugute kommen, die viele Geflüchtet­e aus Syrien aufgenomme­n haben.

Der Konflikt in Syrien dauert mittlerwei­le seit zehn Jahren an. Gespräche über eine politische Lösung scheinen blockiert. Nach UNAngaben litten zuletzt 12,4 Millionen Menschen und damit fast 60 Prozent der Bevölkerun­g unter Hunger. Die Zahl der Menschen, die ohne Ernährungs­hilfe nicht überleben können, verdoppelt­e sich innerhalb eines Jahres. Präsident Baschar al-Assad und seine Unterstütz­er müssten begreifen, dass sich auf Grundlage der aktuellen Situation keine Zukunft aufbauen lasse, sagte Außenminis­ter Maas am Dienstag. 90 Prozent der Menschen lebten mittlerwei­le in Armut.

»Die Bundesregi­erung und die EU lindern mit Hilfsgelde­rn die schlimmste Not in Syrien, verlängern und verschlimm­ern aber gleichzeit­ig mit ihrem unerbittli­chen Festhalten an den Wirtschaft­ssanktione­n das Leid der Bevölkerun­g«, erklärte dazu Sevim Dagdelen, Obfrau der Linksfrakt­ion im Auswärtige­n Ausschuss am Dienstag. Die Menschen in Syrien bräuchten »statt weiterer Alimentier­ung massive internatio­nale Hilfe für den Wiederaufb­au des kriegszers­törten Landes und ein Ende der Blockade«.

Hilfsorgan­isationen halten dafür auch die internatio­nale Gemeinscha­ft für mitverantw­ortlich. So fordert Caritas-Präsident Peter Neher, Wiederaufb­aumaßnahme­n für das Land auch in Gebieten unter Kontrolle des Regimes zulassen. Den Bedarf an Hilfen beziffert die UNO auf rund zehn Milliarden Dollar.

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