Rechter Shitstorm gegen Grünen-Aktivisten
Danilo Zoschnik machte öffentlich, dass er nach einer Astra-Zeneca-Impfung eine Lungenembolie erlitt
Am 31. März haben Sie auf Twitter öffentlich gemacht, dass Sie nach der Impfung mit dem Vakzin von Astra-Zeneca eine Lungenembolie entwickelt haben. Wieso wurden Sie schon geimpft?
Ich bin als Lernassistent an einem Oberstufenzentrum tätig und habe deswegen von meiner Hausärztin eine Impfberechtigung erhalten.
Wie hat sich die Erkrankung bemerkbar gemacht?
Ich wurde an einem Freitag geimpft und hatte am Montag ein Stechen und Ziehen beim Atmen in der Brust, was sich über den Rücken gezogen hat. Ich habe es dann untersuchen lassen, meine Hausärztin hat mir Blut abgenommen. Sie hat festgestellt, dass die DDimere-Werte relativ hoch sind, was auf eine Lungenembolie hinweist. In meinem Alter ist die relativ unwahrscheinlich, im Zusammenhang mit der kürzlich zurückliegenden Impfung kam es aber durchaus in Frage.
Welche Reaktionen haben Sie auf Ihren Tweet erhalten?
Menschen, die mir schon länger auf dem Kurznachrichtendienst folgen, haben mir gute Besserung gewünscht und ihre Solidarität ausgesprochen. Aber es gab sehr schnell auch Häme, eindeutig von Leuten, die aus der Querdenken-Richtung kamen und politisch rechts eingestellt waren. Die haben es dann auch in ihren Kreisen geteilt.
Was haben die genau geschrieben?
Zum Beispiel, dass ich das verdient hätte, weil ich ja so ein Impf-Fanboy sei. Es gab viele nicht besonders kreative Beleidigungen wie »Impfnazi« und »Regime-Lakai«, oder dass es »natürliche Auslese sei«, dass ich jetzt von einer Embolie betroffen bin.
Wie haben Sie darauf reagiert?
ins Gespräch zu kommen, zum Beispiel mit Personen, die fragten, ob ich mich noch ein zweites Mal impfen lassen würde. Denen habe ich geantwortet, dass ich es mit einem anderen Impfstoff machen lassen würde, wenn meine Ärzte keine Bedenken hätten.
Ihr erster Tweet zur Erkrankung nach der Impfung ist fast zwei Wochen alt. Bekommen Sie mittlerweile weniger Nachrichten aus dem Querdenken-Lager?
Es ist leider viel mehr geworden. Das liegt daran, dass mein Tweet in großen Gruppen wie dem offiziellen Telegram-Kanal von Attila Hildmann geteilt wurde. Auch der umstrittene Arzt Wolfgang Wodarg hat meinen Tweet auf seiner Facebook-Seite geteilt. Dadurch habe ich jetzt auf Facebook, Instagram und Twitter dauernd Nachrichtenanfragen, darunter sind auch viele Beleidigungen.
Wie haben Sie davon erfahren, dass der rechte Verschwörungstheoretiker Attila Hildmann Ihren Tweet geteilt hat?
Ich habe Freund*innen, die inkognito und nur passiv in diesen Telegram-Gruppen sind, um zu sehen, was da geschrieben wird, die haben mich informiert.
Wie viele unsachliche Kommentare löschen Sie täglich ungefähr und wie viele Accounts blockieren Sie am Tag?
Ich denke, ich lösche aktuell jeden Tag ein paar Dutzend Kommentare und blockiere etwa 50 Accounts.
Würden Sie künftig trotz des Hasses, den Sie jetzt erfahren, so etwas wieder öffentlich machen?
Ja, definitiv. Ich möchte und werde mir nicht von Rechten diktieren lassen, was ich sage oder poste und was nicht.
Wie haben Menschen in ihrem Umfeld auf die Erkrankung reagiert, gab es jemanden, der oder die deswegen skeptisch gegenüber dem Impfstoff geworden ist?
Für die meisten war es ein Schock. Vor allem waren viele um mich besorgt. Bei einigen Familienmitgliedern und Freund*innen kam durchaus Skepsis auf. Das kann ich zwar verstehen, aber ich versuche, dagegen zu argumentieren.
Sie haben auch schon wegen Ihres Engagements bei den Grünen Attacken erlebt.
Ja, und deswegen prallen diese Kommentare jetzt auch eher an mir ab. Außerdem habe ich viele gute Leute, die sich solidarisch zeigen. Man kennt es leider allgemein, wenn man politisch aktiv ist, dass Leute einen beleidigen oder krude Thesen äußern.
Gehen Sie rechtlich gegen Beleidigungen vor?
Es gibt ja die Webseite »Hass melden«. Ich mache Screenshots von den beleidigenden Tweets und Postings und auch von den Profilen von Leuten, die besonders drastisch formulieren. Und ich überlege natürlich auch, ob ich rechtliche Schritte einleiten kann.
Leute, die beleidigend geworden sind, habe ich blockiert. Mit manchen habe ich versucht,