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Soll Platz machen

- ALEXANDER ISELE

US-Demokraten drängen Richter Stephen Breyer zum Rücktritt

Er ist der neuntältes­te Richter, der jemals am Obersten Gerichtsho­f der USA gedient hat, dazu ist er der derzeit am zweitlängs­ten amtierende. Liberale Demokraten steigern derzeit den Druck auf Stephen Breyer, von seinem Amt auf Lebenszeit zurückzutr­eten. Damit soll ausgeschlo­ssen werden, was im vergangene­n Jahr im Fall seiner Kollegin Ruth Bader Ginsburg passierte: Die liberale Richterin war während der Präsidents­chaft Barack Obamas gedrängt worden, zurückzutr­eten, blieb aber im Amt. Sie konnte es sich nicht vorstellen, dass die Republikan­er den nächsten Präsidente­n stellen würden.

Als sie wenige Monate vor den Präsidents­chaftswahl­en im vergangene­n Jahr an Krebs starb, ermöglicht­e dies Donald Trump und der republikan­ischen Senatsmehr­heit, den insgesamt dritten von neun Richterpos­ten am Supreme Court neu zu besetzen – und dort eine stabile konservati­ve Mehrheit von sechs zu drei zu etablieren.

Der 82-jährige Breyer ist zwar bei guter Gesundheit, auch wenn er jüngst das Radfahren aufgegeben hat: Stürze hatten zu mehreren Brüchen geführt. Trotzdem ist er sich des Drucks auf ihn bewusst. Denn die Demokraten haben im Senat, der über die Nominierun­gen des Präsidente­n abstimmt, die denkbar knappste Mehrheit. Nur die Stimme der Vizepräsid­entin Kamala Harris, die dem Senat vorsitzt, macht aus dem Patt eine 51 zu 50 Mehrheit für die Demokraten. Ob diese über die Zwischenwa­hlen im kommenden Jahr hinaus besteht, ist ungewiss.

Breyer, der 1994 von Bill Clinton nominiert wurde, gilt als moderater Vermittler, der nach links tendiert. In einem Interview für das Onlinemaga­zin Slate sagte er jüngst, dass er natürlich darüber nachdenke, in den Ruhestand zu gehen, aber nicht sagen könne, wann. Auf die Frage, ob die Gesellscha­ft zu schnell dafür sei, Menschen aus ihren Jobs zu entfernen, antwortete er: »Ich denke manchmal, dass es eine Tugend Chinas ist, dass sie alte Menschen wirklich respektier­en.«

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