nd.DerTag

Nicht schnarchen

- Christof Meueler

Manche Leute halten sich für zu dick, andere für zu dünn. Oder sie werden dafür gehalten. Schnarchen ist auch so ein Problem. Der Terror des Sägens, Röchelns, Japsens und Grunzens. Muss unbedingt abgestellt werden, sonst kann man nicht richtig schlafen. Vorausgese­tzt, es schnarcht auch jemand. Die Person, die aufhören soll zu schnarchen, schnarcht ja nicht, sagt sie. Das könne gar nicht sein, weil sie noch nicht schlafe, sagt sie. Da liegt man unschuldig im Bett, entspannt und ruhig atmend beim Einschlafe­n, im Zwischenre­ich von wach und weg. Und dann ruft es plötzlich von der Seite: »Du schnarchst!« Aaaaargh – wie soll man denn da einschlafe­n? Da werden zwei nebeneinan­der unruhig, weil jeder von ihnen endlich Ruhe haben will.

Manchmal hört man sich sogar selbst schnarchen und erschrickt. Das ist Irritation und Enthüllung: Ja, man schnarcht, es stimmt, verdammt! Manchmal passiert es aber auch, dass man von den größten Schnarchkr­itikern, die direkt neben einem liegen, angeschnar­cht wird. Eine weitere Enthüllung. Kennt man ja: Im Extremfall kann man die ganze Nacht nicht schlafen, weil man ständig aufgeweckt wird mit der Bitte bzw. dem Befehl nicht zu schnarchen. Was soll man denn nun tun? Nicht auf dem Rücken schlafen und auch auch nicht auf dem Bauch. Immerzu muss man sich auf die Seite drehen, um das Schnarchen zu stoppen. Und dann macht man die Augen auf und schaut der Person neben einem beim Schnarchen zu. Schlafen kann man sowieso nicht mehr, denkt man, und schnarcht bald wieder weg.

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