Nicht arbeiten
Was es an Feiertagen zu feiern gilt, ist eigentlich die Freiheit. Man muss nicht ins Büro, nicht in die Fabrik oder den Laden. Was liegt da näher, als diese Freiheit zu nutzen, um endlich mal ganz in Ruhe – zu arbeiten, nämlich das wegzuschaffen, wozu man vor lauter Arbeit nicht kommt? Feiertage eignen sich, um Liegengebliebenes zu erledigen, um Pläne zu machen und mal nachzudenken, ungestört durch Anrufe, Mails, SMS.
900 Millionen unbezahlte Überstunden machten deutsche Beschäftigte im vergangenen Jahr, das entspricht 23 Millionen unbezahlten Wochen des Lebens oder – den Durchschnittslohn zugrunde gelegt – 22 Milliarden Euro, die den Unternehmen geschenkt wurden. Und das sind nur grobe Schätzungen, wer zählt schon so genau nach, was er oder sie am Wochenende so nebenbei erledigt? Nicht enthalten sind darin auch die Millionen Stunden, die man mit Verwaltung und Einteilung des Verdienten verbringt: Steuererklärung, Versicherungen, Finanzanlagen etc.
Der Zwang zum Geldverdienen bestimmt die Freizeit. Zum einen, weil sie eine Restgröße des Arbeitslebens ist; zum anderen, weil dieser Zwang die Freizeit schrittweise okkupiert. Da die geforderte Arbeit zu viel ist, fließen Teile von ihr in die Überlaufbecken Wochenende und Feiertage. Damit werden jahrzehntelange Kämpfe der Arbeiterbewegung um die Begrenzung des Arbeitstages, um Erholung, Urlaub und Feiertage zurückgedreht, klammheimlich, ganz im privaten Rahmen, von jeder und jedem so für sich. Und freiwillig.
Da heißt es über Ostern: Stopp! Nichts nochmal schnell aufschreiben oder nachprüfen. Kein kurzes Telefonat, nein, auch keine Mails checken. Computer aus, Handy aus. Ruhe. Und dann schauen, was übrig bleibt.