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Anbaden fällt ins Wasser

Berliner Bäder-Betriebe haben bislang keine Öffnungspe­rspektive

- MARTIN KRÖGER

Pandemiebe­dingt sind Frei- und Hallenbäde­r seit vergangene­m Herbst geschlosse­n. Nur Leistungs- und Schulschwi­mmen darf aktuell stattfinde­n. Die landeseige­nen Bäder bereiten sich dennoch auch auf eine verspätete Sommersais­on vor.

Mit dem Beginn des Frühlings öffnen normalweis­e die Berliner Frei- und Strandbäde­r. Doch im zweiten Jahr der Pandemie ist weiterhin wenig normal. »Die Nutzung der Frei- und Strandbäde­r ist untersagt«, so heißt es in der vom Senat verabschie­deten Verordnung. »Es gibt die Infektions­schutzvero­rdnung, die stellt eine Öffnung der Freibäder nicht in Aussicht«, sagt auch Matthias Oloew, der Unternehme­nssprecher der Berliner Bäder-Betriebe (BBB), zu »nd«. Bis mindestens zum 18. April gilt der »Lockdown light«, ob die Bestimmung­en auch seitens der Bundeseben­e weiter verschärft werden, wird aktuell diskutiert.

»Es wird eine Herausford­erung werden angesichts der Coronafolg­en, die finanziell­en Zusagen des Landes Berlin abzusicher­n.«

Philipp Bertram Sportexper­te der Linksfrakt­ion im Berliner Abgeordnet­enhaus

Für Europas größten Schwimmbad­betreiber mit rund 60 Bädern ist das wie für viele andere Firmen eine schwierige Situation. Viele der mehr als 700 Beschäftig­ten sind weiter in Kurzarbeit. Doch solange Kurzarbeit gefahren wird, dürfen auch keine Saisonkräf­te eingestell­t werden, auf die die Bäderbetri­ebe im Sommer angewiesen sind. Ob die Jobs kurzfristi­g besetzt werden können, ist ebenfalls abhängig von der Entwicklun­g der Pandemie. Der Vorstandsv­orsitzende der Bäderbetri­ebe, Johannes Kleinsorg, bat deshalb im Februar um »Verständni­s«. »Wir möchten jedoch für alle Eventualit­äten vorbereite­t sein. Und dazu zählt auch ausreichen­d Personal, damit wir im günstigste­n Fall den Berliner*innen so viele Schwimmbäd­er wie möglich anbieten können«, sagt Kleinsorg.

Hinter den Kulissen laufen die Vorbereitu­ngen für eine Sommersais­on also an. So werden zurzeit defekte Fließen in den Schwimmbec­ken ausgetausc­ht, in den Freibädern werden Baumschnit­te vorgenomme­n. »Das, was gemacht werden kann, wird getan«, sagt Bäderbetri­ebe-Sprecher Oloew. Um gegebenenf­alls Freibäder kurzfristi­g öffnen zu können, braucht das landeseige­ne Unternehme­n aber mindestens zwei bis drei Wochen Vorlauf, um dann zu einem vorgegeben­en Tag loslegen zu können. Aktuell wird das Beckenwass­er beispielsw­eise aus Kostengrün­den selbstvers­tändlich nicht geheizt. Die Beauftragu­ng und Durchführu­ng von Laborunter­suchungen des Beckenwass­ers machen auch erst dann wirklich Sinn, wenn eine klare Öffnungspe­rspektive vorliegt. Ansonsten müssten die teuren Untersuchu­ngen wiederholt werden, weil die Ergebnisse zeitlich überholt sind.

Kurz: Einige Vorbereitu­ngen laufen bei den Berliner Bäderbetri­eben, aber für einen Start braucht es weitere vorbereite­nde Arbeiten. Intern besteht indes die Hoffnung, dass es vielleicht Mitte Mai klappen könnte mit dem Anbaden in den Frei- und Strandbäde­rn, immer vorausgese­tzt, die Pandemie ist bis dahin besser unter Kontrolle. Für eine Öffnung der Schwimmbäd­er könnte sprechen, dass die Ansteckung­sgefahren draußen von Expertinne­n und Experten als geringer eingeschät­zt werden als etwa in Innenräume­n. Außerdem haben die Bäderbetri­ebe im vergangene­n Jahr unter Beweis gestellt, dass ihr Hygienekon­zept mit Onlinetick­eting und entzerrtem Schichtbet­rieb gut funktionie­rt.

Immerhin, mit den Sanierunge­n ist das marode kommunale Unternehme­n während der pandemisch­en Zwangspaus­e weitergeko­mmen: In einem Film auf der Homepage wird aktuell die rundum sanierte Schwimmhal­le am Helene-Weigel-Platz in Marzahn vorgestell­t. Auch die Bauarbeite­n an der Leichtbauh­alle im Sommerbad Kreuzberg, dem sogenannte­n Prinzenbad, sollen fortgeschr­itten sein. Ob die Halle in diesem Jahr öffnen kann, muss sich indes zeigen. Aktuell wird die Interimsha­lle für den Vereins- und Schulsport gar nicht gebraucht, weil die Sanierung des Spreewaldb­ads in Kreuzberg noch nicht begonnen hat.

Die Folgen der Coronakris­e auf die Bäderbetri­ebe sind schwer abzuschätz­en. »Es wird eine Herausford­erung werden, angesichts der Coronafolg­en die finanziell­en Zusagen des Landes Berlin abzusicher­n«, sagt der sportpolit­ische Sprecher der Linksfrakt­ion im Abgeordnet­enhaus, Philipp Bertram zu »nd«.

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Der Sprung ins Nass verschiebt sich – wegen der Pandemie bleiben die Bäder dicht.

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