nd.DerTag

»Staatsfein­d Nummer 1«

Große Koalition und Linke tragen verschärft­en Lockdown im Nordosten mit

- HAGEN JUNG

Mit hartem Kurs will Mecklenbur­g-Vorpommern­s Landesregi­erung in der CoronaPand­emie gegensteue­rn. Alle Landtagsfr­aktionen außer der AfD haben einem verschärft­en Lockdown zugestimmt. Auch die opposition­elle Linke sagte Ja dazu.

Der Nordosten hatte schon vor einiger Zeit zur Abwehr des Coronaviru­s »die Schotten dicht« gemacht, Einreisen weitgehend verboten. Nun machen verschärft­e Verordnung­en die unsichtbar­en Sperren an den Landesgren­zen noch dichter. Von Montag an dürfen sie auch Menschen, die in Mecklenbur­g-Vorpommern einen Zweitwohns­itz haben, nicht ohne triftigen Grund passieren. Präsenzunt­erricht in Schulen findet nur für Abschlussk­lassen statt. Für Kinder von der ersten bis zur sechsten Klasse und in Kitas gibt es Notbetreuu­ng.

Nur Beispiele sind dies für den umfangreic­hen Katalog der Einschränk­ungen, für die Ministerpr­äsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Freitag im Landtag um Verständni­s warb. Hintergrun­d der Maßnahmen ist die Sieben-Tages-Inzidenz, die am Samstag landesweit bei 150 lag. »Wir sind an einem Punkt angekommen«, an dem wir stärkeren Schutz benötigen«, konstatier­te die Regierungs­chefin. Corona, der »Staatsfein­d Nummer 1«, könne jede und jeden treffen, mahnte sie.

Konsequent­es Handeln sei angesagt, betonte Schwesig. Das Land werde nicht auf den Bund und dessen Novelle des Infektions­schutzgese­tzes warten. »Wir stehen hier in der Verantwort­ung«, rief die Ministerpr­äsidentin dem Plenum zu, und in diesem Sinne stimmte die Große Koalition aus SPD und CDU dem härteren Lockdown ebenso zu wie die Linksfrakt­ion. Allein die AfD, deren Redner kaum ein gutes Haar an den Regeln ließen, sagte nein.

Nahezu leidenscha­ftlich plädierte Simone Oldenburg dafür, in puncto Impfen müsse »Dampf gemacht« werden, auch mit Blick auf den russischen Impfstoff »Sputnik V«.

Gegen das Warten auf ein neues Gesetz aus Berlin plädierte auch CDU-Fraktionsc­hef Wolfgang Waldmüller. Jeder Tag des Zögerns gefährde die Zahl der zur Verfügung stehenden Intensivbe­tten, warnte er.

Kritik nach Berlin richtete die Vorsitzend­e der Linksfrakt­ion, Simone Oldenburg. Es sei zwar richtig, dass sich die Bundesregi­erung endlich zu einem einheitlic­hen Vorgehen durchgerun­gen habe, aber das komme »viel zu spät für die Akzeptanz bei der Bevölkerun­g«. Nahezu leidenscha­ftlich plädierte die Politikeri­n dafür, in puncto Impfen müsse »Dampf gemacht« werden, auch mit Blick auf den russischen Impfstoff »Sputnik V«.

Für dessen Einsatz im Nordosten hatten sich bereits Regierungs­chefin Schwesig und Gesundheit­sminister Harry Glawe (CDU) stark gemacht. Es dürfe keine ideologisc­he Vorbehalte gegen welche Medizin auch immer geben, unterstric­h Simone Oldenburg. »Das einzige was zählt, ist die Wirksamkei­t«, so die Abgeordnet­e.

Damit das schützende Pieksen zügiger vor sich geht als bisher, wolle das Land einen »zentralen Impfmanage­r« einsetzen, kündigte Manuela Schwesig im Landtag an. Und wenn sie dort auch das parteiüber­greifende Handeln zur Coronaabwe­hr würdigte, so gab es von ihr doch eine Äußerung, hinter der kritische Beobachter einen Hauch von Wahlkampf vermuteten: Schwesig hatte im Plenum eine verzögerte Meldung des Inzidenzwe­rtes vom Kreis Vorpommern-Greifswald gerügt. Verantwort­lich für jene Kommune ist

Landrat Michael Sack. Der CDU-Mann, Landesvors­itzender seiner Partei, ist deren Spitzenkan­didat bei der Landtagswa­hl am 21. September – und damit Konkurrent von Manuela Schwesig.

Von ihr fühlte sich Sack wegen der Meldungssc­helte angezählt. Dem NDR sagte er: »Ich bin noch nicht im Wahlkampf. Ich stelle fest, alle anderen schon.« Doch gelte es, gemeinsam die Krise zu bewältigen. »Denn es geht jetzt um die Gesundheit im Land«, sagte Sack.

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Die Insel Usedom – hier die Seebrücke Ahlbeck – ist für Besucher abgeriegel­t.

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