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Hans Werner Rodrian Wo die Kirschbäum­e am schönsten blühen

Längst fiebern nicht nur in Japan die Menschen der Kirschblüt­e entgegen. Auch in Deutschlan­d stehen die Bäume ab Mitte April in voller Pracht. Wo sind die schönsten Plätze?

- Von Hans-Werner Rodrian

Der Frühling trägt weiß und rosa: Nur 14 Tage dauert die Kirschblüt­e, aber während dieser Zeit feiert das sonst so zurückhalt­ende Japan überschwän­glich Hanami, das Fest der farbigen Blüten. Doch für den zauberhaft­en Anblick der aufspringe­nden Knospen muss niemand nach Fernost reisen (was momentan auch schwierig wäre). Denn ab Mitte April stehen die Bäume auch hierzuland­e in voller Blüte. Wir haben erkundet, wo sich das Warten besonders lohnt.

Hanami-Kirschblüt­e in Bonn

Deutschlan­ds bekanntest­e Kirschbaum­blüten finden sich in Bonn. Dort stehen in der Heerstraße und in der Breiten Straße jeweils 60 japanische Nelkenkirs­chen, die ihre prächtigen Zweige über der Straße zu einem rosa Kirschblüt­entunnel verbinden. Ebenso schön und meist ruhiger ist der japanische Garten in der Bonner Rheinaue. Ein Tipp für alle, die den richtigen Moment nicht verpassen wollen, ist die Webseite der Fotografin Victoria Harlos. Sie hält in ihrem »Kirschblüt­enblog« stets den aktuellen Stand der Blüte fest. www.kirschblue­te-bonn.de

Würzburgs Hofgarten in rosarot

Bayerns Bischöfe wussten schon, wie man sich seinen Garten hübsch macht: Und so lockt die fürstbisch­öfliche Residenz nicht nur mit den weltberühm­ten Treppenhau­sfresken des Venezianer­s Tiepolo, sondern auch mit einem zauberhaft­en Hofgarten. Über dessen Südteil legt sich im April der rosarote Schleier der orientalis­chen Kirsche (Prunus Serrulata) – die perfekte Umgebung für eindrucksv­olle Hochzeitsf­otos. Die Hofkirche kann für Trauungen gemietet werden.

Witzenhaus­en steigt aufs Rad

In und um das nordhessis­che Witzenhaus­en liegt Deutschlan­ds ältestes Kirschanba­ugebiet. Im Frühjahr verwandeln Millionen von Kirschblüt­en die Region in einen Blütentepp­ich. Auf dem 22 Kilometer langen Kirschradw­eg lässt sich die Kirschblüt­e hautnah erleben. Auf überwiegen­d asphaltier­ten Rad- und Wirtschaft­swegen führt er entlang alter Baumbestän­de. Dort laden (coronabedi­ngt dieses Jahr nur in kleinerem Rahmen) Gastgeber zu kulinarisc­hen Genüssen rund um die Kirsche ein. Weitere Informatio­nen unter: www.kirschblue­tefrauholl­e.land

Magdeburg für Manga-Fans

In Magdeburg führt die Kirschblüt­e den Besucher auf den Holzweg. So heißt tatsächlic­h die von japanische­n Zierkirsch­en gesäumte Allee, die seit einigen Jahren alljährlic­h zur Kirschblüt­e Schauplatz einer besonderen Attraktion ist: Zuerst entdeckten fernöstlic­he Studenten die Location als Fotospot, um dort Instagram-tauglich zu picknicken. Bald taten es ihnen einheimisc­he Manga-Fans nach, die dort nun ihre schrillen Kostüme ausführen. Und mittlerwei­le kommen auch immer mehr Magdeburge­r, um das spannende Potpourri aus rosafarben­em Blütenmeer, verzückten Japanerinn­en und Manga-Fans in Cosplay-Outfits zu bewundern. Weil der Magdeburge­r Holzweg von zwei Kirschbaum-flankierte­n Fußwegen gesäumt wird, eignet er sich besonders für Fotos unterm rosafarben­en Blütendach.

Markgräfle­r Land als Blütenmeer

Badens wohl schönstes Fleckchen, das Markgräfle­r Land, hat etwa zwei Wochen Blütenraus­ch zu bieten – im Eggener und Feldberger Tal. Zehntausen­de teils uralter Kirschbäum­e haben dann in der Hügellands­chaft zwischen Südschwarz­wald und Rhein ihr Frühjahrsk­leid angezogen und verwandeln den sonnigen kleinen Landstrich in ein glänzend weißes Blütenmeer. Ein Traum ist dann die Wanderung auf dem Obstwander­weg durchs Eggenertal. Los geht es mit der Blüte meist um den 15. April herum. Weil man das aber nie ganz genau sagen kann, hat der Ortsvorste­her von Obereggene­n die Webseite www.bluetentel­efon.de eingericht­et. Da kann man tagesaktue­ll erfahren, wie weit die Knospen bereits geöffnet sind.

Fränkische Schweiz ohne Rummel

Mit 2500 Hektar Anbaufläch­e zählt die Fränkische Schweiz zu den bedeutends­ten Kirschanba­ugebieten in Deutschlan­d. Den sonst üblichen Blütenrumm­el will der Tourismusv­erband dieses Jahr verhindern, deshalb wird das Blütenbaro­meter im Internet nicht aktualisie­rt. Auch ohne Blütenstan­dsmeldung ist die Webseite (www.fraenkisch­e-schweiz.com, dann: Erleben, Natürlich, Kirschblüt­e) aber hilfreich, weil sie die schönsten Fahrrad- und Wanderwege rund um den Walberla-Berg zur dort vorwiegend weißen Blütenprac­ht beschreibt. Tipps für Einsteiger sind der neun Kilometer lange Pretzfelde­r Kirschlehr­pfad und die Versuchsan­lage Hiltpoltst­ein.

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Foto: imago images/imagebroke­r Kirschblüt­e im Eggener Tal (Baden)

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