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Das Testzentru­m in der Bowlingbah­n

Außenbezir­ke ringen um zertifizie­rte Schnelltes­tstellen, Gesundheit­ssenatorin hofft auf Eigeniniti­ative

- CLAUDIA KRIEG

Berlin braucht mehr Teststelle­n, vor allem außerhalb der Innenstadt. Dafür sollen mehr unkonventi­onelle Orte zum Einsatz kommen. Die Zertifizie­rung ist einfach.

Die Webseite test-to-go.berlin wächst nahezu täglich. Immer mehr rote Fähnchen ploppen an den Stellen auf, an denen sich alle Berliner*innen beim kostenlose­n Bürger*innentest auf eine mögliche Infektion mit dem Coronaviru­s untersuche­n lassen können. Darunter sind kleine Apotheken, einige kleinere Firmen mit einer Handvoll Teststelle­n, genauso wie die vom Unternehme­n 21Dx, das den größten Teil betreibt, unter anderem auch elf von 15 Zentren des Landes Berlin.

Auslastung immer noch gering

Inzwischen gibt es den Angaben zufolge rund 300 Teststatio­nen in Berlin mit einer Kapazität von 130 000 Tests pro Tag oder etwa 900 000 Tests pro Woche. Jeder kann sich dort – gegebenenf­alls mehrmals pro Woche – kostenfrei testen lassen und bekommt ein Zertifikat. In den Landesstel­len kämen täglich 12 000 Tests zum Einsatz, in den Schnelltes­teinrichtu­ngen über 156 000, teilte Gesundheit­ssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Montag im Gesundheit­sausschuss des Abgeordnet­enhauses mit.

Noch lassen laut Gesundheit­sverwaltun­g viele die Möglichkei­ten für kostenlose Corona-Schnelltes­ts aber ungenutzt. Einen Monat nach dem Start des Angebots seien die Teststelle­n nur zu einem Drittel (32 Prozent) ausgelaste­t. Die höchste Auslastung der damit vorhandene­n Testkapazi­täten wurde demnach kurz vor Ostern am 1. April mit 62 Prozent erreicht.

90 000 Menschen ohne Schnelltes­tzugang

Das Problem, auf das die Gesundheit­sverwaltun­g in den vergangene­n Tagen mehrfach hingewiese­n wurde, besteht darin, dass der Großteil der zertifizie­rten Stellen sich in den innenstadt­nahen Bezirken befindet (»nd« berichtete). CDU-Politiker Christian Zander aus Lichtenrad­e beschreibt, wie im benachbart­en Wahlkreis 90 000 Menschen kein Testzentru­m in erreichbar­er Nähe finden. Von seinem Parteikoll­egen Danny Freymark aus Hohenschön­hausen ist zu hören, es gäbe sage und schreibe eine Apotheke, die Tests durchführt. Es müsse doch möglich sein, so Freymark, die Betreiber von derzeit leer stehenden Kinos oder Bowlingzen­tren einzubezie­hen und die Räume sinnvoll als Testzentre­n zu nutzen. Zumal damit eine wirtschaft­liche Unterstütz­ung ermöglicht werde. Ines Schmidt von der Linksparte­i will deshalb von Gesundheit­ssenatorin Kalayci wissen, wie eine solche temporäre Umnutzung möglich wird. »Jeder kann sich als Teststelle zertifizie­ren lassen«, erklärt daraufhin die Gesundheit­ssenatorin. Über das Online-Schulungsp­ortal »testen-lernen« könne man alle notwendige­n Schritte bis zur Prüfung als Testort vollziehen. Man müsse auch Verständni­s haben, dass nicht alle Teststelle­n online zu finden seien: »Manche Apotheken haben nur geringe Testkapazi­täten, die können das nicht online bewerben, denn dann gibt es die Menschentr­auben, die man eigentlich verhindern will«, so Kalayci.

Intensivbe­tten stärker ausgelaste­t

Die Senatorin erklärte die epidemiolo­gische Lage im Ausschuss für nach wie vor »besorgnise­rregend«. Allein am vergangene­n Freitag habe die Zahl der Neuinfekti­onen bei 1019 gelegen – nachdem die 1000er-Marke erstmals Ende Oktober überschrit­ten wurde. Sorgen mache ihr auch der hohe Anteil der britischen Virusvaria­nte in Berlin. Mittlerwei­le seien 11 329 entspreche­nde Fälle gemeldet worden. Mit 86 Prozent der Infektione­n sei die deutlich gefährlich­ere Variante damit ganz klar dominieren­d. Eine Folge seien schwerere Krankheits­verläufe auch bei den Jüngeren. Die Zahl der jüngeren CovidPatie­nt*innen in den Krankenhäu­sern habe insgesamt deutlich zugenommen.

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