Die alte Radikale
Blanca Andrade gründete den regionalen indigenen Rat CRIC
Blanca Andrade, genannt Mayora
Blanca, kommt nur langsam durch die Menge. Ständig fragen Jugendliche, ob sie ein Foto mit ihr, der Gründerin des südwestkolumbianischen indigenen Dachverbands CRIC machen können. Dann nickt Mayora Blanca und lächelt in ihrer zarten, liebevollen Art. Aber sie nimmt kein Blatt vor den Mund: »Heute ist der Kampf viel einfacher geworden. Viele Menschen kommen, um das bereits fertig gekochte Essen zu verspeisen.« Sie meint die Früchte des jahrelangen schwierigen Kampfes der Vorgängergenerationen.
Mayora Blanca nahm nach der Ermordung ihres Ehemannes 1982 eine Führungsposition im CRIC ein, während sie sich gleichzeitig weiter um ihre drei Kinder kümmerte. Wer damals im CRIC war, hatte es schwer. Die Stigmatisierung war groß, erzählt sie. »Heute wollen alle Anführer des CRIC sein. Die Leute haben ihre Technik und ihre Autos. Sie laufen nicht mehr, deswegen sind die Anführer von heute dick geworden.« Dabei ist klar, dass Mayora Blanca mit jedem Satz eine tiefere Bedeutung als das Profane ausspricht.
Noch etwas von der aktuellen Linie mancher CRIC-Anführer*innen passt ihr nicht: »Früher hatten wir eine starke Abneigung gegen Verhandlungen mit dem Staat. Ich glaube, dass wir hier an Kraft verlieren. Wir als Indigene sind keine Bettler. Wir brauchen keine Legalität, weil wir Legitimität haben. Sie müssen uns zurückgeben, was sie uns gestohlen haben. Dafür braucht es keine Verhandlungen.«