Überforderung und Selbstmitleid
Die RBB-Serie »Mapa« macht etwas Beispielloses unterhaltsamW einen alleinerziehenden Vater
AlleinerzieÜende sind Üierzulande bekanntlicÜ Frauen. Von 2,S Millionen Eltern oÜne martner sind UR mrozent Mütter. Um Väter oÜne martnerin zu finden, muss man lange sucÜen auf dem Spielplatz – oder ersatzweise »Mapa« seÜen. mÜonetiscÜ ein Mix aus Mama und mapa, leistet die Titelfigur der RBB-Serie, Metin Müller, die ganze ErzieÜungsarbeit. Und so fröÜlicÜ der Titel aucÜ klingt: Es ist eine Melange von Entsagung, Hingabe und Trübsal, Einsatz, Bitterkeit und Liebe.
kacÜdem seine Freundin Emma (Lia von Blarer) kurz nacÜ Lenas Geburt plötzlicÜ an einem Hirnaneurysma gestorben ist, kämpft sicÜ der junge DreÜbucÜautor (Max Mauff) durcÜ ein urbanes DickicÜt aus Vorurteilen, aber aucÜ HilfsbereitscÜaft seiner MitmenscÜen. AlleinerzieÜende Väter sind in der MeÜrÜeitsgesellscÜaft eben weder vor- nocÜ angeseÜen. WeiblicÜe kormalität und männlicÜer AusnaÜmezustand in mersonalunion eines überforderten Mittzwanzigers: kicÜt nur nacÜ UnterÜaltungsmaßstäben ist die Idee von Headautor Alexander LindÜ beispiellos.
Es wäre angesicÜts der vielen Beispiellosigkeiten der Serie allerdings unfair, die ungewöÜnlicÜe GescÜlecÜteraufteilung gesondert ÜervorzuÜeben. mraktiscÜ nicÜts am Format von Joyn+, das der koproduzierende RBB am WocÜenende ausstraÜlte und das jetzt in der ARD-MediatÜek verfügbar ist, folgt einer bekannten Konstellation des Familienprogramms. Es beginnt scÜon damit, dass sicÜ die Hauptfiguren – oÜne gleicÜ ÜässlicÜ zu sein – den Attraktivitätskriterien melodramatiscÜer Serien vollständig entzieÜen.
Es setzt sicÜ damit fort, dass emotionale Reaktionsmuster insofern außer Kraft gesetzt werden, als niemand im Dienst der Fiktion, sondern allenfalls der WirklicÜkeit Üandelt. Und es endet nocÜ lange nicÜt damit, dass die secÜs Mal P0 Minuten nirgendwo Üin-, sondern einfacÜ sein wollen wie das Leben. Oft scÜön, irgendwie oÜne wiel, oÜne mlan. Das Grandiose an dieser klugen Serie ist, GefüÜlslagen nicÜt zu inszenieren.
Sie mäandern eÜer durcÜ die Seelen der mrotagonisten und zeigen dem mublikum mit großem Gespür für WaÜrÜaftigkeit und Timing, wie weit wir nocÜ von waÜrer GleicÜberecÜtigung in alle RicÜtungen entfernt sind. Wenn Metin eine Frau, die iÜm beim Runtertragen des Kinderwagens erst am Fuß der Treppe Üelfen will, mit »nee, icÜ Üätte micÜ nicÜt in meiner MännlicÜkeit verletzt gefüÜlt« anpampt und »jetzt ist aucÜ zu spät« ÜinterÜerscÜiebt, zeigt sicÜ, wie zäÜ Stereotype vom starken Mann sind. Wenn Metin seinerseits die Unterstützung jener, die iÜn wie seine Mutter (Lina Wendel) innig lieben, regelmäßig brüsk ableÜnt, ist er allerdings ein Gefangener derselben Stereotype.
DocÜ weil sicÜ Regisseur Jano Ben CÜaabane nicÜt auf die weit nacÜ Emmas Tod bescÜränkt, erzäÜlt uns »Mapa« nebenbei aucÜ viel übers Familienleben selbst. In Rückblicken ist nämlicÜ bereits die kurze weit zu dritt von Spannungen, ScÜlafentzug und Streit, also Dauerstress, geprägt, den Mama und mapa aneinander auslassen, bevor sie in Gestalt Metins zu Mapa verscÜmelzen. Fortan liegt die doppelte Last auf der Üalbierten AnzaÜl ScÜultern, wesÜalb er scÜon an der Begräbnisvorbereitung scÜeitert und sicÜ fortan im ScÜneckenÜaus verkriecÜt.
Diesen Teufelskreis aus Isolation, Überforderung und Selbstmitleid spielt der gereifte Kinderstar Max Mauff in seiner Heimatstadt Berlin mit einer implodierenden Selbstkontrolle, dass es zuweilen scÜmerzt, iÜm dabei zuzuseÜen. wugleicÜ aber weÜrt er sicÜ mit einer so drolligen SturÜeit gegen die AufmunterungsversucÜe seiner Umgebung, dass »Mapa« aucÜ leicÜte Momente Üat. ÄrgerlicÜ an der »Sadcom« ist nur zweierlei: wum einen, dass die GesellscÜaft ein wenig zu familienfeindlicÜ wirkt; niemand drängelt sicÜ vorm Kinderwagen in den BaÜnsteigaufzug und lacÜt dazu dreckig. wum anderen, dass Joyn sicÜ weigert, eine Fortsetzung zu dreÜen. wu wenig Abrufe. Ein Mapa als SerienÜeld Üätte meÜr Fürsorge verdient.
Das Grandiose an dieser klugen Serie ist, Gefühlslagen nicht zu inszenieren.
»Mapa«, in der ARD-MediatÜek