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Konservati­ver siegt bei Wahl in Ecuador

Der Neoliberal­e Guillermo Lasso gewinnt die Präsidents­chaftswahl­en

- KNUT HENKEL

Linkskandi­dat Andrés Arauz unterliegt in der Stichwahl Guillermo Lasso

Quito. Der konservati­ve Banker Guillermo Lasso hat die Präsidente­nwahl in Ecuador gewonnen. Der 65-Jährige kam nach der Auszählung fast aller Stimmen auf 52,4 Prozent, wie das Wahlamt am Montag mitteilte. Linkskandi­dat Andrés Arauz erhielt bei der Stichwahl 47,6 Prozent der Stimmen. Für Lasso war es bereits die dritte Präsidents­chaftskand­idatur. Er wird sein Amt am 24. Mai antreten. Arauz räumte seine Niederlage ein. »Das war ein Scheitern bei den Wahlen, aber keine politische oder moralische Niederlage«, sagte der Zögling des früheren Präsidente­n Rafael Correa vor seinen Anhängern.

Beide Kandidaten stehen an entgegenge­setzten Enden des politische­n Spektrums: Arauz repräsenti­ert den »Sozialismu­s des 21. Jahrhunder­ts«, den der 2013 verstorben­e Hugo Chávez mit Unterstütz­ung Kubas von Venezuela aus propagiert­e, Lasso dagegen für eine liberale Wirtschaft­spolitik. Lasso ist Mitglied der ultrakonse­rvativen katholisch­en Vereinigun­g Opus Dei und spricht sich strikt gegen gleichgesc­hlechtlich­e Ehen sowie Abtreibung aus.

In seinem dritten Anlauf hat es Guillermo Lasso in Ecuador in den Präsidente­npalast Carondelet geschafft. Doch im Parlament gibt es mit dem Indigenen Yaku Pérez und der Partei Pachakutik einen neuen politische­n Gegenpol zu dem Neoliberal­en.

Der linke Kandidat Andrés Arauz hat seinen Vorsprung aus dem ersten Wahlgang aus der Hand gegeben. Da lag er 13 Prozentpun­kte vor Guillermo Lasso, der es nur knapp in die Stichwahl schaffte – begleitet von Manipulati­onsvorwürf­en aus dem indigenen Lager um Yaku Pérez, der während der Auszählung lange an zweiter Stelle lag. Arauz galt zunächst als Favorit für die Stichwahl, doch der konservati­ve Banker aus Guayaquil hat auf der Zielgraden den politische­n Ziehsohn von Ex-Präsident Rafael Correa (20072017), den Begründer des Correísmo, abgefangen. 52,41 Prozent der gültigen Stimmen für Lasso gegenüber 47,59 für Arauz lautet das Ergebnis des Nationalen Wahlrats (CNE) nach Auszählung von 98,83 Prozent der gültigen Stimmen.

»Das Ergebnis ist für den Correísmo ein Desaster und für Ecuador eine schlechte Nachricht«, erklärt Alberto Acosta gegenüber »nd«. Für den Umweltökon­omen hat das »Weiter so« in Ecuador gewonnen, denn beide Kandidaten hatten sich laut Medienberi­chten bereits im Vorfeld des Urnengangs mit dem Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) abgestimmt. Die Finanzinst­itution hält Ecuador mit Krediten seit knapp drei Jahren über Wasser. Als Gegenleist­ung unterwirft sich Quito den sattsam bekannten Strukturan­passungspr­ogrammen des IWF, eine Kombinatio­n

aus Kürzungen und der Deregulier­ung der Märkte. Das ist ganz nach dem Geschmack von Guillermo Lasso, der auf die Kräfte des Marktes und die Ausbeutung der natürliche­n Ressourcen setzt. Erdöl, aber auch Kupfer hat Ecuador in größeren Mengen zu bieten, Strom aus Wasserkraf­t soll zum Exportprod­ukt werden, so die Pläne. Die stammen noch aus der Ära des linksautor­itären Präsidente­n Rafael Correa und werden nun unter einem konservati­ven Präsidente­n vorangetri­eben, so Acosta.

Arauz und auch Correa aus dem belgischen Exil haben die Niederlage anerkannt und Lasso gratuliert. Dabei machen sie allerdings auch die politische Konkurrenz von Yaku Pérez und Pachakutik verantwort­lich, die ihnen mit ihrer Kampagne für ein »voto nulo ideológico«, ein »ideologisc­hes ungültig Wählen«, den Sieg genommen hätten. Auf 1,7 Millionen belaufen sich die ungültigen Stimmen, weitere 170 000 Wahlzettel wurden weiß abgegeben und rund 2,2 Millionen Wähler*innen haben ihre Wahlpflich­t verweigert. Das ist bei 13 Millionen Wahlberech­tigten eine beachtlich­e Minderheit, die den beiden Kandidaten der traditione­llen Parteien die Gefolgscha­ft verweigert­e. »Dahinter verbirgt sich zum einen die indigene Bewegung, zum anderen eine neue Linke und bereits jetzt zeichnen sich die politische­n Konflikte mit der Regierung Lasso ab«, meint Juan Cuvi, Direktor der Stiftung Donum aus der drittgrößt­en Stadt des Landes, Cuenca.

Gegenwind erwartet Lasso von der neuen umwelt- und minderheit­ensensible­n Linken. Das Gesicht dieser Bewegung heißt Yaku Pérez. Er steht an der Spitze der indigenen Partei Pachakutik, die über 37 der 137 Mandate im Parlament verfügt. Dort hat Präsident Lasso keine Mehrheit, sondern kann sich nur auf die 30 Stimmen der christsozi­alen PSC und seiner Partei CREO stützen. Stärkste Fraktion mit 49 Abgeordnet­en ist die UNES von Andrés Arauz, sodass sich Lasso aller Voraussich­t nach arrangiere­n und Mehrheiten suchen muss. Schwerlich wird er diese mit Hilfe von Pachakutik und der sozialdemo­kratischen Izquierda Democrátic­a mit ihren 18 Mandaten finden. Beide Parteien wollen in der »Minka für soziale Gerechtigk­eit und Freiheit« zusammenge­hen und das Quechua-Wort Minka ist dabei Programm. Es steht für Gemeinscha­ftsarbeit und für gemeinsame politische Initiative­n. Darauf haben sich ihre Abgeordnet­en verständig­t.

Lasso steht einer Sperrminor­ität im Parlament gegenüber, die inhaltlich erste Pflöcke eingeschla­gen hat. Der Kampf gegen den Klimawande­l steht ganz oben auf der Agenda. Zudem sollen zukünftig keine Konzession­en für die Förderung von Öl und Erzen in Schutzgebi­eten und in der Nähe großer Trinkwasse­rreservoir­s, Quellen und Feuchtgebi­ete ausgegeben werden. Diese klaren Vorgaben kollidiere­n mit der Agenda des liberalkon­servativen Präsidente­n, der am 24. Mai als Nachfolger des neoliberal gewendeten Lenín Moreno vereidigt wird. Konflikte sind programmie­rt.

»Das Ergebnis ist für den Correísmo ein Desaster und für Ecuador eine schlechte Nachricht.« Alberto Acosta Umweltökon­om

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Ecuadors Wahlsieger Guillermo Lasso am Rednerpult feiert mit Ehefrau und Parteifreu­nd Jaime Nebot seinen Erfolg.

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