Nicht aufstehen
Gleich nach dem Aufstehen einen Kaffee zu trinken, um in Schwung zu kommen, sei ein Fehler, meinen Experten. Der Körper produziere zu diesem Zeitpunkt eigenständig das Stresshormon Cortisol, das eine größere Wirkung habe als jedes Koffein. Die Kombination von beidem versetze den Körper in unnötige Aufregung und bewirke später nur ein umso größeres Tief.
Tatsächlich liegt der Fehler nicht beim Kaffee, sondern im Aufstehen. Wer konsequent liegen bleibt, kann erstens keinen Kaffee kochen und bringt sich zweitens in kürzester Zeit in eine Lage, die nur Hektiker, Aktionisten und unangenehme Ehrgeizlinge als »Tief« zu bezeichnen vermögen. In Wirklichkeit handelt es sich um einen angenehmen Dämmerzustand, der sich über Stunden und Tage beibehalten lässt. Der Zwang, funktionieren zu müssen, fällt allmählich ab; zunächst noch unangenehme, sich in Kreisen bewegende Gedanken an Meetings, ungelöste Aufgaben und mobbende Kollegen vermindern allmählich ihren Radius, verdichten sich an einem Punkt und lösen sich schließlich im Nichts auf.
Statt Therapie, Coaching, Selbstmanagement oder dem langwierigen Erlernen von Techniken des Meditierens, um Ruhe zu finden, gilt es, den stressigen Alltag zwischen Decke und Kopfkissen, zwischen Traum und Dämmerzustand, im Wechsel der Tages- und Jahreszeiten zu vergessen. Probleme aussitzen war gestern. Abliegen lautet das Gebot der Stunde.