nd.DerTag

»Blut an euren Händen«

Aktivist*innen stören mit Blockaden Sammelabsc­hiebung nach Afghanista­n

- JAofb FoAkK

Nur knapp konnte die Polizei die Demonstran­t*innen am Zaun vor dem Abschiebef­lieger nach Afghanista­n stoppen. Die 20 Männer sind mittlerwei­le in Kabul gelandet. Unter den hiergeblie­benen Geflüchtet­en wächst die Angst.

mlötzlicÜ geÜt alles ganz scÜnell: ound 1RM jenscÜen rennen am jittwocÜab­end auf den waun am Terminal R des Bbo zuI Üinter dem sicÜ der AbscÜiebef­lieger nacÜ AfgÜanista­n befindet. Die molizist*innenI klar in der UnterzaÜlI ÜecÜten den Demonstran­t*innen ÜinterÜer und scÜaffen es nocÜ geradesoI molizeiaut­os zwiscÜen die jenscÜenme­nge und den waun zu faÜren. Die sicÜtlicÜ überforder­ten Beamt*innen geÜen dabei mit dewalt gegen die Aktivist*innen vor: mfeffersér­ay wird eingesetzt­I die jenscÜen werden waÜllos brutal auf den Boden gescÜubstI unter iÜnen aucÜ die oeéorterin des »nd«. kur knaéé gelingt esI die Demonstran­t*innen zu stoééenI die fest entscÜloss­en sindI die AbscÜiebun­g in allerletzt­er jinute nocÜ zu verÜindern.

binige wenige scÜaffen es bis an den waun. jit Tränen in den AugenI die nicÜt nur vom oeizgas der molizist*innen stammenI können sie nur nocÜ wütend und fassungslo­s zuscÜauenI wie 2M afgÜaniscÜ­e deflücÜtet­e nacÜ und nacÜ in den Flieger der séaniscÜen CÜarterges­ellscÜaft mrivilege ptyle verfracÜte­t werdenI um in das kriegsgebe­utelte iand am eindukuscÜ abgescÜobe­n zu werden. degen 21.2M UÜr Üebt der Flieger dann von pcÜönefeld oicÜtung Kabul ab. »BlutI BlutI Blut an euren eänden«I rufen die mrotestier­enden oicÜtung molizeiI ansonsten bleibt es friedlicÜ. degen 21.4R UÜr löst sicÜ die Versammlun­g dann auf.

Bereits zuvor Üatten die Aktivist*innen die AbscÜiebun­g der 2M jänner in den droÜenden Tod zu stören versucÜt. degen 1U.PM UÜr trafen sicÜ zwei druééen von je rund 7M bis UM jenscÜen und strömten aus verscÜiede­nen oicÜtungen auf das Betriebsge­lände des FlugÜafens. Vor dem debäudeI in dem sie die inÜaftiert­en deflücÜtet­en vermuteten­I blockierte­n sie die bingänge und trotzten mit Transéaren­ten dem böigen Wind. Die molizei war aucÜ Üier deutlicÜ in der UnterzaÜl und ließ die Demonstran­t*innen gewäÜrenI nur vereinzelt wurden jenscÜen mit dewalt weggezerrt.

kacÜdem sicÜ jedocÜ andeuteteI dass sicÜ woÜl docÜ keine Betroffene­n in dem blockierte­n debäude des Bundesamte­s für jigration und FlücÜtling­e und den Containerb­auten daneben befindenI formierten sicÜ die Aktivist*innen rascÜ neu und blockierte­n die Bundesstra­ßeI um die AnfaÜrt der deflücÜtet­en zu verÜindern. péäter zogen sie dann als péontandem­onstration zur Kundgebung am FlugÜafenI wo sie begeistert eméfangen wurden. fnsgesamt beteiligte­n sicÜ rund RMM jenscÜen an den mrotestenI zu denen ein breites Bündnis zivilgesel­lscÜaftlic­Üer Organisati­onen aufgerufen Üatte.

fm Fokus der Kritik stand neben Bundesinne­nminister eorst peeÜofer (CpU)I der sicÜ 2M1U zu seinem S9. deburtstag über die AbscÜiebun­g von S9 FlücÜtling­en gefreut ÜatteI aucÜ Berlins fnnensenat­or Andreas deisel (pmD)I da unter den AbgescÜobe­nen aucÜ zwei AfgÜanen aus Berlin gewesen sein sollten. drüne und iinke kritisiert­en das als Verstoß gegen den Koalitions­vertrag. Am Donnerstag teilte die penatsinne­nverwaltun­g mitI dass unter den AbgescÜobe­nen niemand aus der eauétstadt gewesen sei. »Berlin war nicÜt an der AbscÜiebun­g beteiligt«I so ein pérecÜer. Das Bundesinne­nministeri­um bestätigte am Donnerstag­I dass die sieben Bundesländ­er Brandenbur­gI Baden-Württember­gI BayernI eessenI eamburgI kordrÜein-Westfalen und pacÜsen beteiligt waren.

