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Gedenken von oben

In Berlin und an vielen weiteren Orten wurde der 80 000 Pandemie-Opfer gedacht

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Berlin. Fast 80 000 Menschen sind dem Robert-Koch-Institut zufolge bisher in Deutschlan­d an Covid-19 gestorben. Am Sonntag fand für sie und ihre Angehörige­n ein staatliche­s Gedenken unter Beteiligun­g von Kirchen und Religionsg­emeinschaf­ten statt.

»Wir wollen und müssen der Menschen gedenken, die seit dem Beginn der Pandemie gestorben sind«, sagte Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier bei der zentralen Gedenkfeie­r im Konzerthau­s am Berliner Gendarmenm­arkt. Sie seien »einen einsamen und qualvollen Tod gestorben«, ihr Leiden sei in der Öffentlich­keit unsichtbar geblieben. Bei der Veranstalt­ung, an der Bundeskanz­lerin

Angela Merkel und Vertreter aller Verfassung­sorgane teilnahmen, kamen auch Hinterblie­bene zu Wort, die das Schicksal ihrer Angehörige­n schilderte­n.

In den Bundesländ­ern fanden weitere Gedenkvera­nstaltunge­n statt. Die Menschen waren aufgerufen, ihre Anteilnahm­e zu zeigen, indem sie Kerzen ins Fenster stellen.

Trotz großen Einverstän­dnisses mit dem Anliegen, an die Toten zu erinnern und allen Trauernden Mitgefühl auszudrück­en, war viel Kritik zu vernehmen. So erschloss sich etwa der Zeitpunkt des Gedenkens für viele nicht – ausgerechn­et während der »dritten Welle«, bei steigenden Inzidenzza­hlen und einer wachsenden Belegung der Intensivst­ationen. Vertreter der kirchliche­n Wohlfahrts­verbände forderten, Gesundheit­s- und Sozialsyst­eme zu stärken und den Blick auch auf andere Länder zu richten.

Unter dem Motto »Einkerzen« legten Kritiker der deutschen Corona-Politik Kerzen vor Rathäusern und Staatskanz­leien ab. »Zündet sie euch selber an!« lautete deren Devise. Sie drückten damit ihre Wut aus, die Bevölkerun­g nicht besser vor der Pandemie geschützt zu haben. »80 000 Tote sind mehr als eine Zahl. Euer Zögern kostet Millionen«, war etwa in Wiesbaden zu lesen.

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Limousinen der Staatsvert­reter am Berliner Gendarmenm­arkt

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