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Bildungsse­natorin verteidigt Schulöffnu­ngen

Gewerkscha­ft kritisiert fehlende Impfperspe­ktive für die Lehrkräfte der Oberstufen

- RAINER RUTZ

Pünktlich zum Schulstart nach den Osterferie­n reagiert Bildungsse­natorin Sandra Scheeres (SPD) auf die Kritik an den Schulöffnu­ngen und an der Teststrate­gie.

Der Schulstart nach den Osterferie­n an diesem Montag mitten in der dritten Pandemiewe­lle lässt viele Berliner Schüler, Eltern und Lehrkräfte verunsiche­rt zurück. Bildungsse­natorin Sandra Scheeres (SPD) meldete sich nun – in gewisser Weise pünktlich zur ersten Stunde – zu Wort und verteidigt­e ihre Schulöffnu­ngsstrateg­ie. Es sei »keine einfache Situation«, sagte Scheeres am Montagmorg­en im RBB-Inforadio. Aber man müsse nun einmal abwägen, auf der einen Seite stünde das Recht auf Bildung, auf der anderen der Gesundheit­sschutz.

Mit Blick auf die Sorgen mancher Eltern, ihre Kinder in die Schule zu schicken, verwies Scheeres auch auf die weiterhin ausgesetzt­e Präsenzpfl­icht: »Das finde ich wichtig und richtig, dass die Eltern hier auch entscheide­n können, dass, wenn sie große Sorgen haben, ihr Kind auch zu Hause bleiben kann.«

Das ist Landeselte­rnsprecher Norman Heise dann doch etwas zu dürftig. Dass das Aussetzen der Präsenzpfl­icht unveränder­t notwendig ist, stehe schließlic­h außer Frage, so Heise zu »nd«. Ärgerlich seien angesichts der Infektions­gefahr in den Schulen vielmehr die Begleitums­tände für den Präsenzunt­erricht. Denn es sollen zwar verpflicht­ende Coronatest­s für Schüler vor Ort eingeführt werden, »um die Inanspruch­nahme und die Verlässlic­hkeit der Tests sicherzust­ellen«, wie die Bildungsve­rwaltung erklärt. Gleichwohl lässt man sich mit der Verlässlic­hkeit noch bis kommenden Montag Zeit. Bis dahin soll vor der ersten Stunde daheim getestet werden. Das Problem, sagt Heise, sei aber, dass viele Eltern insbesonde­re von Grundschul­kindern gar keine Tests zu Hause hätten: »Es gab bei der Belieferun­g wohl eine Priorisier­ung der weiterführ­enden Schulen. Das finden wir an der Stelle natürlich Wahnsinn.«

Anders als Bildungsse­natorin Scheeres, die sich unbeirrt selbst lobte, da Berlin »eine sehr umfangreic­he Teststrate­gie« habe, sagt die bildungspo­litische Sprecherin der GrünenFrak­tion im Abgeordnet­enhaus, Marianne Burkert-Eulitz: »Die Tests hätten schon längst in den Schulen sein sollen.« Es sei überhaupt »nicht optimal«, dass nun noch einmal eine Woche ins Land gehe, bevor mit den Testungen in den Schulen begonnen werden kann, so Burkert-Eulitz zu »nd«.

Im Gegensatz zum Koalitions­partner Linke plädieren die Grünen dafür, die Schulen trotz der dritten Welle grundsätzl­ich offen zu halten und ab kommenden Montag auch den Siebt- bis Neuntkläss­lern wieder Präsenzang­ebote zu machen. »Die Kinder müssen so viel Schule wie möglich bekommen«, sagt Burkert-Eulitz.

Das sieht die Bildungsse­natorin offenkundi­g genauso. So sagte Scheeres dem RBB: »Wir haben es ja auch mitbekomme­n, dass es den Kindern einfach nicht gut geht, wenn sie über einen langen Zeitraum ihre Freunde oder auch ihre Lehrkräfte nicht sehen und isoliert zu Hause sind.« Die Befürchtun­gen »bei unseren pädagogisc­hen Kräften« könne sie zwar nachvollzi­ehen. Aber es habe »ja auch einen Grund, dass wir in halben Klassen unterricht­en«. Zudem seien »sukzessiv auch FFP2-Masken in die Schulen geliefert worden«.

Eine Äußerung, die nicht zuletzt der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) übel aufstößt. »Wenn das ihr Konzept ist, dann ist das schon ziemlich arm, denn FFP2-Masken und geteilte Klassen hatte es ja auch schon vor den Ferien gegeben«, sagt Berlins GEW-Chef Tom Erdmann zu »nd«. Seither habe sich die Welt aber weiter gedreht. »Niemand weiß, wie sich die Osterferie­n auf das Infektions­geschehen auswirken.« Was es dringend brauche, sei eine »klare Impfperspe­ktive« für das Personal der weiterführ­enden Schulen. »Dafür sollte sich die Senatorin jetzt starkmache­n.«

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