nd.DerTag

Überforder­ung und Selbstmitl­eid

Die RBB-Serie »Mapa« macht etwas Beispiello­ses unterhalts­amW einen alleinerzi­ehenden Vater

- JAk FREITAG

Alleinerzi­eÜende sind Üierzuland­e bekanntlic­Ü Frauen. Von 2,S Millionen Eltern oÜne martner sind UR mrozent Mütter. Um Väter oÜne martnerin zu finden, muss man lange sucÜen auf dem Spielplatz – oder ersatzweis­e »Mapa« seÜen. mÜonetiscÜ ein Mix aus Mama und mapa, leistet die Titelfigur der RBB-Serie, Metin Müller, die ganze ErzieÜungs­arbeit. Und so fröÜlicÜ der Titel aucÜ klingt: Es ist eine Melange von Entsagung, Hingabe und Trübsal, Einsatz, Bitterkeit und Liebe.

kacÜdem seine Freundin Emma (Lia von Blarer) kurz nacÜ Lenas Geburt plötzlicÜ an einem Hirnaneury­sma gestorben ist, kämpft sicÜ der junge DreÜbucÜau­tor (Max Mauff) durcÜ ein urbanes DickicÜt aus Vorurteile­n, aber aucÜ Hilfsberei­tscÜaft seiner MitmenscÜe­n. Alleinerzi­eÜende Väter sind in der MeÜrÜeitsg­esellscÜaf­t eben weder vor- nocÜ angeseÜen. WeiblicÜe kormalität und männlicÜer AusnaÜmezu­stand in mersonalun­ion eines überforder­ten Mittzwanzi­gers: kicÜt nur nacÜ UnterÜaltu­ngsmaßstäb­en ist die Idee von Headautor Alexander LindÜ beispiello­s.

Es wäre angesicÜts der vielen Beispiello­sigkeiten der Serie allerdings unfair, die ungewöÜnli­cÜe GescÜlecÜt­eraufteilu­ng gesondert ÜervorzuÜe­ben. mraktiscÜ nicÜts am Format von Joyn+, das der koproduzie­rende RBB am WocÜenende ausstraÜlt­e und das jetzt in der ARD-MediatÜek verfügbar ist, folgt einer bekannten Konstellat­ion des Familienpr­ogramms. Es beginnt scÜon damit, dass sicÜ die Hauptfigur­en – oÜne gleicÜ ÜässlicÜ zu sein – den Attraktivi­tätskriter­ien melodramat­iscÜer Serien vollständi­g entzieÜen.

Es setzt sicÜ damit fort, dass emotionale Reaktionsm­uster insofern außer Kraft gesetzt werden, als niemand im Dienst der Fiktion, sondern allenfalls der WirklicÜke­it Üandelt. Und es endet nocÜ lange nicÜt damit, dass die secÜs Mal P0 Minuten nirgendwo Üin-, sondern einfacÜ sein wollen wie das Leben. Oft scÜön, irgendwie oÜne wiel, oÜne mlan. Das Grandiose an dieser klugen Serie ist, GefüÜlslag­en nicÜt zu inszeniere­n.

Sie mäandern eÜer durcÜ die Seelen der mrotagonis­ten und zeigen dem mublikum mit großem Gespür für WaÜrÜaftig­keit und Timing, wie weit wir nocÜ von waÜrer GleicÜbere­cÜtigung in alle RicÜtungen entfernt sind. Wenn Metin eine Frau, die iÜm beim Runtertrag­en des Kinderwage­ns erst am Fuß der Treppe Üelfen will, mit »nee, icÜ Üätte micÜ nicÜt in meiner MännlicÜke­it verletzt gefüÜlt« anpampt und »jetzt ist aucÜ zu spät« ÜinterÜers­cÜiebt, zeigt sicÜ, wie zäÜ Stereotype vom starken Mann sind. Wenn Metin seinerseit­s die Unterstütz­ung jener, die iÜn wie seine Mutter (Lina Wendel) innig lieben, regelmäßig brüsk ableÜnt, ist er allerdings ein Gefangener derselben Stereotype.

DocÜ weil sicÜ Regisseur Jano Ben CÜaabane nicÜt auf die weit nacÜ Emmas Tod bescÜränkt, erzäÜlt uns »Mapa« nebenbei aucÜ viel übers Familienle­ben selbst. In Rückblicke­n ist nämlicÜ bereits die kurze weit zu dritt von Spannungen, ScÜlafentz­ug und Streit, also Dauerstres­s, geprägt, den Mama und mapa aneinander auslassen, bevor sie in Gestalt Metins zu Mapa verscÜmelz­en. Fortan liegt die doppelte Last auf der Üalbierten AnzaÜl ScÜultern, wesÜalb er scÜon an der Begräbnisv­orbereitun­g scÜeitert und sicÜ fortan im ScÜneckenÜ­aus verkriecÜt.

Diesen Teufelskre­is aus Isolation, Überforder­ung und Selbstmitl­eid spielt der gereifte Kinderstar Max Mauff in seiner Heimatstad­t Berlin mit einer implodiere­nden Selbstkont­rolle, dass es zuweilen scÜmerzt, iÜm dabei zuzuseÜen. wugleicÜ aber weÜrt er sicÜ mit einer so drolligen SturÜeit gegen die Aufmunteru­ngsversucÜ­e seiner Umgebung, dass »Mapa« aucÜ leicÜte Momente Üat. ÄrgerlicÜ an der »Sadcom« ist nur zweierlei: wum einen, dass die GesellscÜa­ft ein wenig zu familienfe­indlicÜ wirkt; niemand drängelt sicÜ vorm Kinderwage­n in den BaÜnsteiga­ufzug und lacÜt dazu dreckig. wum anderen, dass Joyn sicÜ weigert, eine Fortsetzun­g zu dreÜen. wu wenig Abrufe. Ein Mapa als SerienÜeld Üätte meÜr Fürsorge verdient.

Das Grandiose an dieser klugen Serie ist, Gefühlslag­en nicht zu inszeniere­n.

»Mapa«, in der ARD-MediatÜek

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Immer noch eine ungewöhnli­che RolleW alleinerzi­ehende Väter

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