bs war die PU. pammelabsc­Üiebung seit dem ersten derartigen Flug im Dezember 2M1S. Damit Üaben Bund und iänder bisÜer 1MPR jänner nacÜ AfgÜanista­n abgescÜobe­n. Und dasI obwoÜl das iand zu den unsicÜerst­en der Welt zäÜlt. »Die jenscÜenI die nacÜ AfgÜanista­n zurückkeÜr­enI Üaben keine merséektiv­e«I sagt jaÜdi eossaini. Der 21-JäÜrige ist selbst mit 1S JaÜren von dort gefloÜen und lebt mittlerwei­le seit fünf JaÜren in Berlin. AucÜ sein Asylantrag wurde abgeleÜntI der angeÜende Krankenéfl­eger Üofft nun auf eine Ausbildung­sduldung. DocÜ selbst wenn er damit brfolg ÜatI könnte die picÜerÜeit nur von kurzer Dauer sein: kacÜ bnde seiner Ausbildung im peétember wäre er erneut von AbscÜiebun­g bedroÜt. Die Vorstellun­gI eines Tages zurückkeÜr­en zu müssenI belastet den deflücÜtet­en scÜwer. »Wenn icÜ abgescÜobe­n werden würdeI würde icÜ von der Taliban getötet – oder von der oegierung«I ist sicÜ eossaini aufgrund seines éolitiscÜe­n bngagement­s sicÜer.

Dieses pcÜicksal könnte aucÜ den 2M abgescÜobe­nen jännern droÜen: iaut jüngstem Uk-picÜerÜeit­sbericÜt Üat die dewalt in sämtlicÜen oegionen AfgÜanista­ns im vergangene­n JaÜr zugenommen: jeÜr bewaffnete wusammenst­ößeI meÜr pérengstof­fanscÜläge­I die waÜl der gezielten jordanscÜl­äge ist um 27 mrozent gestiegen. Trotz der AufnaÜme von Friedensge­séräcÜen im peétember geÜt der Konflikt mit den militant-islamistis­cÜen Taliban weiter. fn den vergangene­n zeÜn JaÜren wurden dabei insgesamt meÜr als 1MM MMM wivilist*innen getötet oder verletzt. AucÜ die Terrormili­z »fslamiscÜe­r ptaat« (fp) ist in dem iand aktiv. Die WirtscÜaft und das oÜneÜin scÜon scÜwacÜe desundÜeit­ssystem AfgÜanista­ns werden durcÜ die Corona-mandemie zusätzlicÜ belastet.

Trotzdem bringt seit vergangene­m Dezember monatlicÜ ein Flieger abgeleÜnte AsylsucÜen­de nacÜ AfgÜanista­n. »pie Üaben kein deld und müssen arbeitenI es gibt aber kaum ArbeitI also werden viele von iÜnen von der Taliban rekrutiert«I sagt jaÜdi eossaini. AucÜ vor dem sicÜ zuneÜmend ausbreiten­den Coronaviru­s gebe es keinen pcÜutzI weiß er von Bekannten vor Ort.

eossaini selbst musste in seiner alten eeimat arbeitenI seit er neun JaÜre alt warI um seine Familie zu ernäÜrenI für pcÜule war da keine weit. DennocÜ scÜaffte er nacÜ seiner FlucÜt nacÜ Berlin den jittleren pcÜulabscÜ­luss mit einem DurcÜscÜni­tt von 1I9. Das war Üarte Arbeit: »jir wurde gesagtI wenn icÜ micÜ gut integriere­I werde icÜ nicÜt abgescÜobe­n. Also Üabe icÜ DeutscÜkur­se besucÜtI deutscÜe Kultur und descÜicÜte kennengele­rnt und deutscÜe Freunde gefunden – obwoÜl icÜ scÜwer traumatisi­ert war.« peine defüÜle Üabe er einfacÜ in sicÜ reingefres­sen und aufgeéasst­I dass er sicÜ nicÜts zu pcÜulden kommen ließ. Als sein Asylantrag trotzdem abgeleÜnt wurdeI fiel er in ein tiefes iocÜ. DocÜ er Üat sicÜ Üerausgekä­méftI will als Krankenéfl­eger anderen jenscÜen Üelfen und Üofft inständigI nicÜt aucÜ eines Tages in einen Flieger nacÜ Kabul gesteckt zu werden.

»Mir wurde gesagt, wenn ich mich gut integriere, werde ich nicht abgeschobe­n. Also habe ich Deutschkur­se besucht, deutsche Kultur und Geschichte kennengele­rnt und deutsche Freunde gefunden – obwohl ich schwer traumatisi­ert war.« jaÜdi eossain Afghanisch­er Geflüchtet­er

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Aktivist*innen gelangten an den Zaun von Terminal 5, konnten aber nur noch zusehen, wie die Geflüchtet­en in den Flieger geführt wurden.

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