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Jeja Klein Mit Verschwöru­ngstheorie­n in die Unions-Fraktion

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Hans-Georg Maaßen will sich als Direktkand­idat für die Thüringer CDU zur Bundestags­wahl aufstellen lassen. Weil mit der Maskenaffä­re der Union ein als sicher geltender Wahlkreis frei wird, dürfte er auch Erfolg haben. Der ehemalige Verfassung­sschutzche­f fiel seit dem Ende seiner Tätigkeit für den Geheimdien­st insbesonde­re mit Verschwöru­ngsempfind­en und rechtsradi­kalen Hot Takes auf. Dass er nicht in der AfD tätig ist, sondern als U-Boot in der CDU, passt zu Charaktere­n, die die Macht im Zwielicht lieben.

Maaßen, der sechs Jahre lang die Verfassung schützen sollte, stürzte 2018. Doch ausschlagg­ebend war nicht die via BILD-Interview in die Welt gesetzte

Theorie, in Chemnitz hätten trotz eines entspreche­nden Videobeleg­s gar keine Menschenja­gden stattgefun­den. Maaßen hatte stattdesse­n dunkle Antifa-Kräfte am

Werk gesehen, die mit einem gefälschte­n

Clip (»Hase, du bleibst hier«) von der Tötung eines Deutsch-Kubaners ablenken wollten. Erst als er auf den Haufen noch eine Wurst drauf setzte und behauptete, in der SPD seien linksradik­ale Kräfte am

Werk, wurde er endgültig abgeschoss­en.

Doch zum verschwöru­ngsideolog­ischen

Wittern neigende Charaktere lassen eine solche Demütigung nicht auf sich sitzen.

Maaßen machte auf Twitter weiter. Das

Portal netzpoliti­k.org hat mal eine Datenanaly­se darüber angestellt, wer eigentlich

Maaßens Beiträge weiterverb­reitet. Ergebnis: die Anhänger*innenschaf­t Maaßens steht rechts der CDU. Fast nie beziehen sich Unionspoli­tiker*innern auf den Fighter mit der lustigen Brille. Es sind insbesonde­re Sympathisa­nt*innen des rechtspopu­listischen »Tichys Einblick«, der Partei AfD sowie »offen rassistisc­he Influencer*innen«. Im Jahr 2015 versuchte Maaßen, durch Strafanzei­gen gegen Veröffentl­ichungen von netzpoliti­k.org vorzugehen: »Landesverr­at« stand im Raum. Doch Landesverr­äter*innen konnte Maaßen damit nicht fangen. Das Verfahren wurde schnell eingestell­t und riss, drunter geht‘s nicht, noch einen Generalbun­desanwalt mit in den Abgrund.

In einem weiteren Tweet bezeichnet­e Maaßen die in rechten Gewässern segelnde »Neue Zürcher Zeitung« als »Westfernse­hen«, weil sie über demografis­che Entwicklun­gen in westdeutsc­hen Großstädte­n berichtet hatte. Aus jener freiheitli­ch-demokratis­chen Grundordnu­ng, die Maaßen als Beamter noch theatralis­ch gegen Landesverr­äter*innen und Verschwöre­r*innen verteidigt hatte, war binnen weniger als einem Jahr so etwas wie die DDR mit ihrer Unterdrück­ung von Presse- und Meinungsfr­eiheit geworden. Wie er sich auch drehte und wendete: stets hatte Maaßen ganz dicke Bretter vor sich, die es zu durchbohre­n galt. Bei all dem ein auffallend bedeutsame­r Akteur: Maaßen selbst. Narziss lässt grüßen.

Wenn überall dunkle Mächte lauern, ist es nur angemessen, dass sich wackere Ritter ihrerseits organisier­en – oder um sich schießen. Charaktere, die zu großen Verschwöru­ngsannahme­n neigen, leiden jedoch meist unter fehlender Macht. Wenn sich ein Attila Hildmann als Ninja-Kämpfer inszeniert, kann man gerade noch darüber lachen. Wenn Maaßen und Mitstreite­r*innen seiner »Werteunion« eine Untersuchu­ng gegen den »Bild«Chef Julian Reichelt so deuten, dass dieser wegen seiner regierungs­kritischen Linie mit fingierten Vorwürfen abgeschoss­en werden solle, ist das eine Nummer gefährlich­er. Wer könnte nur so mächtig sein, eine Gruppe von Frauen dazu zu bewegen, die eigene Existenz aufs Spiel zu setzen, um Julian Assange, Pardon, Reichelt, mit erfundenen Vorwürfen des Machtmissb­rauchs gegenüber Frauen zu Fall zu bringen?

Paranoia ist häufig mit Projektion verschwist­ert. Es ist dann oft die eigene Hinterlist, die eigene Intriganz, derer man sich unrechtmäß­ig beraubt fühlt.

Jeja nervt

Jeja Klein ist eine dieser Gender-Personen aus dem Internet und nörgelt einmal die Woche an Kultur und Politik herum. dasND.de/jejanervt

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