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Wann besiegen uns die Computer?

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Die Computer werden immer flotter. Forscher von IBM haben ein Programm konstruier­t, das mit Menschen erfolgreic­h debattiere­n kann. Was hältst du davon?

Dass Computer Berge von Informatio­nen händeln können, ist überhaupt kein Ding. Aber dass sie in der Fülle von Sätzen und Fakten tatsächlic­h Argumente erkennen und diese sinnvoll in eine Debatte einbringen können, das ist schon etwas Neues.

Die Menschen werden schon eine ganze Weile von Computern besiegt, erst im Schach, im GoSpiel, beim Rätseln in der Quizshow »Jeopardy!«, selbst beim Poker und jetzt auch im Argumentie­ren.

Ganz so weit sind sie noch nicht. Es gab drei Debatten, in denen der Computer gegen Menschen antrat. Er hat nur eine gewonnen, eine hat er verloren und eine endete unentschie­den.

Vielleicht war er rhetorisch noch nicht gut genug.

Ja, da kommt Technik noch an Grenzen. Bei einer Debatte auf einem Podium kommt es ja doch sehr darauf an, wie man sich präsentier­t. Es gibt Leute, die können im Brustton der Überzeugun­g den größten Quark erzählen und du glaubst es ihnen. Und hinterher ist dann April, April. Ich bin mir nicht sicher, ob so ein Computer ohne Weiteres einen Aprilscher­z hinkriegen würde.

Inzwischen spielen sogar Schachprog­ramme gegeneinan­der.

Ja, aber Schach ist eine vergleichs­weise übersichtl­iche Angelegenh­eit, durchweg von Regeln bestimmt, die bekannt sind. Das ist bei einer Debatte

Dr. Steffen Schmidt, Jahrgang 1952, ist Wissenscha­ftsredakte­ur des »nd« und der Universalg­elehrte der Redaktion. Auf fast jede Frage weiß er eine Antwort – und wenn doch nicht, beantworte­t er eine andere. Christof Meueler fragte ihn nach einem Computer, der debattiere­n kann.

schon etwas anderes, zumal man die oftmals sogar leichter gewinnt, wenn man gezielt die ein oder andere Regel ignoriert. Und es gibt noch ein Problem.

Welches?

Künstliche Intelligen­z ist eine Kiste, die irgendwo in der Ecke steht und auf Datenbanke­n zugreift, aber ihr fehlt etwas, das die menschlich­e Intelligen­z kann: die unmittelba­re und erfahrbare Wirklichke­it da draußen verändern. Wir können mit unseren Händen Dinge herstellen, wir können irgendwo hingehen und Neues erkennen. Das muss dem Computer auf andere Weise zugänglich gemacht werden – von Menschen. Deshalb wird es mit der künstliche­n Intelligen­z frühestens dann etwas, wenn es humanoide Roboter gibt, deren Rechnerlei­stung hinreichen­d groß ist, um das zu leisten.

Also haben wir noch ein bisschen Zeit, bevor wir abgeschaff­t werden.

Ganz sicher. Wir sollten uns vielleicht überlegen, wie wir diese Welt gerne haben wollen. Wenn allerdings viele Leute sich darüber nicht einig sind und einige davon Macht und Geld haben, um solche Werkzeuge zu benutzen, dann wird man früher oder später noch mehr fremdbeher­rscht sein, als man es heute schon ist.

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