Radikale Osterruhe
Was gibt es nun statt Osterruhe? Osteraufregung etwa? Nein, danke! Sich aufregen ist eine von vielen Tätigkeiten, die man an den Feiertagen auf keinen Fall betreiben sollte. Der Arbeitsalltag ist anstrengend genug, und sogar in der Freizeit neigt der Mensch zum unbezahlten Funktionieren und Selbstoptimieren. Halten Sie davon Abstand, gern mehr als 1,5 Meter, brechen Sie die Stresswelle und vernachlässigen Sie auch den eigenen Haushalt. Entspannte Lektüre der
Die Osterruhe war gar keine schlechte Idee. Bei mir hätte Angela Merkel sich deshalb nicht entschuldigen müssen. Ich hätte ihr dafür sogar ein wenig gehuldigt. In aller Stille, versteht sich. Nun, man kann bekanntlich nicht alles haben. Ostern ja, verordnete Ruhe nein. Was aber nicht heißt, dass man nicht trotzdem die Ruhe suchen kann. Nur eben nicht organisiert. Zum Beispiel: keine Nachrichten sehen, hören, lesen. Ein paar Tage raus aus der Dauerbeschallung. Zumal die gute Nachricht längst auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Arten steht; die meisten Nachrichten sind schlechte. Ein paar Tage weg vom Politgetöse, vom Kriegslärm, vom Krisengrummeln, vom Wirtschaftsgejammer. Weg vom Phrasendreschen und Floskelflechten. Zwar endet die Fastenzeit vor Ostern, aber drei, vier Tage ohne Nachrichten – das könnte nach dem Körper auch die Seele entschlacken.
Und, ganz wichtig, auch nicht darüber reden. Um gar keinen Preis. Denn wo endet jedes Gespräch ganz unweigerlich – egal, womit es begonnen hat? Genau. Beim Virus. Sehr unerfreulich. Und bei Sätzen wie: »Haben Sie übrigens schon gehört ...« Nein, halt, aus, jetzt bloß keine Nachrichten. Nicht an diesem Wochenende. Man kann ja auch mal ein Buch lesen. »Nachricht von dir«, »Nachricht von Dad«, »Nachricht an alle«, »Die Nachrichten«, »Nachricht von niemand«, »Nachricht vom Großen Bären«, »Nachricht aus der Ferne« – wenn schon Nachrichten, dann solche. Die Welt, die Krisen, das Virus auf Abstand halten. Der Rest ist Schweigen, so wie sich das Angela Merkel vorgestellt hat. Bis zur Auferstehung. Am Dienstag beginnt alles von vorn.