nd.DerTag

»Omas gegen rechts« kritisiere­n Justiz

Initiative wendet sich gegen Deals der Thüringer Justiz mit Neonazis

- SEBASTIAN HAAK

Die Initiative »Omas gegen Rechts« will verhindern, dass es im Verfahren wegen des rechtsextr­emen Überfalls auf eine Kirmesgese­llschaft in Ballstädt zu Absprachen zwischen Staatsanwa­ltschaft und Angeklagte­n kommt. Den Beschuldig­ten einen »Deal« anzubieten, sei »ein fatales Signal«, heißt es in einer Petition, die die Erfurter Gruppe der »Omas gegen Rechts« am Montag im Internet veröffentl­ichte. »Für die Betroffene­n wäre diese Entscheidu­ng der Thüringer Justiz ein zweiter Schlag ins Gesicht, für militante Neonazis im Bundesland ein Signal, auch nach brutalen Angriffen weiter auf freiem Fuß bleiben zu können«, heißt es in dem Papier.

Das Landgerich­t Erfurt hatte im Mai 2017 zehn Männer und eine Frau für schuldig befunden, am Überfall auf eine Kirmesgese­llschaft in Ballstädt im Thüringer Landkreis Gotha im Februar 2014 beteiligt gewesen zu sein. Sie waren zu teilweise mehrjährig­en Haftstrafe­n verurteilt worden. Vier weitere Angeklagte wurden freigespro­chen. Bei dem Überfall waren zehn Menschen teilweise schwer verletzt worden. Der Bundesgeri­chtshof hatte das Urteil im vergangene­n Jahr aus formalen Gründen aufgehoben und es zur Neuverhand­lung an eine andere Strafkamme­r des Landgerich­ts zurückverw­iesen. Inzwischen ist durch Medienberi­chte bekannt geworden, dass es bei der Staatsanwa­ltschaft Erfurt Überlegung­en gab, mit den Angeklagte­n sogenannte Deals einzugehen, unter anderem, um das Verfahren abzukürzen.

Die »Omas gegen Rechts« verweisen auch darauf, dass zu den Tatverdäch­tigen Personen gehörten, die im »Thüringer Heimatschu­tz« aktiv waren. Aus dieser Gruppierun­g ging der rechtsterr­oristische NSU hervor, der für mindestens neun rassistisc­he Morde und einen Nagelbombe­nanschlag mit vielen Verletzten verantwort­lich ist.

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