Andreas Fritsche In der Schorfheide waltete Göring nach Gutdünken
▶ So weltmännisch sich Hermann Göring im Umgang mit Diplomaten zeigte, so rabiat sprang er mit seinen Mitarbeitern um. Ein Foto zeigt, wie er einem Gehilfen mit der Faust droht. Einem Forstbeamten sagte er einmal am Telefon: »Noch ein Wort und Sie bekommen einen Schrotschuss in die Schnauze.« Förster Bruno Orlowski wurde strafversetzt, nachdem es ihm nicht gelang, Göring so zu führen, dass dieser einen Elch vor die Flinte bekam. Insgesamt folgten die einst kaisertreuen und mehrheitlich antidemokratisch eingestellten Förster ihrem neuen Herren aber gern. ▶ Hermann Göring sorgte für ein modernes Jagdgesetz. Doch wie beim Bau der Autobahnen und des Schiffshebewerks Niederfinow griffen die Nazis dabei auf Pläne und Vorarbeiten in der Weimarer Republik zurück und schlachteten die Sache dann propagandistisch so aus, als hätten sie sie gerade erst erfunden.
▶ Den Entwurf für das Jagdhaus Carinhall lieferte Architekt Werner March, der auch das Berliner Olympiastadion projektierte.
▶ 1936 wurden 100 Kilometer Wildzaun ausgewechselt und neu gesetzt. Die Kosten für die Instandhaltung veranschlagte man damals mit 533 670 Reichsmark. ▶ Um sie zum Holzeinschlag einzusetzen, sind sowjetische und italienische Kriegsgefangene sowie serbische und polnische Zwangsarbeiter in die Schorfheide gebracht worden. Lager für Menschen dieser und anderer Nationen entstanden in der Revierförsterei Lindhorst, in Groß Dölln, in Götschendorf und in Bebersee. Zehn Stunden täglich mussten Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter schuften.