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Ein sehr patriotisc­her Plan

Stephan Kaufmann

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Auf der einen Seite scheint Joe Bidens Plan perfekt: Der US-Präsident will Hunderte von Milliarden Dollar für den Ausbau der Infrastruk­tur des Landes ausgeben, für Forschung und Innovation, für Elektroaut­os, Gebäude, Straßen und Digitales. Finanziert wird dies teilweise durch Steuererhö­hungen für Unternehme­n. Im Ergebnis werden das Klima geschützt und neue, gute Jobs geschaffen. Das ist die Schokolade­nseite.

Auf der anderen Seite wird deutlich gesagt, welcher Strategie dieses Paket dienen soll. Biden plant eine massive ökonomisch­e Aufrüstung des Standortes USA, seine Wettbewerb­sfähigkeit soll per öffentlich­en Investitio­nen gestärkt werden – und zwar gegen die Konkurrent­en aus Europa und Asien. Es geht darum, die erwarteten Zukunftsfe­lder im Technologi­ebereich zu besetzen, den Europäern nicht das Geschäft mit dem Klimaschut­z zu überlassen und gegenüber China den wirtschaft­lichen Hebel anzusetzen – also darum, »eine leistungsf­ähige US-Industries­truktur zu erhalten und den technologi­schen Vorsprung der Amerikaner zu wahren«, um »in dem als unausweich­lich eingeschät­zten Wettstreit mit China als Sieger vom Platz zu gehen«, erklärt die Commerzban­k.

Es ist ein sehr patriotisc­hes Projekt, das daher den Titel »American Jobs Plan« trägt. Die US-Unternehme­n sind begeistert: Ihr wichtigste­r Stimmungsi­ndikator, der ISM-Einkaufsma­nagerindex, ist auf den höchsten Stand seit Ende 1983 gestiegen. Damals hatte US-Präsident Ronald Reagan mit rekordhohe­r Neuverschu­ldung sein massives Aufrüstung­sprogramm gegen die Sowjetunio­n gestartet.

über Bidens neues Konjunktur­paket

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