Polizei stoppt »Querdenken«
Frankfurt zeigt, wie man CoronaSkepsis in Schach halten kann. Derweil benutzt »Querdenken« die Erkrankung eines Grünen.
Aktive der »Querdenken«-Bewegung, für die Pandemieeindämmung Unterdrückung ist, haben sich seit langem auf die angeblich »gleichgeschalteten« öffentlichrechtlichen Medien eingeschossen. In Frankfurt ging ihre Strategie nicht auf.
Es riecht ein wenig nach Festival im Frankfurter Rebstockpark. »Folgt dem Herzen«, ruft jemand und hält ein Schild hoch. Einige Hundert Menschen laufen ihm und dem Pappmaché-Herz hinterher. Die Stimmung an diesem 11. April ist trotzdem schlecht. Denn die Forderung nach sofortiger Aufhebung der Corona-Maßnahmen wird nicht erfüllt, zudem hatte die Stadt den geplanten Aufmarsch der »Querdenker*innen« vor dem Gebäude des Hessischen Rundfunks untersagt – auch, weil in den vergangenen Wochen waren wiederholt Journalist*innen auf Querdenken-Demonstrationen angegriffen worden waren, zuletzt in Stuttgart vor gut einer Woche. Die Veranstalter*innen der Demo in der Mainmetropole hatten am Sonntag etwa 1000 Teilnehmer*innen erwartet. Es kamen weitaus weniger.
Die Stadt hatte den Protestierenden den Park am Stadtrand zugewiesen. Über Telegram, die Hauptinformationsquelle der Bewegung, riefen die Initiator*innen Nana Domena und Eva Rosen dennoch dazu auf, sich vor der Sendeanstalt zu treffen. Doch weit kam man nicht. Die Polizei hatte den Bereich weitläufig abgeriegelt.
Nana Domena ist Moderator und Entertainer. Er ruft seit Monaten bundesweit zu »Querdenken«-Demonstrationen mit auf und hält dort Reden. So ist der 39-Jährige zu einem der bekanntesten Gesichter der Bewegung geworden. Früher arbeitete er mit dem Schokoladenhersteller Lambertz zusammen. Dieser trennte sich jedoch im Januar von Domena wegen seiner Nähe zu »Querdenken«. Das Recherchenetzwerk »Correctiv« berichtete bereits im vergangenen Oktober über langjährige Verbindungen zwischen Domena und Neonazis.
Eva Rosen hat sich zum Ziel gesetzt, die Coronaskepsis in die Parteien tragen möchte. Zunächst war sie Vorsitzende der Partei »Wir2020« mit besten Verbindungen zu Querdenken. Mittlerweile ist sie der neuen Partei »Die Basis 2021« beigetreten, die das Ziel verfolgt, alle Kleinparteien zu fusionieren, die aus der Querdenken-Bewegung entstanden sind, um den Einzug in den Bundestag zu schaffen.
In Frankfurt versuchten die »Querdenker*innen« am Sonntag ihr Glück auch an der Weseler Werft, unweit der Zentrale der Europäischen Zentralbank in der Innenstadt. Dort mischten sie sich unter Demonstranten, die die Freilassung des Whistleblowers Julian Assange forderten. Als die Initiator*innen dieser Demonstration mitbekamen, dass ihre Veranstaltung gekapert wurde, sagten sie diese ab. Am Sonntagmittag kam es zu Rangeleien mit einer antifaschistischen Gruppe, die eine Gegendemo veranstaltete. Querdenken-Anwalt Marcus Haintz wurde gegenüber einer Frau gar handgreiflich, weshalb er kurzzeitig in Polizeigewahrsam genommen wurde. Später klagte er gegenüber NDR-Reportern über die erlittene »Polizeigewalt« – auf einer Demonstration, die die öffentlich-rechtlichen Medien der »Gleichschaltung« bezichtigte.
Im Rebstockpark wuchs am Nachmittag wie aus dem Nichts eine Bühne aus dem Boden. Die Polizei kontrollierte, ob die Maskenpflicht einhalten wird. Wer kein Attest hatte und den Mundschutz trotzdem nicht tragen wollte, musste gehen. Als ein Mann auch den Platzverweis ignorierte, wurde er von mehreren Polizist*innen zu Boden gerungen. »Faschismus« brüllten die Demonstrierenden. Eva Rosen kommentierte von der Bühne, die Festnahme sei inszeniert, damit »die Presse ihre hässlichen Fotos« bekomme. »Aber wir sind friedlich!«, brüllte sie ins Mikrofon.
Unweit des Meetings der Querdenker*innen bauten sich am Nachmittag fünf Mitglieder der Satirepartei »Die Partei« mit einem Schild mit der Aufschrift »Wir impfen euch alle« auf. Sie erinnerten die Demonstranten daran, dass es zu Kaisers Zeiten eine allgemeine Impflicht gab. »Ihr beteiligt euch an einem Völkermord!«, brüllte sie ein älterer Mann an. Derweil rief Nana Domena seinen Anhänger*innen im strömenden Regen zu: »Das nächste Mal kriegen die vom Hessischen Rundfunk was auf den Deez – aber friedlich natürlich.«
»Das nächste Mal kriegen die vom Hessischen Rundfunk was auf den Deez – aber friedlich natürlich.«
Nana Domena Entertainer und Querdenken-Aktivist