Angriff auf iranische Atomanlage
USA verdächtigen Israel
Washington. Der mutmaßliche Angriff auf die Atomanlage Natans im Iran dürfte nach Informationen der »New York Times« die Urananreicherung dort um Monate zurückwerfen. Das berichtete das Blatt am Montag unter Berufung auf zwei ranghohe US-Geheimdienstmitarbeiter, die die Attacke als israelische Geheimdienstoperation einstuften. Demnach soll der Angriff eine heftige Explosion ausgelöst und das gesamte Stromnetz einer Untergrundanlage zerstört haben, in der Zentrifugen für die Urananreicherung hergestellt werden. Es werde mindestens neun Monate dauern, die Schäden zu beheben, hieß es.
Nach Einschätzung der »New York Times« hat der Angriff die Verhandlungsposition des Irans bei den Atomgesprächen in Wien erheblich geschwächt, die das Atomabkommen von 2015 retten sollen. Der Grund: Iran soll neue Zentrifugen zur Urananreicherung als Druckmittel eingesetzt haben.
Vonseiten Teherans wurden die Folgen der Attacke allerdings deutlich weniger dramatisch dargestellt. Das Außenministerium gab an, bei dem Angriff sei nur die Produktionslinie der älteren Zentrifugen beschädigt worden. »Die Schäden beziehen sich auf die IR-1 Zentrifuge, aber wir stellen in der Zwischenzeit bereits die IR-9 Generation her«, so Außenamtssprecher Said Chatibsadeh am Montag.
In Wien geht es um die Zukunft des historischen Abkommens, das den Iran am Bau von Kernwaffen hindern, ihm aber die zivile Nutzung der Kernkraft ermöglichen soll. Israel lehnt den Deal ab.
Politische Hardliner im Iran forderten Präsident Hassan Ruhani nach dem Zwischenfall in Natans auf, die für diese Woche geplanten diplomatischen Verhandlungen zur Rettung des Atomabkommens abzubrechen. Auch Außenminister Mohammed Dschawad Sarif schloss sich dieser Forderung in seiner Funktion als Atomchefunterhändler im iranischen Parlament an.